Weiherhammer
05.07.2024 - 21:22 Uhr

Spielzeit aus Stahl und Glas: Zeitenwende beim Landestheater

Zersplittert, eingetrübt, mit Rissen, ein Loch hineingestanzt oder mit Cocktailgläsern verziert: Das Thema Glas zieht sich durch alle Plakate der kommenden Inszenierungen des Landestheaters. Und markiert eine besondere Theatersaison.

Bei der Vorstellung des „Maxhütten-Stücks“ gerät Künstlerischer Leiter Christian A. Schnell selbst ins Schwärmen. Die Auftragsarbeit nach einem Autorenwettbewerb verspricht, ein Höhepunkt der Saison zu werden. Bild: Tobias Schwarzmeier
Bei der Vorstellung des „Maxhütten-Stücks“ gerät Künstlerischer Leiter Christian A. Schnell selbst ins Schwärmen. Die Auftragsarbeit nach einem Autorenwettbewerb verspricht, ein Höhepunkt der Saison zu werden.

Mit einer "Zeitenwende" ließe sich die Theatersaison 2024/25 des Landestheaters Oberpfalz (LTO) beschreiben. Und nicht nur weil das wohl spannendste Stück des kommenden Spielplans - "Die letzte Schicht" - die Geschichte der Maxhütte in Sulzbach-Rosenberg und damit den Niedergang des Stahlreviers Oberpfalz erzählt.

Mit der Alten Glasfabrik in Vohenstrauß geht das LTO in seine erste Spielzeit mit eigener Spielstätte. Durch die dadurch entstandenen Synergien und neuen Kapazitäten will das Theaterunternehmen "noch eine Schippe drauflegen", wie LTO-Geschäftsführer Wolfgang Meidenbauer und Künstlerischer Leiter Christian A. Schnell bei der Spielzeit-Vorstellung im Future Lab des ÜBZO in Weiherhammer versichern.

Bombastisches Maxhütten-Stück

Wie mit "Die letzte Schicht". "Die Autoren haben uns ein Singspiel mit Spektakel versprochen, die ultimative Dreigroschenoper für die Oberpfalz", freut sich Schnell, der die aufwendige Vorlage gemeinsam mit Marcus Hinterberger inszenieren wird. Dominik Tremel und Sebastian Kamm hatten 2021 einen Autorenwettbewerb zum 20. Jahrestag des letzten Hochofenabstichs in Sulzbach-Rosenberg gewonnen. Mit Verzögerung wird das besondere Projekt nun umgesetzt.

In einer Uraufführung direkt an der Maxhütte-Plaza im Schatten des Hochofens erzählt das Landestheater im Mai kommenden Jahres das Schicksal eines ehemaligen Arbeiters - mit Einsatz von Drohnen, des LTO-Chores und allerlei Effekten. Eine Geschichte der Oberpfalz - heiter, schwermütig, nostalgisch. Ebenso aufwendig verspricht die bunte Musicalversion von "Ein Käfig voller Narren" zu werden, mit der man das Erfolgsstück "Anatevka" noch toppen will.

Doch zunächst startet das LTO den Spielbetrieb in der Glasfabrik. Wenn das Landestheater mit einer Gala Ende September die Spielstätte eröffnet und vier Wochen später mit der feinen französischen Komödie "Dinner für Spinner" in Betrieb nimmt, beginnt eine neue Ära. Mit der Komödie "Zwei Frauen und eine Leiche" (Regiedebüt von Johannes Lukas), Yasmina Rezas Dauerbrenner "Kunst", die Wiederaufnahme von "Spatz und Engel" oder dem Ehekrieg-Klassiker "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" fühlen sich Theaterfreunde verschiedener Genres sicher gleich zu Hause.

Trotz der Neuerungen: Bei den 15 Inszenierungen (11 davon neu) und aktuell 138 geplanten Aufführungen an 16 Spielorten (neu in Kemnath und Schloss Guteneck) will das LTO auch weiter seinem Konzept treu bleiben. "Es ist wichtig, auch schwierige Stücke zu spielen. Wir haben einen Kultur- und Bildungsauftrag", streicht Schnell heraus. Dem geht das LTO auch mit dem Klassenzimmerstück "Der Entstörer" und Schulvorstellungen nach.

Zwischen Boulevard und Anspruch

Während Stücke wie der bayerische Klassiker "Der Brandner Kaspar", den das LTO zur Saisoneröffnung am 11. Oktober in einer Neufassung auf die Bühne bringt, das Familienstück "Konferenz der Tiere" (Bühnenfassung: Schnell) oder die Generationen verbindende poetische Erzählung "Der kleine Prinz" die Zuschauerränge quasi automatisch füllen, ist das bei "Nicht Fisch, nicht Fleisch" von Franz Xaver Kroetz (über Veränderungen in der Arbeitswelt und in Beziehungen) vielleicht nicht automatisch der Fall. Dass sich Anspruch und Publikumsinteresse natürlich nicht ausschließen, haben zuletzt Inszenierungen wie "Bilder von uns" bewiesen.

Eines zeigt auch das neue Programm und geplante Aktionen der neuen Saison deutlich: Das Landestheater hat in seiner Entwicklung einen weiteren Schritt gemacht.

Info:

Spielzeit 24/25 beim Landestheater Oberpfalz (LTO): Die Stücke

  • Der Brandner Kaspar: Premiere 11. Oktober 2024, Stadthalle Vohenstrauß
  • Dinner für Spinner: Premiere 25. Oktober 2024, Glasfabrik
  • Wer hat Angst vor Virginia Woolf?: Premiere 29. November 2024, „Sünde“
  • Der kleine Prinz: Premiere 1. Dezember 2024, Stadthalle Vohenstrauß
  • Kunst: Premiere 17. Januar 2025, Glasfabrik
  • Zwei Frauen und eine Leiche: Premiere 21. Februar 2025, Glasfabrik
  • Nicht Fisch, nicht Fleisch: Premiere 4. April 2025, Glasfabrik
  • Die letzte Schicht: Premiere 30. Mai 2025, Maxhütte-Plaza
  • Die Konferenz der Tiere: Premiere 28. Juni 2025, Burg Leuchtenberg
  • Ein Käfig voller Narren: Premiere 4. Juli 2025, Burg Leuchtenberg
  • Matinéen (außer „Der kleine Prinz“ und „Konferenz der Tiere“ jeweils am Sonntag davor)
  • Klassenzimmerstück: Der Entstörer
  • Wiederaufnahmen/Repertoire: „Spatz und Engel“, „Draußen vor der Tür“, „Nipple Jesus“, „Judas“
  • Weitere Infos, Spielplan und Karten
    unter www.landestheater-oberpfalz.de
 
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