Ilse und Heribert Stock vom Kanuverein Weiden sind bayernweit die Nummern zwei und drei, die es bisher geschafft haben, Flüsse in allen 16 alten und neuen Bundesländern abzupaddeln. Ihre Leistung wurde jetzt mit Urkunden des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) honoriert. Der hatte den Wettbewerb „Die große Kanu-Herausforderung“ ausgelobt. Gewertet wurde, wer seit der Wiedervereinigung mindestens 30 Kilometer in jedem Bundesland paddelte. Die beiden Weidener legten ihre letzten benötigten Kilometer auf der Weser zurück.
Für die Stocks beanspruchte diese Herausforderung nur einen Bruchteil dessen, was sie in den vergangenen Jahrzehnten auf Flüssen alles erlebt haben. Der 81-jährige Heribert Stock entdeckte Kanufahren 1959 als sein Hobby. Heuer wurde er für 60 Jahre Mitgliedschaft im DKV geehrt. Seitdem legte er 36 157 Kilometer auf dem Wasser zurück. Erst im letzten Jahr bekam er für seine Leistungen zum 28. Mal das Wanderfahrerabzeichen in Gold. Gattin Ilse (77) paddelt seit 1979 an seiner Seite. Auch ihre Kilometerleitung ist beachtlich: 20 720. Alle Einzelstrecken sind in Fahrtenbücher dokumentiert.
Fahrtenbücher aufgehoben
Heribert Stock ist stolz, wenn er darin blättert. Er hat die Fahrtenbücher alle aufbewahrt. Der älteste Eintrag datiert vom 9. August 1960. Stock war damals 34 Kilometer auf der Saar von Merzig nach Saarburg unterwegs. Unter „Witterung“ hatte er „Regen, bewölkt“ vermerkt. Bestätigt wurde der Eintrag vom Vorsitzenden des Kanu-Clubs Merzig, Karl Schulze in Trier, das Stock am nächsten Tag nach weiteren 26 Kilometern erreichte. Es hatte wieder geregnet.
Die Faszination Kanu hat den Weidener nie losgelassen. Schon früher hat Stock mehrtägige Flusswanderungen mit vollem Zeltgepäck unternommen. „Wenn wir unterwegs sind, haben wir alles dabei: Vom Zelt über den Proviant bis zur Küche.“ Später hat er dann seine Frau mitgenommen und die drei Kinder.
„Die Vorbereitung erforderte immer wieder neue Überlegungen“, berichtet Ilse Stock: „Einkaufsmöglichkeiten und Gaststätten waren ja nicht immer planbar.“ Man habe sich völlig autark gehalten. „Wir waren Selbstversorger und hatten immer genügend Reserven dabei.“
Ehepaar Stock auch wanderfest
Familie Stock ist entbehrungsreiches Outdoor-Reisen gewohnt. Innerhalb von drei Jahren gingen sie von Weiden aus auf Schusters Rappen den Jakobsweg. Heribert Stock hatte seine Pensionierung als Abteilungsdirektor bei der Bayerischen Vereinsbank abgewartet, dann mit seiner Ehefrau die Wanderstiefel für die Strecke durch Deutschland, Schweiz, Frankreich und Spanien über einen Zeitraum von drei Jahren geschnürt. Übernachtet wurde in Herbergen, Klöstern und Kirchen. Alternatives Reisen, das beide vom Kanu-Wandern gelernt hatten.
Schon 1961 befuhr Heribert Stock erstmals die Donau und war später auch auf ausländischen Strömen unterwegs. In seinem Fahrtenbuch aufgeführt sind Rhone, Loire und Drau. Dreimal paddelte er bis nach Budapest. Mit seiner Frau Ilse im Zweierfaltboot auf großen Flüssen, wie Rhein, Main, Mosel, Weser, Elbe, Havel und der Spree unterwegs. „Das ist echter Sport“, sagt Heribert Stock. „Von der Geschwindigkeit her muss man das Paddeln mit dem Wandern vergleichen. In der Regel schafft man fünf Kilometer pro Stunde. 40 Kilometer pro Tag sind da schon eine gewaltige Strecke.“
Missen möchte er seine Flussabenteuer nicht. „Viele schöne Erinnerungen an Flussabschnitte, Landschaften, Kameraden, Begegnungen, aber auch an Pannen- und Wetter- sowie gesundheitsbedingte Abbrüche.“ Ilse Stock ist ein begeisterter Fan von der frei fließenden Donau in Bayern. Donaudurchbruch, Straubing oder Vilshofen gehörten mittlerweile zum festen Jahresprogramm.
Ihr Mann favorisiert einen anderen deutschen Fluss. Er hat die Elbe fest in sein Herz geschlossen. „Das ist der einzige klassische Wanderfluss Europas ohne Staustufen und mit naturbelassenen Landschaften, gastfreundlichen Bootshäusern, Sandbänken, sauberem Wasser und ohne großen Schiffsverkehr.“ Seit 1996 waren die beiden an 93 Tagen auf der Elbe unterwegs, haben darauf 3540 Kilometer zurückgelegt. Und neue Planungen laufen. Ilse Stock: „Im Sommer starten wir für eine Woche auf der Elbe in Bad Schandau.“
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