11.12.2018 - 18:49 Uhr

Weihnachten im Herzen

Welch ein stimmungsvoller Abschluss der "Großen Erwartung": Ein "Evensong", das ist ein eher aus dem Angelsächsischen entliehenes Wort für eine musikalische Vesper, beendet einen etwas anderen Adventssonntag.

Mit einem spektakulären „Evensong“ klingt in Speinshart die „Große Erwartung“ aus. Bild: do
Mit einem spektakulären „Evensong“ klingt in Speinshart die „Große Erwartung“ aus.

Zum ausklingenden zweiten Advent hatten Akteure und Besucher der "Großen Erwartung" in der Klosterkirche gleichermaßen Weihnachten im Herzen. Die vielen berührenden Momente während des Nachmittags erfuhren zum Ende des Tages eine weitere Steigerung.

In der überfüllten Klosterkirche genossen die Gläubigen eine gehaltvolle innere Einkehr mit der bevorstehenden Geburt des Jesuskindes als Thema, befreit vom üblichen Kommerz. Der glanzvolle musikalische Abendgottesdienst wurde von der stimmlichen Eleganz der Chorgemeinschaft St. Georg aus Pressath bestimmt. Für viele Zuhörer überraschend wagte sich auch der Chor der Grundschule "Am Rauhen Kulm" an die niveauvolle Mitgestaltung. Ein lieblicher Farbtupfer: Die glockenreinen Stimmen der Kinder überzuckerten mit süßem Klang die adventliche Wanderung.

Die Einleitung des feierlichen Ausklanges der "Großen Erwartung" gehörte Pfarrer Adrian Kugler. Der Prämonstratenser-Chorherr führte die Besucher mit adventlichen Texten aus dem Jahr 1938 - Autor ist der von den Nationalsozialisten gepeinigte evangelische Christ Jochen Klepper - in den Reinigungsprozess der Adventszeit. Gleichsam prophetisch zitierte der Pater aus der vierten Strophe des Gedichts "Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und -schuld".

Herrlicher Chorgesang

"Die Nacht ist vorgedrungen", ebenfalls ein Text von Jochen Klepper, hieß dann auch das erste Abendlied der Chorgemeinschaft für Flöte, Solo und Quartett. Bekannte Lieder aus dem Gotteslob, Psalmen, berühmte Volksgesänge, aber auch anspruchsvolle Chormusik - unter anderem von Johannes Brahms, Karl Enslin, Andreas Hammerschmidt, Georg Friedrich Händel und Zoltán Kodály - folgten.

Bei dem Ruf "Zu dir, Herr, erhebe ich meine Seele" und dem jedermann bekannten "O Heiland, reiß die Himmel auf" wechselten sich Ensemble und Gemeinde ab. Im Mittelpunkt herrlichen Chorgesangs stand anschließend das stimmungsvolle "Über's Gebirg Maria geht" von Altmeister Johann Eccard: ein Klassiker adventlichen Liedguts und vor Beginn des Dreißigjährigen Krieges als Lied der Hoffnung verfasst.

Neben weiteren marianischen Vertonungen erwies der Chor unter Leitung von Richard Waldmann dem estnischen Komponisten Arvo Pärt seine Referenz. Drei Jahre suchte dieser die Stille, um über sein Leben nachzudenken. In dieser Phase schuf Pärt das "Magnificat" in moderner Einfachheit voller ruhender Ausstrahlung, dem sich die Gesangskultur der Chorgemeinschaft anpasste.

Das Ensemble war auch beim "Maria durch ein Dornwald ging" in seinem Element. Düster und feinsinnig wird darin von einem ganzen Wald voller Dornen berichtet. Doch ein Rosenwunder verwandelt die Hoffnungslosigkeit in ein strahlendes Blütenmeer. Mitreißend erzählten die Sänger von dieser Verwandlung: "Da haben die Dornen Rosen getragen, als das Kindlein durch den Wald getragen - Jesus und Mariä Sohn". "Komm, komm Emmanuel", rief schließlich der Chor in den festlichen Andachtsraum hinein und hieß mit überschäumender Freude Emmanuel, den für das Volk Israel Geborenen, willkommen. Bezaubernde Hymnen folgten. "Tochter Zion, freu Dich" durfte dabei ebenso wenig fehlen wie "Leise rieselt der Schnee".

Freudig und mitreißend

So nachdenklich das Abendlob begann, so freudig endete die musikalische Andacht, die eher einem Konzert glich. "Dieser Tag wird Freude bringen, Große werden wieder klein. Lieder, die zum Himmel klingen, Christkind wird dann bei uns sein", sangen die Chorgemeinschaft St. Georg und der Kinderchor der Grundschule "Am Rauhen Kulm" gemeinsam: ein köstliches Intermezzo.

Mitreißendes auch zum Schluss: Chorgemeinschaft und Kinderchor begeisterten mit "Kling, Glöckchen, klingelingeling". Nach Sekunden anhaltender Stille brauste ein Beifallssturm über die kleinen und großen Akteure. Den Schlusspunkt setzte Pater Adrian mit dem Abendsegen.

 
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