Weiden in der Oberpfalz
13.10.2020 - 17:05 Uhr

Weidens Kampf um Kita-Plätze: Kleine bleiben länger im Kindergarten

Die Stadt tut, was sie kann in Sachen Kinderbetreuung. 72 Kita-Plätze mehr soll es allein bis 2021 geben. Am Ende reicht's mitunter nicht. Braucht's doch seit letztem Jahr etwa viel mehr Kindergartenplätze, weil die Kleinen länger bleiben.

Die Arbeiten für eine weitere Kinderkrippe in Rothenstadt sind in vollem Gange. Die Plätze werden für die unter Dreijährigen auch dringend gebraucht. Bild: Gabi Schönberger
Die Arbeiten für eine weitere Kinderkrippe in Rothenstadt sind in vollem Gange. Die Plätze werden für die unter Dreijährigen auch dringend gebraucht.

Den Knaller erwähnt der Sozialdezernent der Stadt Weiden ganz nebenbei: Es könnte ein neuer Kindergarten in Weiden entstehen. Ein Betriebskindergarten. Jedenfalls habe ein Betrieb eine entsprechende Anfrage bei der Stadt gestellt, wonach er ab dem nächsten Jahr 25 Kindergärtenplätze anbieten könnte. Konkreter wird Wolfgang Hohlmeier hier nicht. Dafür sagt er klar, dass sich trotz dieses zusätzlichen Angebots die Betreuungslage in der Stadt nicht völlig entspannen wird. Es fehlen weiter Krippen- und Kindergartenplätze in Weiden. Jedenfalls dort, wo sie sich Eltern wünschen.

Das geht aus den Erläuterungen des Dezernenten zur Situation der Kindertageseinrichtungen hervor, die die CSU-Stadtratsfraktion für die vergangene Stadtratssitzung eingefordert hat. Und sie wird Eltern von Kleinkindern aufhorchen lassen. Demnach entstehen für Kindergartenkinder im besten Fall bis 2021 insgesamt 50 neue Betreuungsplätze zu den aktuell bestehenden 1232 in der Stadt, sagt Hohlmeier. Und die sind auch dringend nötig. Besteht doch ein Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz und obendrein eine neue Gesetzeslage für künftige Schulkinder.

Kinder bleiben länger im Kindergarten

25 der neuen Plätze sollen im bereits genannten neuen Betriebskindergarten hinzukommen. Zudem will der Waldkindergarten um eine Gruppe aufstocken. Auch das ist eine völlig neue Entwicklung. Das alles soll möglichst schnell – also laut Stadtverwaltung ohne Einrichtungsneubau – geschehen. Denn der Platzbedarf speziell in Kindergärten sei wegen einer Gesetzesänderung "sprunghaft angestiegen". Das liege daran, dass seit vergangenem Jahr Eltern allein entscheiden dürfen, ob sie ihr, die zwischen Juli und September sechsten Geburtstag feiern, eingeschult werden oder eben nicht. Knapp die Hälfte entscheidet sich gegen die Einschulung: "Es zeigt sich, dass circa 40 bis 50 Prozent der betroffenen Kinder ein weiteres Jahr den Kindergarten besuchen." Für diese Korridorkinder brauche es zusätzliche Kindergartenplätze. Die Stadt rechnet eben mit etwa 50.

Kommen aber mehr Kinder, will die Stadtverwaltung ihnen und ihren Eltern alternative Betreuungsangebote unterbreiten können. Zum Beispiel durch eine Tagesmutter. Eine Qualifizierungsmaßnahme laufe gerade. Auch eine Großtagespflege werde konzipiert. Neu ist auch, Vorschulkinder, die keinen Kindergartenplatz bekommen haben, sollen ab Oktober in einer kleinen Gruppe etwa zwei Mal wöchentlich unterrichtet werden.

Alle Krippenplätze belegt

Und wie sieht es in den Kinderkrippen der Stadt aus? Aktuell sind laut Hohlmeier alle Betreuungsplätze für unter Dreijährige, 232 an der Zahl, belegt. Weitere zusätzliche 36 Plätze sollen für das Kita-Jahr 2021/2022 zur Verfügung stehen – vorausgesetzt die Baumaßnahmen sind bis dahin abgeschlossen. 24 in einer neuen Kinderkrippe in Rothenstadt, 12 im neuen Haus für Kinder Kreuz Christi am Stockerhutpark. "Damit haben wir von 2017 bis 2021 über 100 neue Krippenplätze geschaffen", sagt Hohlmeier. Ob sie reichen werden, sei aber auch hier unklar. Der Sozialdezernent verweist auf mehrere Unwägbarkeiten.

Die Wartelisten etwa seien zu wenig aussagekräftig. Eltern würden ihren Nachwuchs oft doppelt und dreifach bei verschiedenen Einrichtungen anmelden, um ihre Chancen auf einen Betreuungsplatz zu erhöhen. In Kürze werde deshalb ein zentrales Anmeldeportal eingeführt, verspricht Hohlmeier. Obendrein gebe es stets Zu- und Wegzüge von Familien zu berücksichtigen. Auch die Haltung der Familien hinsichtlich einer Betreuung von unter Dreijährigen unterliege gewissen Schwankungen. Vorschriften würden zudem greifen: Kommt etwa ein Kind mit Behinderung in eine Einrichtung, verändert sich der Betreuungsschlüssel, insgesamt könnten dann weniger Kinder aufgenommen werden. Auch wegen Ausnahmegenehmigungen könne das Platzangebot schwanken. Grundsätzlich gilt: "Wir wollen kein Unter-, aber auch kein Überangebot. Es braucht viel Planung und nicht Daumen mal Pi", sagt Hohlmeier. Diese Bedarfsplanung werde im Jugendhilfeausschuss auch vorgestellt und Perspektiven für die kommenden Jahre diskutiert, coronabedingt geschieht das heuer verzögert Ende Oktober. Und dabei müsse nicht nur über das Platzangebot diskutiert werden. "Es ist auch gar nicht so einfach, das nötige Fachpersonal zu finden", sagt Hohlmeier.

 
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