Wernberg-Köblitz
15.03.2022 - 13:31 Uhr

Oberpfälzer Teichwirte bangen um ihre Existenz

Biber, Kormoran und vor allem der Fischotter rauben den Oberpfälzer Teichwirten den Lohn ihrer Arbeit. Bei der Mitgliederversammlung der Teichgenossenschaft Oberpfalz machen sie ihrem Ärger lautstark Luft.

Eigentlich standen bei der Genossenschaftsversammlung der Teichgenossenschaft Oberpfalz (Tego) Neuwahlen im Mittelpunkt. Doch angesichts der Probleme, mit denen die Teichwirte tagaus und tagein zu kämpfen haben, geriet dieser Punkt nahezu in den Hintergrund. Vielmehr beschäftigte sie die Frage: Wie kann die Teichwirtschaft wieder profitabel betrieben und zugleich eine wertvolle Kulturlandschaft erhalten werden?

Diese Forderung zog sich wie ein roter Faden durch alle Vorträge der anwesenden Fachleute im Landgasthof Burkhard in Wernberg-Köblitz, in dem die Genossenschaftsversammlung der Tego stattfand. Den Beginn machte Vorsitzender Alexander Flierl mit seinem Kurzbericht über das abgelaufene Geschäftsjahr. Zu der wichtigsten Aufgaben der Tego zählen die Förderung der Teichwirtschaft, die Beratung beim Aus-, Um- und Neubau von Teichen durch den Teichbauberater und die Absatzförderung.

"Überzogener Artenschutz"

Die wichtigste Aufgabe ist jedoch der Erhalt der Teiche und Teichlandschaft mit den zentralen Aufgaben Wasserrückhalt, Artenvielfalt und nachhaltige Produktion eines wertvollen Lebensmittels. „Durch völlig überzogenen Artenschutz, wie er zur Zeit praktiziert wird, können diese Aufgaben nicht mehr erfüllt werden“, so die Kernaussage des Vorsitzenden.

Der strenge Schutz des Fischotters, wie er durch ein Urteil des Verwaltungsgerichtes bestätigt worden ist, sei der Todesstoß für die Teichwirtschaft in der Oberpfalz, so der allgemeine Tenor. Ein Berufungsverfahren gegen das Urteil läuft zwar zur Zeit, jedoch ist dessen Ausgang völlig ungewiss. „Uns Teichwirten läuft die Zeit davon“, so der Einwand der anwesenden Teichwirte, die auf einen schnellen Entscheid drängen. „Es braucht ein klares Signal, dass die Säule der Entnahme eingeführt wird“, forderte der Vorsitzende.

In diesem Anliegen werden die Teichwirte auch von der bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber unterstützt, die eine Videobotschaft an die Versammlung richtete. „Die 14 000 Oberpfälzer Teiche mit ihrer 1000-jährigen Kulturlandschaft müssen unbedingt erhalten werden“, so das Anliegen der Ministerin.

Auch Landrat Thomas Ebeling hat sich als Bezirksrat die Unterstützung der Teichwirtschaft auf seine Fahne geschrieben. Ebenfalls Unterstützung signalisierte Josef Wutz, der als Präsident des BBV-Bezirks Oberpfalz die enge Verbindung von Landwirtschaft und Teichwirtschaft in den Vordergrund stellte.

Wertvolles Lebensmittel

Als Verfechter der Anliegen der Teichwirte, der kein Blatt vor den Mund nimmt, erwies sich Tego-Geschäftsführer Konrad Bartmann. Er brachte in seinem Bericht die enge Zusammenarbeit mit der Wasserwirtschaft zum Ausdruck. Der Rückhalt von nahezu 17 Millionen Kubikmeter Wasser in den Oberpfälzer Teichen sei ein nicht hoch genug einzuschätzendes Gut für die Naturlandschaft und ihre Bevölkerung. 2000 registrierte teichwirtschaftliche Betriebe produzieren ein wertvolles Lebensmittel, das weit über die Grenzen der Oberpfalz hinaus einen ausgezeichneten Ruf genieße.

Als der Geschäftsführer jedoch auf die Fischotterproblematik zu sprechen kam, mischte sich in seine Stimme Zorn und Unverständnis. „Der Karpfen ist kein Produkt für den Fischotter, sondern für den Menschen“, so seine Kritik an der geltenden Rechtsprechung. „Was ist das für ein Rechtsstaat, der das Eigentum seiner Bürger nicht mehr schützen kann?“ lautete sein Vorwurf.

Hart ins Gericht mit dem Bund Naturschutz und seinen Aussagen ging der Biologe und Fischereiberater Dieter Piwernetz. Die Probleme des Artenschutzes und ihrer Lösung sah der Präsident der Berufsfischer und ehemalige Europaabgeordnete Albert Deß in Brüssel angesiedelt. Hier fehle oft der Bezug zur Praxis. Seine Forderung lautete, die ganzjährigen Schonzeit des Bibers auszusetzen und eine gezielte Entnahme zu gestatten.

Bei den abschließenden Neuwahlen wurde Alexander Flierl als Tego-Vorsitzender im Amt bestätigt. Zu Stellvertreter wurden Franz Kühn und Christian Grasse gewählt. Die Kassenprüfung liegt in den Händen von Wolfgang Seegerer und Herbert Obermeier, Ersatz Stefan Gschrey. Dem Schiedsgericht gehören Martin Schönberger, Franz Kühn und Hans-Heinrich Grasse an. Ersatzmann ist Christian Bartmann.

„Was ist das für ein Rechtsstaat, der das Eigentum seiner Bürger nicht mehr schützen kann?“

Tego-Geschäftsführer Konrad Bartmann

 
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