„Weiden ist eine internationale Stadt. Wir haben 25 Prozent Migranten. Ohne Zuwanderer hätten wir 35.000 Einwohner. Wir könnten viele Berufszweige gar nicht mehr ausfüllen“, sagte Bürgermeister Lothar Höher. „Spaßeshalber sage ich immer: Wir wären verhungert, hätten wir keine Italiener und Griechen gehabt.“ Migration sei die Erfolgsgeschichte Weidens, sagte Höher bei der Feier im Café Mitte. „Weiden ist bunt“ sei ein „Bündnis aller Demokraten“. Und: „Wir müssen die AfD politisch mit Argumenten bekämpfen. Wir müssen ihnen sagen, dass wir sie in unserer Stadt nicht wollen.“ Dem schloss sich eine Diskussion an, ob man die AfD einfach nur ignorieren oder gegen sie öffentlich demonstrieren solle. „Was früher die NPD war, trägt zum Teil, wie stark weiß ich nicht, die AfD in sich“, sagte Veit Wagner.
Ewald Zenger, bekennender Gegner rechtsradikaler Strömungen, sprach sich gegen eine Ausgrenzung aus. Nazis ja und sofort. Aber: „Ich warne davor, dass wir zu Methoden greifen, die man aus Staaten kennt, die andere Gruppen unterdrücken. Ich will bei uns keine DDR 2.0 oder ein zweites Nordkorea.“
Gewerkschaftssekretär Peter Hofmann machte den Aufschwung der AfD am Glaubwürdigkeitsverlust deutscher Politiker fest. Auch die Gewerkschaften wollten in der Vergangenheit nur „verkaufen“. „Man kann Menschen, die ich als Überspringer zur AfD bezeichne, nur gewinnen, wenn ich selber von meiner Sache überzeugt bin und an das glaube, was ich mache.“
„Unser Problem ist, dass du keinem Politiker mehr trauen kannst. Und die Bürgerinnen und Bürger nehmen das auch so wahr.“ Anstatt dem gegenzusteuern, verabschiedeten „unsere Politiker“ Gesetze, die den Trend hin zur AfD auch noch unterstützten. Allein bei der Grundrente würden genau die Menschen vernachlässigt, die diese Rente eigentlich brauchten. „Die fühlen sich nicht mehr vertreten, die sind vielleicht auch leicht beeinflussbar. Und die wählen dann AfD. Unsere Regierung schafft das hervorragend.“
Stadtjugendpfleger Zenger erinnerte daran, wie es zum Bündnis gekommen sei. Schon 2004 hätten Neonazis den Juz-Saal für ein Konzert gemietet, das im letzten Moment noch abgewendet werden konnte. In der Max-Reger-Halle habe es bei einer Veranstaltung gegen Rechts eine Beinahe-Schlägerei zwischen Nazis und Antifa gegeben. „Ich habe gemerkt: Bei uns braut sich was zusammen.“ Schließlich sei es dann zu den beiden Nazi-Aufmärschen gekommen. Und so sei das Bündnis aus der Not heraus gegründet worden. „Wir wollten mit einer schönen, besinnlichen und nachdenklichen Versammlung gegensteuern.“
Der Extremismus bewege einen immer größeren Teil der Gesellschaft, sagte FDP-Landtagsabgeordneter und OB-Kandidat Christoph Skutella. Deshalb appellierte er an die Anwesenden, das Bündnis fortzuführen. Wagner fragte: „Haben wir uns nur selber im Blick oder darüber hinaus Erfolg in der Richtung, in die wir wollen?“ Und zwar ein offenes und liberales Image dieser Stadt zu schaffen. „Wir wollen, dass uns die Leute als gute Truppe sehen, die Dinge macht, die auch sie wollen." Ein Riesenpfund für das Bündnis sei das Seifenkistenrennen. „Damit haben wir viele Leute für ‚Weiden ist bunt‘ positiv beeinflusst.“ Musik machte Hubert Treml.













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