"Ich bin der Fritz", so stellt er sich vor. Seyferth war Wirt in einem der größten und bekanntesten Münchener Wirtshäuser - dem Löwenbräukeller. Alleine 2800 Gäste fasst dessen Saal. Von dort und von seiner letzten Station als Wirt, dem Wey-prechtshof (ebenfalls München), hat er viele Anekdoten mitgebracht.
51 Jahre hat der Fritz in der Gastronomie verbracht. Mit 66 zog er dann einen Schlussstrich. Ein Grund war die Krebserkrankung seiner Frau. "Gott sei Dank ist da alles okay", sagt er und klopft sich dabei dreimal an den Kopf. Er erzählt von seinen vier Enkeln, seinem Sohn und seiner Tochter. Alle haben den Entschluss mitgetragen.
Anders als die Oberbayern
Warum aber zog es ihn in die Oberpfalz? "Ich habe in meiner Kindheit vier Jahre in Weiden im Internat verbracht. In Weiden gefällt es mir heute noch sehr gut." Auf das alte Forsthaus in Weiher ist er durch Zufall aufmerksam geworden. Gäste von ihm wussten, dass es nach dem Tod des Vorbesitzers zum Verkauf stand. Kurzerhand vereinbarte er einen Termin. Und schon nach wenigen Augenblicken war ihm klar: "Das ist es!"
Seyferth hat sich auch Objekte in Oberbayern angesehen. Aber die Oberlandler und die Chiemgauer, die sind ihm zu eingebildet. Nun sitzt er am gedeckten Kaffeetisch - immer noch ganz der gute Gastgeber. Er raucht genüsslich eine Rothändle ohne Filter. Der Fritz schwärmt von seinem neuen Leben in der Oberpfalz - erzählt, was er alles schon angeschaut und erlebt hat in dem Jahr, in dem er nun hier lebt. Auch von der Amberger Zeitung, die neben ihm auf dem Tisch liegt, schwärmt er: Der Regionalteil hat es ihm angetan.
Seyferth erzählt auch, wie die Dorfgemeinschaft den Zuagroasten bedingungslos aufgenommen hat: "So etwas gibt es in Oberbayern nicht. Da kannst du der große Sponsor sein: Die nehmen dein Geld - aber du bleibst immer außen vor." Er macht es den Weiheren aber auch leicht, dazuzugehören mit seiner offenen, bescheidenen Art.
Spannend wird es, wenn er von seiner Münchener Zeit erzählt, von den Höhen und Tiefen, die er im Gastgewerbe erlebt hat. Seine Augen funkeln spitzbübisch, wenn er erzählt, wie "der Gysi" bei ihm den Saal gemietet hat: "Ja mei, freilich hab ich s' reinlassen, die Linken, aber sauber zahln hab' ich s' lassen." Gregor Gysi habe ihm hinterher bescheinigt, dass das der beste Wahlkampf in ganz Deutschland gewesen sei. "Überhaupt war der eigentlich ganz in Ordnung, der Gysi" sagt der Fritz. Auch all die anderen sind bei ihm ein- und ausgegangen: der Brandt, der Streibl und selbstverständlich Franz Josef Strauß. "Das waren früher noch andere Zeiten." Einmal habe der "Herr Ministerpräsident" ihm geholfen, als die Arbeitserlaubnis eines Kellners ablief. "Da hat der Strauß den Mann kommen lassen, ein paar Worte mit ihm gewechselt und dann ist das gelaufen." Aber auch Unerfreuliches hat er erlebt, mit sogenannten Promis, die seine Bedienungen aufs Übelste beschimpften, eine riesen Zeche machten, aber dann nicht zahlten. Nun ist er froh, das hinter sich gelassen zu haben.
Wie zum Beweis für seine Integration öffnet sich das Gartentor und drei seiner Spezis kommen mit dem Fahrrad vorbei. Mit dabei ist Helmut Rösch, der Alt-Bürgermeister von Hirschau: "Wir fahren einmal die Woche mit dem Rad und wenn es geht, dann schauen wir beim Fritz vorbei auf ein Bier." Dann kommt noch Herrmann Uschold mit einem Körberl Steinpilze dazu und schenkt sie Seyfert.
Schad ums Schafkopfen
Am Schluss sitzen sieben Leute in seiner Gartenlaube. Die hat der Fritz dekoriert mit Bildern und Andenken aus seiner Münchener Zeit. Ein bisschen Erinnerung muss sein. Es entwickelt sich eine schöne Diskussion über bayerische Wirtshauskultur, übers Kartln und über die Vor- und Nachteile eines langen und kurzen Schafkopf. In einem sind sich alle einig: Es ist schade, dass nicht mehr so viel gekartelt wird. Und es ist eine Bereicherung, dass der Fritz jetzt ein Weiherer ist.
















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