Probleme abgewendet
Mit der Corona-Krise und den "Lockdown" werden die finanzielle Mittel bei den Bürgern knapp. Hunderte verlieren in der Region ihren Job. Tausende müssen mit dem schmalen Kurzarbeiter-Geld über die Runden kommen. Wo sparen? Bei der Miete? Der Bund reagierte, verbesserte - befristet - den Kündigungsschutz. Säumigen Zahlern darf die Wohnung nicht gekündigt werden, wenn der Mieter seine durch Corona bedingte Notlage nachweist. Die Beträge sind zunächst zu stunden.
Die gewerblichen und auch die privaten Vermieter befürchteten dadurch gewaltige Mietausfälle. "Können denn die betroffenen Mieter nach einem Vierteljahr die gestundeten Beträge nachzahlen", fragt Günther Kamm, Geschäftsführer der Stadtbau SGW Weiden. "Soll man pfänden, wo doch nichts zu holen ist?" Er bereitete sich darauf vor, dass die größte Weidener Wohnungsgesellschaft in diesem Jahr über deutlich weniger liquide Mittel verfügen würde. "Wir gingen davon aus, dass wir durch die Auswirkungen der Coronakrise bei den Investitionen hart auf die Bremse treten müssen."
Ein gutes Vierteljahr später liegen bei der Stadtbau SGW die ersten Erfahrungen vor. "Es gibt Fälle, in denen wir stunden mussten. Aber weitaus nicht in dem Rahmen, den wir erwartet hatten. Wichtig ist natürlich, dass die Leute rechtzeitig - noch bevor es echte Probleme gibt - in die Beratung kommen." Nur bei einem "knappen Dutzend" der immerhin 1770 Mieter musste schließlich das Stundungsverfahren eingeleitet werden. "Die Rückstände sind also überschaubar. Wir können wie geplant investieren."
Das Zwölf-Familien-Wohnhaus am Stockerhutpark etwa wächst sogar unerwartet schnell: "Im Juni haben wir das Fundament gegossen. Jetzt, kaum drei Wochen später, werden bereits die Fenster eingebaut." Das Anwesen, im sozialen Wohnungsbau gefördert, habe nicht nur eine kurze Bauzeit, es sei auch ein Klima-Modellprojekt für die Einsparung von Kohlendioxid.
Ebenfalls planmäßig werde am Kinderhaus Kreuz Christi, ebenfalls ein Holzbau, und an der Sanierung der Blöcke in der Königsberger Straße 17 bis 23 weitergearbeitet. Zudem stehe der Umzug der Zentrale der Stadtbau SGW vom Stockerhutpark an die Leibnizstraße bevor.
"Keine perversen Mieten"
"Die Wohnung ist dem Oberpfälzer heilig. Er tut alles, um sie zu erhalten", betont Sabine Bergler, Vorstand der Baugenossenschaft Familienheim. Durch intensive Beratung sei es der Baugenossenschaft gelungen, den Großteil der sich abzeichnenden Problemfälle vorab und im Einvernehmen zu lösen. Dazu gehörten, so Bergler, auch Hinweise, "wie man in diesen schweren Zeiten Hilfe organisieren kann". Einige konnten aufgrund der Coronabedingten Einkommensverluste Wohngeld beantragen. "Wir haben 363 Wohnungen in Weiden und mussten nur einem Mitglied die Kosten stunden", betont Bergler nicht ohne Stolz. Für die Baugenossenschaft Familienheim bedeutet die "glückliche Entwicklung" auch, dass sie die Sanierung der 33 Wohnungen im "Schweigerblock" anpeilen kann.
Einen besonderen Grund dafür, dass in Weiden der Mietwohnungsmarkt nicht zusammenkrachte und die Vermieter nicht "grandios in die Bredouille gerieten" sieht Bergler auch darin, dass "wir keine pervers hohen Mieten haben". "Ich möchte in diesen Zeiten nicht in einer der teuren Ecken der Republik leben müssen." Dort sei der Kündigungsschutz auch nötig gewesen.
Hohe Ausfälle bei den Parkgebühren
Bei aller Erleichterung darüber, dass die Auswirkungen der Corona-Krise bei der SGW Stadtbau überschaubar blieben, hat Geschäftsführer Günther Kamm auch große Sorgen: Massive Einnahme-Ausfälle muss nämlich die SGW-Tochter WGS verkraften. Die WGS Stadtentwicklung besitzt und verwaltet die Allee-Tiefgarage sowie die Parkdecks Friedrich-Ebert-Straße und Naabwiesen. Dort blieben über Monate viele Stellplätze leer und damit die Erlöse aus. Viele Geschäfte, Gastro-Betriebe usw. in der Innenstadt sowie deren Mitarbeiter kündigten die fest gemieteten Stellplätze.
Ausgaben für Wohngeld steigen um 41 Prozent
"In der Tat stieg wegen der umgreifenden Corona-Pandemie und der damit verbundenen Gehaltseinbußen durch z. B. Kurzarbeitergeld (KUG) die Anzahl der Anfragen hinsichtlich einer Wohngeldprobeberechnung an“, bestätigt der Weidener Sozialdezernent Wolfgang Hohlmeier gegenüber Oberpfalz-Medien. Jedoch sei festzustellen, dass der Empfang von KUG und der damit verbundenen Einkommenseinbußen nicht zwangsweise zu einer Wohngeldberechtigung führte, da die Einkünfte trotz KUG vielfach über der Bemessungsgrenze lagen. Die Zahlen für Neuanträge seien (jeweils von März bis Juni 2019 zu 2020 ) sehr dynamisch und ließen allenfalls eine leichte Erhöhung um 13 auf 226 Anträge erkennen.
Der Anstieg der Auszahlbeträge in diesem Jahr sei vielmehr damit zu begründen, dass zum 1. Januar 2020 das Wohngeldstärkungsgesetz eingeführt wurde und insoweit die Mietstufen nach oben angepasst werden konnten. „Dadurch war es möglich, einer größeren Anzahl von Antragstellern Leistungen nach dem Wohngeldgesetz (WoGG) zu gewähren“, erklärt Hohlmeier. Ebenfalls wurden die Freibetragsgrenzen angepasst. Auch dies führte zu einer Erhöhung der Anzahl anspruchsberechtigter Personen.
Die Wohngeldempfänger mit bereits in 2019 und den Jahren davor bewilligten Leistungen erhielten aufgrund der Gesetzesänderung einen höheren Wohngeldauszahlungsbetrag. Insgesamt erhöhten sich die Ausgaben der Stadt Weiden für Wohngeld von 149 931 (März bis Juni 2019) auf 211 891 Euro (März bis Juni 2020). Damit liege eine Steigerungsrate von durchschnittlich 41 Prozent vor, betont Hohlmeier.
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