„Moderne Technik – neue Möglichkeiten der Viszeralchirurgie“ lautete der Titel des Referats. Chefarzt Professor Karl-Heinz Dietl sprach von zwei Revolutionen in der Operationstechnik, die er in seinem Berufsleben erlebt hat. Anlässlich der zweiten Revolution absolvierte er sogar Übungseinheiten in einem medizinischen Trainingszentrum in Straßburg. Zwischenzeitlich hat die neue Technik im Operationsalltag im Klinikum in Weiden ihren festen Platz bekommen.
Es ist die „da-Vinci-Chirurgie“, von der Dietl im Vergleich zu den herkömmlichen OP-Techniken sagte: „Wenn der Chirurg so ein Ding hat, nimmt er das Bessere.“ Lange Zeit sei sich die Fachwelt bei der „da-Vinci-Technologie“ nicht einig gewesen, doch jetzt sei der Damm gebrochen. Drei große Vorteile dieser Technik zählte der Chirurg auf: „20-fache Vergrößerung, sieben Freiheitsgrade der Instrumente und eine bequeme Sitzposition des Operateurs.“
Operationen könnten so erheblich exakter als zum Beispiel in der „offenen Chirurgie“, bei der über einem geöffneten Körper gearbeitet wird, durchgeführt werden. Gesprochen wird dabei von einem „Sub-Millimeter-Bereich“. Auch seien damit meist weniger Nebenwirkungen für den Patienten verbunden. „Manche Patienten müssen nicht einmal mehr auf die Intensivstation“, freute sich Dietl.
Ausdrücklich betonte er, dass die 3,7-Millionen-Investition in Anbetracht der hohen Zahl der jährlichen Operationen für das Klinikum auch wirtschaftlich sei. Dann beschrieb Dietl das neue Verfahren, das er „Telemanipulationsgerät“ nennt und sagte: „Künstliche Intelligenz kommt dabei nicht vor.“ Der Chirurg sitzt an einer Konsole und seine Befehle werden von Roboterarmen ausgeführt. Im Weidener Klinikum wurde die neueste Generation, der „da Vinci XI“, angeschafft. Zum Einsatz kommt er aktuell in der Chirurgie bei Darm- und Zwerchfell-Erkrankungen sowie in der Urologie und der Gynäkologie. Weitere Einsatzbereiche sollen noch dazu kommen.
„Die Grenzen dieser Technik sind weltweit noch nicht ausgelotet“, sagte Dietl. Technisch sei es möglich, dass der Operateur räumlich weit entfernt vom Patienten sitzt. Der Name des Systems solle an den historischen da Vinci und dessen Genie erinnern.
Zu Beginn des Vortrags wurden die anderen chirurgischen Operationstechniken vorgestellt. Als „erste Revolution“ galt die laparoskopische Chirurgie, auch als Guckloch-Chirurgie bezeichnet. Mit Hilfe optischer Instrumente werden dabei Eingriffe vorgenommen, für die Öffnungen zwischen 5 und 12 Millimeter ausreichen. Im „integrierten OP“ und im „Hybrid-OP“ der Klinik in Weiden erreicht die Laparoskopie ihren bisher höchsten Entwicklungsstand. Der operierende Arzt steuert dabei die gesamte Technik selbstständig über einen Bildschirm.
Der Hybrid-OP kombiniert Laparoskopie unter anderem mit dreidimensionaler Computertomographie. Mehrere Operateure können parallel arbeiten, sodass Patienten nicht mehr in verschiedene Operationsräume verlegt werden müssen. Auch am Klinikum in Weiden hat laut Dietl die Laparoskopie die herkömmlichen Verfahren bei geöffnetem Körper zurückgedrängt. Allerdings gibt es nach wie vor Konstellationen wie im Falle von Bauchspeicheldrüsenkrebs oder von Metastasen, die auf mehrere Organe verteilt sind, bei denen „offene Chirurgie“ zum Einsatz kommen muss. „Wenn wie in einem Falle ein 17 Kilogramm schwerer Tumor entfernt werden muss, kann das nur offen operiert werden“, stellt Dietl fest.
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