Ein paar Zentimeter mehr und die dicke Fichte hätte das Dach durchschlagen und die kleine Kapelle zertrümmert. Sogar die steinernen Kreuzweg-Säulen blieben verschont. Nun liegt der Baum, als hätte ihn jemand arretiert, mit dem Wipfel zuerst vor der Tür der Kapelle "Heilige Staude" im Südosten von Weiden. Entwurzelt und umgeworfen haben ihn die beiden Stürme "Ylenia" und "Zeynep", die in den vergangenen Tagen durch die Nordoberpfalz rollten. Ein unbeschreibliches Glück empfindet Ursula Breinbauer, dass "einem Kleinod der Stadt nichts passiert ist". Ihre Familie kümmert sich seit Generationen um das uralte Bauwerk, in dem auch Christmetten stattfinden.
Andernorts hat "Zeynep", der am späten Freitagabend wütete, mehr Schaden angerichtet. Im Minutentakt prasselten die Meldungen auf die Integrierten Leitstelle Nordoberpfalz (ILS) ab kurz nach 21 Uhr ein, berichtet ILS-Leiter Jürgen Meyer. Das Besondere war die enorme Wucht, die der Sturm in kurzer Zeit entfaltet hatte. Beinahe 200 Einsätze verzeichnete die ILS in gut zwei Stunden.
"Glimpflich" ausgegangen
Vorläufige Bilanz: 171 Einsätze im Landkreis Neustadt/WN, 21 in Weiden (Stand: Sonntag, 13:15). Der Schwerpunkt, sagt Meyer, habe allerdings auf dem Kreis Tirschenreuth gelegen. 20 bis 25 weitere Einsätze seien wohl noch nicht in der Statistik erfasst, schätzt er – Nachwehen des Unwetters. Innerhalb des Landkreises Neustadt oder der Stadt Weiden habe es aber keinen definierbaren Sturm-Hotspot gegeben.
Bei den Einsatzgeschehen sind viele Klassiker der vergangen Sturm-Tage dabei. Etliche entwurzelte Bäume, ein abgedecktes Garagendach, herumfliegende Gegenstände wie Bauzäune. "Auffällig waren die vielen Telefonstörungen", sagt Meyer. Hier hätten umfallende Bäume die ein oder andere Leitung beschädigt. In Irchenrieth und Bechtsrieth soll teilweise der Strom ausgefallen sein.
"Zeynep" war somit insgesamt heftiger als Vorgängerin "Ylenia". Die gute Nachricht: Ernstzunehmende Verletzungen gab es keine. Das bestätigen auch die Polizeiinspektionen der Region. Das Wort "glimpflich" fällt in den Gesprächen mit Oberpfalz-Medien mehrfach.
Nun kommt Antonia
"Vielleicht waren die Menschen einfach gut vorgewarnt und haben sich wenig im Freien aufgehalten", vermutet Meyer. Er ist zufrieden mit der Arbeit der Leitstelle, man sei bestens vorbereitet gewesen. Von Meterelogen erhält die ILS stets aktuelle Informationen, wohin sich das Unwetter gerade bewegt, und kann so einschätzen, wo es besonders krachen könnte. "Das ist unheimlich wichtig", bestätigt der ILS-Leiter. "Wir sind schneller als der Sturm und warten nicht darauf, dass etwas passiert." Früher sei das nicht immer so gewesen.
Die stürmische Woche geht aber weiter. Schon jetzt lotet die ILS das Gefahren-Potenzial des nächsten Tiefs aus. Denn auf "Ylenia" und "Zeynep" folgt: "Antonia". Für die Nacht auf Montag warnt der Deutsche Wetterdienst wieder vor schweren Sturmböen in der Oberpfalz.















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