Die Witt-Gruppe schließt das Geschäftsjahr 2021/22 mit dem Rekordergebnis von 1,23 Milliarden Euro Umsatz ab. Das gab die Geschäftsführung am Montagnachmittag in einem Pressegespräch bekannt. Über den Gewinn spricht das 3700 Mitarbeiter starke Unternehmen nicht. Doch es gibt genügend Indizien, dass sich die Versender aus der Schillerstraße trotz Inflation und Kaufzurückhaltung in manchen Sparten Einiges leisten können.
Dazu gehören 54 Millionen Euro Investitionen in die Logistik. Um die zu verstärken, scannt die Personalabteilung fleißig den Arbeitsmarkt nach Neuzugängen ab. Das Herz der Logistik schlägt im Industriegebiet am Brandweiher. Vier große Hallen bilden dort die Warenverteilzentren (WVZ) eins bis vier. Von dort gingen vergangenes Jahr 85 Millionen Blusen, Hosen, Unterhemden und Co. in die halbe Welt. "An Spitzentagen waren es bis zu 140 000 Teile", erklärt Patrick Boss, der seit Januar Sprecher der Geschäftsleitung ist.
Kommt fünfte Logistikhalle?
In den nächsten Wochen soll die Entscheidung fallen, ob bald eine fünftes WVZ in der Stadt dazukommt. Obwohl die Kasse gut gefüllt ist und Witt unter den Versendern die Spitzenposition bei moderner Logistik halten will, bleiben Fragezeichen. Boos lässt durchblicken, dass Materialknappheit und Baukosten, sprich Probleme, die alle Investitionswilligen umtreiben, vor dem Branchenprimus bei den Textilern für die Altersgruppe 50 plus nicht halt machen. Ob, wann und wie gebaut wird - diese Entscheidung will das Unternehmen noch im Frühsommer bekanntgeben.
Was jetzt schon feststeht, ist das Bekenntnis zum stationären Handel. Während sich Conrad-Elektronik, der zweite Versandhausriese in der Region, von seinen Filialen trennt, setzt Witt weiter auf Geschäfte in den Zentren mittelgroßer Städte. Diese 120 Läden erwirtschaften nur 3,6 Prozent am Gesamtumsatz. Das sind aber immerhin 44 Millionen Euro.
Neues Ladenkonzept
Da geht noch mehr, sind die Verantwortlichen überzeugt und testen an zwei Standorten ein neues Shop-Konzept: heller, freundlicher luftiger. Das Ziel: Die Kundin soll sich ein bisschen länger darin aufhalten. Zudem sollen jüngere Frauen öfter den Weg durch die Ladentür finden. Innen dürfen sie dann feststellen, dass Witt seinen Onlinehandel mit dem Filialnetz stärker verzahnt. Ob das so klappt, sollen Musterfilialen in Weiden und Rosenheim ausprobieren. "Es läuft verheißungsvoll an", sagt Boos.
Der neue Chef freut sich, wenn er demnächst viele seiner Mitarbeiter erstmals von Angesicht zu Angesicht kennenlernt. Witt war eines der Weidener Unternehmen, die in der Pandemie sehr früh und konsequent auf Homeoffice gesetzt haben. "Wir wollen die Leute jetzt nicht gleich in Scharen zurück ins Büro holen, aber Präsenz ist gut für unsere Unternehmenskultur." Boos schwebt eine Hybrid-Lösung vor, ohne dass es im Detail dazu Vorgaben gibt. Die Umsetzung werde den Abteilungen überlassen. Das könnte dann so aussehen: Wer einen Wohnsitz hat, der nicht im Umland von Weiden ist, darf weiterhin drei Wochen daheim arbeiten und kommt eine Woche rein. Wichtige Konferenzen sollen wieder in Besprechungsräumen stattfinden, das gelte aber längst nicht für alle Meetings. Einfach ausprobieren, lautet das Motto.
Strikte Anwesenheitspflicht muss dabei wohl kaum einer fürchten. "Mobiles Arbeiten ist klimafreundlich. Und die Mitarbeiter haben bewiesen, dass sie zu Hause sehr produktiv sind," unterstreicht der Geschäftsführer, dessen Erstwohnsitz bei der Familie im Süden von Berlin liegt.
Die Witt-Mitarbeiter
- 3700 in der Gruppe
- Beschäftigte aus 60 Nationen bei 11 Marken in 10 Ländern
- Frauenanteil 75 Prozent, in der dritten Führungsebene rund 50 Prozent























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