Die traditionelle Ausbildungsmesse der Agentur für Arbeit Weiden im vergangenen Jahr musste abgesagt werden. Viel zu gefährlich wäre das Gedränge von Tausenden von Schülern und ihren Eltern in der Max-Reger-Halle gewesen. Ersatzweise gibt es in diesem Jahr vom 3. bis 8. Mai eine virtuelle Ausbildungsmesse. Doch das persönliche Kennenlernen von Schulabgängern und ihren Eltern mit Ausbildungsbetrieben kann trotzdem dort nicht stattfinden.
Auch viele andere wichtige Hilfen bei der Berufswahl, wie zum Beispiel Betriebspraktika oder Berufsberatung in den Schulen, finden in Pandemie-Zeiten kaum statt. IHKs und Handwerkskammer in Bayern haben deshalb zusammen mit dem Bayrischen Wirtschaftsministerium die Kampagne „Ausbildung macht Eltern stolz“ aus vergangenen Jahren neu belebt und diese dabei gezielt neu auf die Eltern von Schulabsolventen ausgerichtet. Schließlich hat sich längst die Erkenntnis durchgesetzt, dass Eltern bei der Berufswahl ihrer Kinder „Entscheidungsträger sind“, wie es Geschäftsführer Alexander Stahl von der Handwerkskammer Niederbayern Oberpfalz ausdrückte.
Laut Stahl soll diese Kampagne zielgerichtet Eltern von Ausbildungsbewerbern emotional ansprechen. Sie sei somit „die dritte, erstmals auch gemeinsam mit der IHK durchgeführte, wichtige Kampagne des bayrischen Handwerks“. Im Mittelpunkt der seit Oktober vergangenen Jahres laufenden Aktion steht „Elternstolz-Coach Kristina“, verkörpert durch Kristina Dierschke, die sich selbst „Jugendcoach“ nennt.
„Verabreden Sie sich mit Ihrem Kind zu einem festen Termin an einem Ort, an dem Sie beide ohne äußere Störung und mit einem großzügigen Zeitrahmen ins Gespräch kommen können“, lautet eine der ersten Empfehlungen von Kristina auf der Internetseite www.elternstolz.de der Kampagne. In acht You-Tube-Videos, die alle über diese Internetseite aufrufbar sind, wird dann der Leitfaden für Eltern aufgezeigt, wie diese selbst zum Berufswahl-Coach für ihre Kinder werden können.
Die wichtigsten Regeln für einen erfolgreichen Coaching-Prozess sind dabei eingeflossen. Eltern lernen zum Beispiel, dass es dabei wichtig ist, die Kinder nicht mit fertigen Ratschlägen zu konfrontieren. Vielmehr sollen passende Fragestellungen beim Kind einen Nachdenkprozess auslösen. So wird den Eltern auch empfohlen „bleiben Sie offen“ und „so frei wie möglich von bereits gefassten Meinungen gemeinsam über die beruflichen Perspektiven Ihres Kindes nachzudenken“. Videos gibt es zur Frage „Wie lerne ich mein Kind und seine Sicht besser kennen?“ oder zu „Wie kann ich mein Kind motivieren?“. Wichtige Themen sind auch „Nehmen Sie Ihrem Kind die Ängste!“ oder „Wie schätzt sich mein Kind selbst ein?“. Erklärt wird auch, was sich hinter dem Begriff „Generation Z“ verbirgt, zu der die aktuellen Jugendlichen gezählt werden.
Dass die Videos bereits jetzt auf reges Interesse gestoßen sind, zeigen die über 60.000 Aufrufe in einzelnen Fällen. Ergänzend können Eltern auch einen monatlich neu erscheinenden Podcast mit Experteninterviews abonnieren. Begleitet werden die Coaching-Lehrstunden auf der Internetseite durch konkrete Positivgeschichten von Berufswahlentscheidungen einzelner junger Menschen und ihren Eltern. Aufgezeigt wird dabei ein breites Spektrum von Berufsentscheidungen im Handwerk, Industrie und Dienstleistung. Für den Ralf Kohl, Bereichsleiter Berufsbildung bei der IHK Regensburg will die Kampagne „weniger mit Fachinhalten, sondern auf emotionale Art und Weise die Eltern ansprechen“. Mit den konkreten Erfolgsgeschichten in einzelnen Berufen soll auch ein „oftmals falsches Bild der älteren Generation über einzelne Berufstätigkeiten zurechtgerückt werden“.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.