(spi/ck) In einer Sondersitzung am Montagnachmittag trifft der Kirchenvorstand der Kirchengemeinde St. Michael in Weiden eine Entscheidung, die schwer fällt: Zu Weihnachten wird es dort keinen evangelischen Gottesdienst in der Kirche geben, auch nicht im Freien beim Martin-Schalling-Haus, im Admira-Park bei der Max-Reger-Halle und auf dem Platz vor dem Stadtteilzentrum Stockerhut. "Es ist so, wir haben uns die Inzidenzzahlen nochmal angeschaut und sind zu dem Entschluss gekommen, dass wir vor allem nach dem Gottesdienst Grüppchenbildung nicht vermeiden können", erklärt Dekan Thomas Guba am Dienstagvormittag den neuen Beschluss. "Wir wollen unseren Beitrag leisten, dass es nicht noch mehr wird. Es ist eine Gewissensentscheidung. Das Gefühl sagt, wir wollen Gottesdienste feiern, das Hirn sagt, lieber nicht."
Alternativangebote
Einfach gar nichts zu Weihnachten zu veranstalten, sei für Guba aber trotzdem keine Alternative. Deshalb wolle er an Heiligabend um 17 Uhr einen "Zoom-Gottesdienst" anbieten, "ob das funktioniert, weiß ich nicht", ist er ehrlich. Wie bei einer Video-Konferenz könne so dennoch gemeinsam Gottesdienst gefeiert werden, der Zugangslink sei auf der Homepage Kirchengemeinde zu finden (Meeting-ID: 960 9866 4092; Kenncode: 772779). Einen Weihnachtsgottesdienst, den Guba bereits am Freitag aufgenommen hat, können die Gläubigen zudem auf dem Youtube-Kanal des Evangelisch-Lutherischen Dekanats Weiden ansehen. Und auch die Kirche sei für das stille Gebet geöffnet. "Danach müssen wir mal schauen, wie es sich weiter entwickelt. Für Silvester haben wir noch keinen Plan."
In einer E-Mail hat der Dekan am Dienstag auch die anderen Kirchengemeinden im Dekanat über seine Entscheidung informiert. "Es ist aber jedem selbst überlassen, ob er seinen Gottesdienst abhält oder nicht", beteuert Guba. Pfarrer Dominic Naujoks von der evangelischen Kirche St. Markus in Weiden macht es seinem Kollegen allerdings gleich. Er teilt am Dienstag mit, dass sich der Kirchenvorstand dazu durchgerungen habe, die offiziellen Weihnachtsgottesdienste abzusagen. "In der Gewissheit, dass Gott keinen Abstand halten muss, aber alle Masken durchschaut, ermutigt der Kirchenvorstand die Gemeindeglieder, zu Hause einen kleinen Weihnachtsgottesdienst anhand der Vorlage im Gemeindebrief zu feiern", heißt es in der Pressemitteilung von St. Markus.
In Eschenbach diskutiert der Kirchenvorstand dagegen noch am Dienstagnachmittag, ob die evangelischen Gottesdienste in Eschenbach und Kirchenthumbach nun doch ausfallen sollten. Am Abend fällt dann die Entscheidung: Bis 10. Januar wird es keine Gottesdienste geben, teilt Anne Utz mit. Stattdessen verweist die Pfarrerin auf Stationen um den Rußweiher und eine Hausandacht, die auf Wunsch auch nach Hause gebracht werde.
Gottesdienste wie geplant
Pfarrer André Fischer hält dagegen an seinem Plan fest. Weil er in Pressath in der großen Stadthalle und in Grafenwöhr in der Fahrzeughalle der Feuerwehr mit offenen Toren Gottesdienst feiert, sieht er keine Probleme. "Derzeit ziehen wir es durch. Der Dekan hat zwar alle informiert, es soll aber keine Aufforderung sein", betont Fischer.
"Durchziehen" will der Flossenbürger Pfarrer Volker Wappmann seine Gottesdienste ebenfalls. "Wenn das auch noch ausfällt, dann wird es schwierig für alle", ist sich der evangelische Geistliche sicher. Mit Einlasskarten und vielen weiteren Auflagen sieht er sich auf der sicheren Seite. Und auch die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Vohenstrauß wird nach Auskunft von Kirchenvorstandsmitglied Uli Münchmeier die beiden Weihnachtsgottesdienste (16 und 18 Uhr) in der Kirche und die ökumenischen Krippenspiele (14.30 und 16 Uhr) im Schlosshof der Friedrichsburg mit den jeweils angemeldeten Gläubigen wie geplant feiern. Münchmeier verweist auf das Hygienekonzept, das in der Kirche in den vergangenen Wochen bereits erfolgreich umgesetzt worden sei. Und auch bei den Krippenspielen im Freien würden markierte Plätze für ausreichend Abstand sorgen, ist er sich sicher.
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