Wernberg-Köblitz
29.12.2022 - 18:42 Uhr

Ein Wernberg-Köblitzer von unschätzbaren Verdiensten

Zahlreiche Menschen nahmen am Donnerstag Abschied von Ehrenbürger Franz Bauer, der an den Weihnachtstagen verstorben ist. Bauer wurde 91 Jahre alt und hinterlässt ein reiches gesellschaftliches Erbe.

Franz Bauer an seinem 90. Geburtstag im Vorjahr. Heuer ist er an den Weihnachtsfeiertagen verstorben. Eine große Menge Menschen nahm bei Requiem und Beerdigung von dem Wernberg-Köblitzer Ehrenbürger Abschied. Bild: twi
Franz Bauer an seinem 90. Geburtstag im Vorjahr. Heuer ist er an den Weihnachtsfeiertagen verstorben. Eine große Menge Menschen nahm bei Requiem und Beerdigung von dem Wernberg-Köblitzer Ehrenbürger Abschied.

Franz Bauer aus Wernberg-Köblitz war Zeit seines Lebens in vier sozialen Sphären unterwegs: Arbeit bei der Detag, örtliche Vereine, Sozialdemokratie und Kommunalpolitik. Jedem dieser Bereiche drückte er dabei seinen unverkennbaren Stempel auf.

So trauern um ihn nicht nur seine Familie, unter ihnen zwei Kinder, vier Enkel und drei Urenkel - Gattin Maria ist vor zwei Jahren gestorben – sondern auch Weggefährten und die geistigen Erben seines vielfältigen Engagements. Dazu zählen unter anderem die Wernberg-Köblitzer Bundestagsabgeordnete der SPD, Marianne Schieder, und Peter Wein als Kreisvorsitzender der Schwandorfer Sozialdemokraten, sowie auch und im besonderen die Genossen vor Ort, von denen wichtige Repräsentanten bei Requiem und Beerdigung zugegen waren.

Bekannte Anekdote

Den nachmittäglichen Gottesdienst in der gut gefüllten Kirche von Oberköblitz gestaltete Pfarrvikar Bonaventure Ukatu, der auf den Glauben des nunVerstorbenen hinwies und verriet, dass Franz Bauer oft die Osterkerzen für örtliche Kirchen gespendet habe. Auf die vielen Stationen von Bauers Lebensweg war davor Pfarrgemeinderatssprecherin Maria Schlögl eingegangen.

Schlögl sprach von der Vertreibung des Böhmerwaldlers (Geburtsort Mitterweid), der 1946 mit Mutter, Geschwistern und Großeltern die Heimat verlassen musste und in Wernberg-Köblitz ein neues Zuhause fand. Sie berichtete auch von gelungener Integration und von sozialem Aufstieg, der Franz Bauer bei seinem Arbeitgeber Detag (heute Flachglas) vom Glasarbeiter zum Mitglied im Aufsichtsrat führte.

In der neuen Heimat wurde Bauer überdies für mehr als zwei Jahrzehnte in den Marktrat entsandt, darunter sechs Jahre als Dritter Bürgermeister. So war es kein Wunder, dass bei der Beisetzung auch der amtierende Erste Bürgermeister Konrad Kiener das Wort ergriff und, wie er versicherte, „tief bewegt Abschied“ nahm. Kiener zählte die kommunalpolitischen Verdienste Bauers auf, der 2006 für sein Lebenswerk mit der Ehrenbürgerschaft von Wernberg-Köblitz geehrt wurde. Und er vergaß auch nicht die bekannte Anekdote, als Franz Bauer bei einer Marktratsdebatte um die Hallenbadsanierung dem Bürgermeister spontan 50 Euro auf den Tisch legte und damit eine beispielhafte Bausteineaktion ins Leben rief. Zigtausend Euro kamen so zusammen.

Mitgründer des TSV Detag

Bauer beteiligte sich stets und gerne auch am Vereinsleben des Ortes. Er war Mitglied der Feuerwehr, des Gartenbauvereins, der Armbrustschützen und beim Radfahrverein Concordia. Besonders gehörte sein Herz jedoch dem TSV Detag Wernberg. Dort fungierte er als Gründungsmitglied viele Jahre als Kassier und von 1970 bis 1984 als Abteilungsleiter Fußball. Der begeisterte Fußballfan schaute sich bis vor wenigen Jahren noch Spiele seines TSV an.

Zeugnis vom Engagement in den Vereinen legten bei der Beerdigung Feuerwehr-Vorsitzender Markus Eichstätter (Oberköblitz) ab, der stellvertretende TSV-Vorsitzende Dieter Buchner und für die Armbrustschützen Hans-Erich Jenke. Buchner brachte es am Schönsten auf den Punkt: „Kein Geld der Welt kann deine Tätigkeit für uns aufwiegen.“

„Väterlicher Freund“

Viele Worte der Anerkennung fand auch Abgeordnete Marianne Schieder: „Mit seinem engagierten, unermüdlichen und überzeugenden Wirken hat unser hoch geschätzter Freund Franz Bauer die von ihm gesteckten Ziele ganz bestimmt erreicht und mit seinem großen Engagement für sich und seine Lieben, aber auch für viele Mitbürgerinnen und Mitbürger eine neue Heimat in Wernberg-Köblitz mit geschaffen und mit aufgebaut.“ Schieder nannte den Verstorbenen einen „väterlichen Freund und wertvollen Ratgeber“, bei dem man auch „seinen feinen Humor und seine Geselligkeit schätzen konnte“ - nicht zuletzt beim Schafkopf-Spiel.

Der Sarg wurde von vier Feuerwehrmännern zum Grab getragen, für die würdige Musikbegleitung sorgte auf dem Friedhof die Kaolinkapelle (Neunaigen) in Bergknappenuniform. Der letzte Gruß für den früheren Heimatvertriebenen war ein christlicher: „Möge Gott dir all das Gute, das du getan hast, mit der endgültigen Heimat bei ihm belohnen.“

Hintergrund:

Zur Person: Franz Bauer

  • Geburt: 3. April 1931 in Böhmen.
  • Vertreibung: 1946 mit 15 Jahren als Folge des Krieges.
  • Neue Heimat: Wernberg-Köblitz.
  • Beruf: Ab 1955 Glasschneider bei der Detag. Betriebsmeister im Sicherheitsglas-Schneidhaus.
  • Kollegiales Engagement: 1962 erstmals in Betriebsrat gewählt, zweiter Betriebsratsvorsitzender, Aufsichtsrat der Flachglas AG.
  • Familie: 1956 Hochzeit mit Ehefrau Maria; Sohn Franz-Josef und Tochter Isabella.
  • Vereine: Gründungsmitglied des TSV Detag Wernberg; Fußballabteilungsleiter; Mitglied weiterer Vereine.
  • Politik: 48 Jahre Mitglied der SPD; Ehrenvorsitzender des Ortsverbandes.
  • Marktrat in Wernberg-Köblitz: 24 Jahre von 1984 bis 2008. Ab 1996 sechs Jahre Dritter Bürgermeister, lange als Krankheitsvertreter des 1. Bürgermeisters aktiv; Ehrenbürger der Marktgemeinde.

Auf ein bewegtes Leben zurückblicken

 
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