"Für 20 Leute habe ich etwas zu essen bestellt. Das war echt toll. Ich habe auch sehr viele Geschenke bekommen. Fotos und ein Plakat zum Beispiel." Am Dienstag letzter Woche lud der langjährige Heimbewohner Alexander Munding zu seiner Abschiedsfeier ins Musik-Café B14 in Wernberg-Köblitz ein. An alter Wirkungsstätte blickten er und seine Gäste zurück auf zahlreiche Events, bleibende Erinnerungen und Jahre, die laut eigener Aussage "wie im Flug" vergangen sind. Mit einem selbst geschriebenen Gedicht verabschiedeten sich seine langjährigen Wegbegleiter humorvoll.
31 Jahre lebte Alexander Munding in verschiedenen Heimen von Dr. Loew in Wernberg-Köblitz. Zuerst im Haus in Woppenhof, dann am Wernberger Marktplatz und schließlich im Heim hinter der Metzgerei Schinner. "Er ist für sein freundliches Wesen, seinen Witz und Humor im ganzen Ort bekannt", berichtet Heimleiterin Marianne Wagner mit einem Anflug an Wehmut in der Stimme. "Ja, du bist wirklich ein lebensfroher Mensch Alex", stimmt seine persönliche Bezugsperson Ingrid Schlögl zu.
Stets mit einem Lächeln berichtet Alex Munding im Gespräch mit Oberpfalz-Medien von seinen zahlreichen unterschiedlichen Tätigkeiten und Events. Der sportbegeisterte 57-Jährige spielte jahrelang erfolgreich Tischtennis im Club mit anderen Bewohnern. Bei einem Turnier im Nachbarland Tschechien habe er einen "schicken Holzpokal" gewonnen, schmunzelt er.
Tänzer, Sänger, Tramper
"Auf der Tanzfläche abrocken, das ist mein Ding", weiß Alexander Munding zu erzählen - oder, wie es im Abschiedsgedicht verlautet: "Den Rhythmus hat er auch im Blut, Hüften wackeln kann er gut." Als Mitglied in der Band "Losgelassene Löwen" sang und trommelte der musikalisch Begeisterte mit. Auftritte in Amberg, Regensburg und vor allem im Wernberger Altenheim bleiben ihm in guter Erinnerung. Diese Leidenschaft passte perfekt zu seiner Arbeit als Kellner im B14. "Das war für den Alex manchmal schon mehr Hobby als Beruf", scherzt Marianne Wagner. Dann klinkte sich der Hobbymusiker gerne in die verschiedenen Bands ein und gab einen kurzen Auftritt. Stolz berichtet er von seinen Nachtschichten im Lokal, und dass er oft erst spätabends mit eigenem Schlüssel in die Wohngemeinschaft zurückkehrte. Auch einen Theaterkurs besuchte er.
Dem aufmerksamen Autofahrer dürfte auf dem Rückweg aus dem Wernberger Industriegebiet der extrovertierte Heimbewohner ab und an aufgefallen sein. Arm raus, Daumen hoch und auf eine Mitfahrgelegenheit hoffen - dank seiner freundlichen Art und seiner Bekanntheit klappte das Trampen ziemlich gut. "Ach und Billard, Poker oder Flipper spiele ich da meistens", erzählt Alexander von Casino-Besuchen.
Ein neues Kapitel
Nicht nur in Wernberg kam er viel herum. Mit seiner Mutter, seiner Schwester oder seinem Kumpel Günter reiste er von Mallorca über England bis nach Kuba und Teneriffa. Neben all der Freizeitgestaltung arbeitete der Heimbewohner natürlich auch in den Werkstätten von Dr. Loew. Zuerst war er in der Schreinerei tätig, dann musste er Bauteile wie Kupplungen zusammenstecken. "Das hat nicht so viel Spaß gemacht", erinnert sich der leidenschaftliche Kaffeetrinker.
Heimleiterin Marianne Wagner betitelt Alex Munding als "Gentleman". Martin Beutner, der seit Anfang des Jahres die Einrichtungsleitung inne hat, beschreibt ihn als "liebenswert". Seine Bezugsperson Ingrid Schlögl, die ihn über Jahre im Alltag bei allen Möglichen Belangen verlässlich unterstützte, bezeichnet ihn scherzend als "Schlawiner". Seinen scherzhaft gemeinten Spitznamen "Schwäbischer Hengst" hat er seiner Herkunft und seiner offenen Art, vor allem gegenüber Frauen, zu verdanken.
Am Samstag steht nun der Umzug an. "Da kommt ein Kumpel mit seinem Lkw und nimmt meine ganzen Sachen mit", erzählt Alex. Nach zwei Wochen Probewohnen in einem Haus der Stiftung Liebenau in der Ortschaft Markdorf am Bodensee entschied er sich dazu, zurück in seine Heimatregion zu gehen. Dort lebt er dann nahe bei seiner Familie.
"Wir wünschen alles Glück der Welt, dass es dir dort auch gefällt", kommentieren seine langjährigen Begleiter seine getroffene Entscheidung. "Wernberg war wie ein Zuhause. Hier habe ich mich einfach wohl gefühlt", resümiert er. Sein Fehlen wird auffallen, vermutet Marianne Wagner. Nicht ohne Grund war Alexander Munding in Wernberg "bekannt wie ein bunter Hund" - gemeint in absolut positivem Sinne.
Dr. Loew Soziale Dienstleistungen
- Dr. Loew ist ein sozialer Dienstleister für Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung.
- Die Menschen wohnen in Heimen in ganz Bayern und können in Loewschen Werkstätten arbeiten.
- Ziel der Einrichtungen ist ein gemeindeintegriertes Leben dieser Menschen.
- In Wernberg-Köblitz leben Menschen mit Behinderung in über zehn Häusern verteilt.
- Verschiedene Wohnangebote (Wohngemeinschaften, Einzelappartements, Paarwohnungen) stehen den Bewohnern zur Verfügung
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