Momentan legt die Bayerische Staatsregierung den Fokus verstärkt auf die Bereiche Wissenschaft, Kultur im Sinne von Künstlerhilfen und auf Veranstaltungsstätten. Landtagsabgeordneter Stephan Oetzinger (CSU) und Mitstreiter aus seiner Fraktion sowie Mitgliedern vom Koalitionspartner der Freien Wähler geht das nicht weit genug. „Was nicht beleuchtet wird, das ist der Bereich der nichtstaatlichen Bibliotheken“, unterstrich der Landtagsabgeordnete am Dienstag bei einem Besuch in der Regionalbibliothek. Insbesondere meinte er damit kommunale und kirchliche Bibliotheken.
„Auch das sind Orte der Kultur.“ Gemeinsam mit der Regi-Leiterin Sabine Guhl erörterte er Fragen hinsichtlich eines funktionierenden Hygienekonzepts. Diskutiert wurden auch Möglichkeiten bei einer eventuellen zweiten Lockdown-Phase, vor allem im Take-away Bereich. „Gibt es die Eventualität einer Drive-in-Ausgabe?“
Gerade der Bereich der kommunalen Bibliotheken sei mit vielen Ehrenamtlichen bestückt. Meist Leuten im Rentenalter und damit Hochrisikopatienten. „Ziemlich gefährlich. Da kannst du schon fast nicht mehr öffnen.“ Deshalb stelle sich die Frage: „Wie gehe ich damit um? Wie gehe ich mit dem Thema Kurzarbeit um?“ Kurzarbeit könne schließlich auch die öffentliche Hand beantragen. „Das haben bayernweit einige genutzt.“
Der Antrag der Abgeordneten soll am 11. November im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst diskutiert werden, „nachdem wir ihn durch die Landtagsmühlen gebracht haben. Das Ganze ist von mir initiiert worden.“ Er habe sich mit Guhl getroffen, um im gemeinsamen Gespräch herauszufiltern, wo sich aktuell regional im Bereich der Bibliotheken Unterstützungsmöglichkeiten ansetzen ließen.
„Was kann man besser machen? Was lässt sich unabhängig von dieser Krise konservieren? Ich denke da an anderer Stelle nur an Videokonferenzen, die sich jetzt anbieten und an die man vor einem dreiviertel Jahr noch gar nicht gedacht hätte.“ Gebe es ähnliche Formate im Lesebereich? Und: „Wie kann man in Zukunft einer Pandemie begegnen?“
Oetzinger wollte auch wissen, was die großen Herausforderungen während des Lockdowns gewesen seien. Guhl: „Wie befriedigt man die Bedürfnisse als Freizeit- und Bildungseinrichtung vorrangig für die Schulen, aber auch für die Bevölkerung? Wie schafft man eine Literaturversorgung?“ Vor allem vor dem Hintergrund der Unterstützung wissenschaftlicher Arbeiten von Schülern. „Auch die Uni-Bibliotheken waren ja geschlossen.“ Zuletzt habe man keine Bücher mehr erhalten. „Was besonders weh tat? Die Bibliothek als dritter Ort der Begegnung wurde quasi in die Tonne getreten.“ Eine zehnjährige Aufbauarbeit sei über Nacht eliminiert worden. „Das jetzt wieder aufzubauen, kostet viel Energie, weil sich die Leute natürlich inzwischen andere Treffpunkte gesucht haben.“
Recht schnell stark an seine Grenzen sei die Regionalbibliothek im E-Book-Bereich gestoßen. „Das lag zum einen an den Lizenzmodalitäten der Verlage und zum anderen daran, dass man nicht alles beschaffen kann.“ Die Vorwürfe von Kunden, es gebe ja alles über Amazon, seien so nicht haltbar. „Als Bibliotheken sind uns die Hände gebunden. Wir dürfen nicht einfach alles kaufen, was auf dem Markt ist.“ Es sei rechtlich gesehen völlig unterschiedlich, ob man ein Papierbuch ausleihe oder ein E-Book. „In dieser Frage sollte man baldmöglichst auf einen gemeinsamen Level kommen.“ Was schwierig sei, weil EU-Recht, betonte Oetzinger.
Im Kollegenkreis der Regionalbibliothek habe man sich auf ein neues Ausgabemodell geeinigt, sollte es einen weiteren Lockdown geben. In diesem Falle, sollten Kunden ihre Bücher telefonisch oder per Online bestellen. Am folgende Tag würden sie dann durchs Fenster gereicht. „Wir legen sie quasi vor die Tür.“ Jüngst wurde der Vorschlag noch vom Stadtrat belächelt: Aber zwischen Asylstraße und Flurerturm würde sich durchaus eine Drive-in-Strecke anbieten.
Die Regionalbibliothek Weiden wurde am Montag mit dem Gütesiegel „Bibliotheken – Partner der Schulen 2020-2022“ ausgezeichnet. Per Videobotschaft gratulierten Wissenschaftsminister Bernd Sibler und Kultusminister Michael Piazolo und dankten für den wertvollen Beitrag als Bildungspartner und Lernbegleiter. Als eine von zehn Bibliotheken in der Oberpfalz zeichne die Weidener Regionalbibliothek eine intensive Zusammenarbeit mit Schulen aus. So hätten im vergangenen Jahr 57 Klassen mit über 1300 Schüler die Einrichtung besucht und das Angebot vor Ort kennengelernt. Dabei seien Bee-Bots zum ersten spielerischen Programmieren ebenso zum Einsatz gekommen, wie I-Pads für Action-Bound zum Erstellen von Video-Clips und zur Online-Recherche für wissenschaftliches Arbeiten in der Oberstufe.
Gebrauch gemacht hätten die Schulen von den individuell zusammengestellten Medienboxen für Unterrichtszwecke, ebenso wie von der Ausleihe ganzer Klassensätze für die Lektüre im Unterricht. Großen Anklang gefunden habe die Möglichkeit, das Studio L als außerschulischen Lernort für Projektarbeit zu nutzen, kostenloses W-Lan und flexibel einsetzbare Möblierung inklusive.
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