Weiherhammer
17.03.2019 - 12:16 Uhr

"Liederkranz" für immer verstummt

Insider hatten es prophezeit, doch so recht daran glauben wollte niemand. Nun ist es Tatsache: Den Männergesangverein "Liederkranz" 1927 mit 109 fördernden und 18 aktiven Mitgliedern gibt es nicht mehr.

"Ich bin sehr enttäuscht" sagt Dirigentin Riita Michelson, die sich einen neuen Chor suchen will. Bild: bk
"Ich bin sehr enttäuscht" sagt Dirigentin Riita Michelson, die sich einen neuen Chor suchen will.

Wahlleiter Herbert Rudolph und der Vorsitzende der befreundeten "Liedertafel" Eschenbach, Karl Ott, bemühten sich in der außerordentlichen Versammlung am Freitag vergeblich um einen neuen Vorstand. Die Neuwahl war bereits am 1.Februar gescheitert.

Robert Kohl erinnerte daran, dass er sich 2017 wegen des anstehenden 90-jährigen Jubiläums nochmal für zwei Jahre zur Verfügung gestellt habe. Seitdem wurde bei Gesprächen immer deutlicher, dass niemand zur Übernahme einer Aufgabe im Verein bereit war. Parallel dazu habe man auch versucht, neue Wege bei der Mitgliederwerbung und Liedgut-Neuausrichtung zu gehen - ohne Erfolg.

Für Kohl sei es grotesk, wenn ehemalige Sänger und Mitglieder an den Stammtischen ganz genau wüssten, was der Vorstand falsch gemacht habe, aber sich in den Versammlungen nicht zu Wort meldeten oder erst gar nicht teilnahmen.

Schon bei seinem Amtsantritt vor elf Jahren zeichnete sich ab, dass sich die Vereinslandschaft verändern werde. "Jeder will nur mehr seinen individuellen Weg gehen und sich möglichst nicht an eine Gruppe binden", bedauerte Kohl. Dabei seien seit sieben Jahren beste Voraussetzungen mit der kompetenten Chorleiterin Riita Michelson geschaffen. Kohl führte unter anderem die Produktion einer CD mit dem Männergesangverein Mantel, Konzerte mit Eschenbachern, das Herbstfest der Musik sowie die Mitgestaltung von Veranstaltungen des Vereinskartells und der Gemeinde an. All dies könne ein Einzelner nicht leisten.

Kohl beklagte die schwindende Mitarbeit. Es herrschte die Meinung vor: "Der macht das schon." Das Desinteresse habe ihn sehr enttäuscht. Deshalb schließe sich für ihn der Kreis.

Laut Satzung müssten die Gewählten bis zu Neuwahlen im Amt bleiben. Damit dies nicht zur unendlichen Geschichte werde, habe der amtierende Vorstand den Rücktritt erklärt. Aus gesundheitlichen Gründen hatte Werner Alisch seine Kandidatur für den Vorsitz zurückgezogen. Auf den Aufruf zu Vorschlägen herrschte Totenstille. "Sollen wir wirklich einen Traditionsverein zu Grabe tragen? Das wäre sehr traurig", sagte Wahlleiter Rudolph. Nach einer Gesprächspause erklärte sich Siegfried Bock trotz Mehrfachbelastung bereit, den zweiten Vorsitzenden zu machen, um den Verein vor der Auflösung zu bewahren. Auch dies und der erneute Appell von Bürgermeister Ludwig Biller half nichts. Niemand wollte den Chefsessel. Kohl und Ott erklärten die Wahl nach fast einstündigem Bemühen für gescheitert.

Eine Abstimmung über die Auflösung wurde nicht gewünscht. Laut Registergericht existiert der Verein nicht mehr. Kohl und Bürgermeister Biller übernehmen mit Einverständnis der Versammlung die Aufgabe des Liquidators nach Rücksprache mit einem Notar.

Alois Zanner (90), das einzige noch lebende Wiedergründungsmitglied von 1947, konnte es nicht verstehen, dass nur 35 Mitglieder Interesse an dieser wichtigen Versammlung zeigten. "Schade", fügte er hinzu. Auch vom Gemeinderat ließ sich niemand sehen.

"Für mich ist es ein ganz schwerer Tag. Der Männergesangverein ist Geschichte" lauteten die Schlussworte von Robert Kohl. Bild: bk
"Für mich ist es ein ganz schwerer Tag. Der Männergesangverein ist Geschichte" lauteten die Schlussworte von Robert Kohl.
Weiherhammer21.03.2019
 
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