Am Städtischen Kinderhaus Tohuwabohu in Weiden geht der Betrieb am Dienstag normal weiter, verkündet Norbert Schmieglitz, Sprecher der Stadt, am Montagnachmittag auf Nachfrage. "Das Kinderhaus ist aktuell nicht von einer Streikmaßnahme betroffen." Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte für diesen Tag die kommunalen Beschäftigten in Kitas, Kindergärten und Einrichtungen für Menschen mit Behinderung zum Warnstreik aufgerufen. Bewusst war dies für den Internationalen Frauentag geplant worden, denn in Kinderbetreuungseinrichtungen arbeiten laut Verdi 94 Prozent Frauen. Das Datum stößt bei Müttern allerdings durchaus auf Kritik, denn wenn die Kinderbetreuung wegen des Streiks wegfällt, trifft dies berufstätige Mütter unter Umständen besonders hart. Dass es im Tohuwabohu auch weiterhin keinen Streik geben wird, kann Schmieglitz nicht versichern. Nur soviel: "Sollte es zu Streikmaßnahmen kommen, werden die Eltern rechtzeitig darüber informiert." Im Landratsamt Neustadt/WN sind laut Sprecherin Claudia Prößl ebenfalls keine Einrichtungen im Landkreis bekannt, in denen gestreikt wird.
Verdi: Beschäftigte fühlen sich allein gelassen
Verdi fordert verbesserte Arbeitsbedingungen, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel und vor allem eine geänderte Eingruppierung der Beschäftigten. Laut der Gewerkschaft fehlen in Kitas pro Einrichtung im Schnitt drei Mitarbeiter. Wegen knapper Personalbesetzung und den Herausforderungen der Pandemie fühlten sich die Beschäftigten allein gelassen, machte Alexander Gröbner, Verdi-Geschäftsführer für den Bezirk Oberpfalz, im DGB-Jahresgespräch mit Oberpfalz-Medien deutlich. Die Arbeitgeber hatten in der Auftaktrunde der Verhandlungen die Forderungen zur Entlastung abgelehnt. "Dieses negative Signal können und wollen wir nicht hinnehmen", so Gröbner.
Diskussionen zu Impfpflicht und Betriebsratswahlen
Er blickte auch auf die Gewerkschaftsarbeit während der Pandemie. Derzeit sorge die einrichtungsbezogene Impfpflicht für Fragen und Diskussionen. "Wir sind ein Spiegel der Gesellschaft. Wir kriegen genauso viele Nachfragen von Impfverweigerern wie von Menschen, die sich sorgen, wenn alles wieder aufgemacht wird." Vor allem im Erziehungsbereich machten sich die Beschäftigten zudem Sorgen um frühzeitige Öffnungsschritte. "Die schwurbelige Rechtslage von Bund und Ländern hilft leider nicht für mehr Klarheit", so Gröbner.
Ein weiteres großes Thema sind bei Verdi in diesem Jahr die Betriebsratswahlen. Gröbner sprach von "viel Licht und Schatten". Nach wie vor gebe es ein Ringen mit Unternehmen, die sich gegen Betriebsräte wehren. Dabei zeige sich deutlich: "Wo es Betriebsräte gibt, sind die Unternehmen wettbewerbsfähig. Und dort sind die Entgelte deutlich besser als in anderen Bereichen." Gröbner machte keinen Hehl daraus, dass Verdi bundesweit Mitglieder verloren hat. "Es gab erhebliche Schwierigkeiten, in Betrieben so unterwegs zu sein, wie es normalerweise der Fall ist", sagte er mit Bezug auf die Pandemie. Im Bezirk Oberpfalz habe Verdi 21 766 Mitglieder, davon rund 9 150 aus der nördlichen Oberpfalz, bestehend aus den Landkreisen Neustadt/WN, Amberg-Sulzbach und Tirschenreuth sowie Weiden und Amberg. 1084 Mitglieder seien in der Oberpfalz im vergangenen Jahr neu hinzugekommen.
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