Die Verschmelzung der Volksbank Raiffeisenbank Nordoberpfalz mit der Raiffeisenbank Neustadt-Vohenstrauß ist in trockenen Tüchern. Die Fusion wurde am Mittwochabend bei der Vertreterversammlung in der Max-Reger-Halle bei vier Gegenstimmen angenommen. Die Verschmelzung tritt rückwirkend zum 1. Januar 2023 in Kraft. Damit hat die Genossenschaft ihren Marktanteil in erheblicher Weise ausgebaut. "In einem 35 bis 40 Kilometer-Radius", wie Vorstandssprecher Bernhard Wolf berichtete. Die Standorte werden um Eslarn, Moosbach, Pleystein, Waldthurn und Waidhaus erweitert.
In Altenstadt, Vohenstrauß und Neustadt, wo man doppelt besetzt sei, werde man jeweils einen der beiden Standorte aufgeben, hieß es weiter. "Größe allein macht keinen Erfolg", sagte Wolf. "Aber wir sind jetzt ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und werden dafür in ganz Bayern beneidet." Nach der Verschmelzung werde man unter Volksbank Raiffeisenbank Nordoberpfalz firmieren. Für Kunden ändere sich nichts. "Sogar die Kontonummern bleiben."
Keine Kündigungen
Die Mitarbeiter, momentan 693 bei der Volksbank Raiffeisenbank Nordoberpfalz und 129 bei der Raiffeisenbank Neustadt-Vohenstrauß, bräuchten keine fusionsbedingten Kündigungen befürchten. Stellen von Mitarbeitern, die in den Ruhestand gingen, müssten allerdings nicht sofort wiederbesetzt werden. Das Durchschnittsalter liege nun bei 41 Jahren. "Wir sind sehr jung."
Im Juni vergangenen Jahres wurde bekannt, dass drei Banken, nämlich die Volksbank Raiffeisenbank Nordoberpfalz, die Raiffeisenbank Oberpfalz NordWest und die Raiffeisenbank Neustadt/Vohenstrauß, Fusionsgespräche führten. Im September aber hieß es, eine Dreierfusion werde es nicht geben. Die Raiffeisenbank Oberpfalz NordWest wolle eigenständig bleiben. Als Gründe wurden „zum Teil unterschiedliche Philosophien und Denkweisen in den einzelnen Häusern“ genannt. Somit verfolgten die beiden verbleibenden Institute ihre Fusionspläne ohne die Nachbargenossen – seit der Vertreterversammlung am Mittwoch ist klar: mit Erfolg.
Beschlossen wurde auch eine Dividendenausschüttung von zwei Prozent. Die Mitglieder der Raiffeisenbank Neustadt-Vohenstrauß haben rückwirkend Anspruch darauf. Durch den Zusammenschluss wird eine Verbesserung der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit und die langfristige Existenzsicherung der beteiligten Genossenschaften angestrebt. Denn die Förderung der Mitglieder sei in einer mittelständisch geprägten Region nur durch dauerhafte Leistungsfähigkeit einer Genossenschaft möglich. Dies sei den steigenden Bedürfnissen der Mitglieder, dem verstärkten Wettbewerb und erheblich verschärften rechtlichen Rahmenbedingungen geschuldet.
Durch die Verschmelzung wachse die Bilanzsumme der Volksbank Raiffeisenbank Nordoberpfalz in Höhe von 3,96 Milliarden Euro um 572 Millionen Euro an. Die Kundenzahl steige um 20349 auf 122182. Neustadt/Vohenstrauß bringe sich mit 10831 Mitgliedern ein. Damit zähle die Bank nunmehr 58000 Mitglieder, erklärte der Vorstandssprecher.
„Schlimmste Inflation seit 1973“
Beschlossen wurde auch die Zusammenlegung mit der City Projectbau I GmbH und die Ausgliederung des Teilbetriebs „Warengeschäft“ aus dem Vermögen der eingetragenen Genossenschaft Volksbank Raiffeisenbank Nordoberpfalz auf die neu zu gründende Raiffeisen Waren GmbH Nordoberpfalz.
In seinem Bericht machte Wolf die Schulden- und Null-Zins-Politik der Europäischen Notenbank für die Inflation verantwortlich, die nun auch noch durch Krieg und Energiekrise angefeuert worden sei. Er sprach von der schlimmsten Inflation seit 1973. Im Juli 2022 seien die Leitzinsen erstmals seit sechs Jahren wieder angehoben worden. Sparer freuten sich. Aber Kredite hätten wieder einen höheren Preis.
Sicherheitskonzept verstärkt
Bedauerlicherweise sei 2022 das Jahr mit den meisten Sprengungen von Geldautomaten gewesen. Diverse Geldinstitute traf es. Auch im Landkreis Neustadt gab es einen Fall. Damals im Oktober sprengten Unbekannte einen Automaten in Luhe. Wenige Wochen zuvor im Juni flogen zwei Automaten in Wernberg-Köblitz in die Luft. In den vergangenen fünf Jahren waren insgesamt zwölf Geldautomaten in Oberpfälzer Banken das Ziel von Tätern, die Sprengstoff einsetzten. Deshalb setze die Genossenschaft hier verstärkt auf Sicherheit im IT-Bereich, betonte Vorstandssprecher Wolf in der Vertreterversammlung.
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