Weigendorf
02.09.2024 - 16:22 Uhr

Heimischer Stein und italienische Handwerkskunst ergeben langlebige Brücken

Mehr als 4000 Kilometer ihres Schienennetzes will die Deutsche Bahn bis 2030 generalsanieren. Keinen Bedarf gibt es bei den sieben Natursteinbrücken zwischen Weigendorf und Etzelwang, obwohl ihr Alter an Jahren schon dreistellig ist.

Die Doppelbogenbrücke am Ortsausgang von Weigendorf nach Oed gibt ein Zeugnis der Handwerks- und Ingenieurkunst des 19. Jahrhunderts. Bild: wsl
Die Doppelbogenbrücke am Ortsausgang von Weigendorf nach Oed gibt ein Zeugnis der Handwerks- und Ingenieurkunst des 19. Jahrhunderts.

Eine Bahnbrücke – gebaut für die Ewigkeit? Angesichts der maroden Infrastruktur der Deutschen Bahn klingt diese Frage wie Hohn. Nichts auf der Welt ist unbegrenzt haltbar, insbesondere auch stark belastete Eisenbrücken, doch einige historische Brückenexemplare im westlichen Teil des Landkreises Amberg-Sulzbach lassen aufhorchen, was ihre Lebensdauer und Baukunst betrifft.

Seit sage und schreibe 165 Jahren waren und sind die für die Ostbahntrasse 1858/59 errichteten sieben Natursteinbrücken im malerischen Lehental zwischen Weigendorf und Etzelwang ununterbrochen und ohne größere Sanierungen schwerster Belastung durch eine hohe Verkehrsfrequenz ausgesetzt. Zu Zeiten, als die Maxhütte noch florierte, rollten jahrzehntelang schwer beladene Züge auf diesen Schienen von und nach Sulzbach-Rosenberg, und auch zahllose Militärtransporte zum und vom Truppenübungsplatz Grafenwöhr haben Brückenbauwerke ausgehalten. Gebaut sind sie aus einheimischem Steinmaterial, Dolomit und teilweise Eisensandstein aus nahegelegenen Steinbrüchen.

Wie der gesamte Streckenabschnitt der Ostbahn von Nürnberg über Amberg, Schwandorf und Regensburg nach Landshut in der heute unfassbar kurzen Zeit von knapp zwei Jahren erbaut wurde, gilt dies in gleicher Weise auch für die Brücken, eine exzellente Arbeit italienischer Steinmetze. Diese waren als Gastarbeiter in Baracken unmittelbar an der Bahnstrecke untergebracht.

Das Vorzeigeobjekt unter den Natursteinbrücken des Lehentals ist die imposante und sich harmonisch in die Landschaft einfügende Doppelbogenbrücke am nordöstlichen Ortsausgang von Weigendorf in Richtung Oed. Nur wenige 100 Meter von der fränkischen Grenze entfernt, stellt sie quasi das Portal zum romantischen Lehen-/Etzelbachtal und damit zum Landkreis Amberg-Sulzbach, also der Oberpfalz dar. Sie überspannt sowohl den Etzelbach westlich, als auch die Kreisstraße AS 38 östlich ihres massiven Stützpfeilers. Eisenbahnliebhaber und Freunde historischer Bauwerke kommen beim Anblick dieses eindrucksvollen Natursteinbauwerks geradezu ins Schwärmen. Diese Brücke stellt neben den sechs weiteren attraktiven Objekten aus dem gleichen heimischen Juragestein, jedoch in unterschiedlicher Ausprägung zwischen Oed und Etzelwang ein herausragendes architektonisches Zeugnis für die hohe Handwerks- und Ingenieurkunst des 19. Jahrhunderts dar. Sie alle haben die Lebensdauer neuzeitlicher Stahlbetonbrücken bei weitem in den Schatten gestellt. Viele von diesen mussten bereits nach wenigen Jahrzehnten einem Neubau weichen. Einige dieser Viereck-Brücken aus Beton hat die Bahn auf der Passage im Lehental 2017 erneuert. Die sieben allesamt auch zeitlos und einmalig formschönen Brücken aus Naturstein wurden vor einigen Jahren wegen ihrer nachhaltigen und naturkonformen Bauweise unter Denkmalschutz gestellt.

Hintergrund:

Bahnstrecke Nürnberg - Irrenlohe

  • Konzession zum Bau durch die private AG der Bayerischen Ostbahnen am 12. April 1856 von König Maximilian II von Bayern erteilt
  • Streckenlänge: 93,7 Kilometer
  • Eröffnung: Nürnberg – Hersbruck am 9. Mai 1859, Hersbruck – Irrenlohe am 12. Dezember 1859
  • Verstaatlichung: mit Gesetz vom 15. April 1875 zum 1. Januar 1876

Quelle: Wikipedia

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.