„Ich möchte nirgends woanders leben! Ich bin eine waschechte Weidenerin. Ich lebe glücklich in meiner wunderbaren Heimatstadt, bin stolz und dankbar, dass ich hier seit fast 80 Jahren leben darf.“ Das sagte Elisabeth Kraus im Jahr 2015 in einem Gespräch mit Oberpfalz-Medien. Am Samstag ist die Weidenerin im Alter von 86 Jahren im Krankenhaus gestorben. 23 Jahre lang gestaltete sie die Entwicklung ihrer geliebten Heimatstadt als CSU-Stadträtin mit. Von 2002 bis 2008 war sie die erste und bis heute einzige weibliche Bürgermeisterin Weidens. Als solche verdiente sie sich viel Anerkennung und wurde für ihren Einsatz für soziale Belange nicht nur in der eigenen Partei hochgeschätzt. „Sie war eine sehr liebenswerte, engagierte und fleißige Kollegin“, erinnert sich etwa ihr langjähriger Weggefährte und Zweiter Bürgermeister Lothar Höher. Ihr „unwahrscheinlich großes soziales Engagement“ habe herausgestochen und sei ihr Markenzeichen gewesen. Manch einer erinnert sich an Kraus als „das soziale Gewissen der CSU“. „Sie hatte immer ein offenes Ohr für soziale Probleme wie die Errichtung des Frauenhauses oder Eröffnung der Kurzzeitpflege“, sagt etwa Josef Gebhardt, Leiter der Weidener Tafel und ehemaliger SPD-Stadtrat in Neunkirchen über sie.
Auszeichnungen für Engagement
Kraus blieb bis ins hohe Alter zahlreichen Vereinen in Weiden verbunden. 17 Jahre lang war sie Vorsitzende im Ortsverband Weiden-Ost der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und der Arbeitnehmerunion (CSA). In der KAB sei sie groß geworden, erinnert sich Höher. Kraus engagierte sich zudem unter anderem für den Förderverein für Schwerkranke, die Kinderkrebshilfe Oberpfalz Nord und bei den Krumpes-Siedlern. Sie wird als Ansprechpartnerin für „den kleinen Mann“ in Erinnerung bleiben. 1984 bekam sie für ihre Arbeit für die KAB die Bundesverdienstmedaille. 1997 folgte das Bundesverdienstkreuz am Bande für ihr soziales Engagement.
Als Politikerin biss die Weidenerin sich durch und ließ sich nicht verbiegen. „Als sie politisch aktiv geworden ist, waren Frauen noch nicht so im Vordergrund“, so der einstige Weggefährte Höher. Elisabeth Kraus habe in dieser Männerwelt aber ihren Platz gefunden und behauptet. Er erinnere sich beispielsweise, wie sie gemeinsam mit ihm die Aufgaben von Oberbürgermeister Hans Schröpf übernahm, als dieser zurücktrat.
Nach 23 Jahren als Stadträtin verzichtete Kraus 2008 auf eine erneute Kandidatur. 2009 wurde sie Ehrenmitglied der CSU. Vergessen ist Elisabeth Kraus’ Arbeit im Weidener Stadtrat bis heute nicht: Während der Sitzung am Montag gedachten die Stadträte ihr in einer Gedenkminute.
"Hilfsbereit, fleißig, freundlich"
Nach dem Verzicht auf ihre politischen Ämter konzentrierte sich Kraus mehr auf ihre Familie. Mit ihrem Mann Alois, der im Juli 2012 verstarb, hatte sie fünf Töchter. 12 Enkel und mehrere Urenkel sorgten ihrer eigenen Aussage nach dafür, „dass ich nicht einroste“. Die rüstige Weidenerin werkelte gerne im Garten, spielte bis 2015 Theater im Maria-Seltmann-Haus, tauchte regelmäßig im Weidener Vereinsleben auf und hielt sich körperlich und geistig gesund, so gut es ging. Mehrere Jahre lang kämpfte sie um 2016 gegen Schwarzen Hautkrebs, über den sie öffentlich sprach, um andere für diese Krankheit zu sensibilisieren.
Ihren 80. Geburtstag feierte sie 2015 in großer Runde im Postkeller, umgeben von den Menschen, die ihr am Herzen lagen. „Die Weidener sind hilfsbereit, fleißig und freundlich“, sagte sie im selben Jahr. Ein Kompliment, das auch für sie selbst gepasst hätte. Wann und in welchem Rahmen Elisabeth Kraus beerdigt wird, war bei Redaktionsschluss nicht bekannt.
Elisabeth Kraus kämpfte lange gegen Schwarzen Hautkrebs
Interview mit der ersten weiblichen Bürgermeisterin von Weiden
Lebensstationen von Elisabeth Kraus
- Geboren am 26. September 1935 in Weiden-Ost
- Fünf Töchter, zwölf Enkel und mehrere Urenkel
- Von 2002 bis 2008 erste und bisher einzige weibliche Bürgermeisterin in Weiden
- 23 Jahre lang CSU-Stadträtin in Weiden
- Bezeichnete sich als „waschechte Weidenerin“ und wurde für ihr soziales Engagement ausgezeichnet.
- 17 Jahre lang Vorsitzende der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung Weiden-Ost (KAB) und der Arbeitnehmerunion (CSA)
- Vielen Vereinen verbunden, darunter Krumpes-Siedler, Förderverein für Schwerkranke, Kinderkrebshilfe Oberpfalz-Nord













Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.