Wiesau
21.09.2018 - 11:56 Uhr

Angst um Zukunft einer Bäckerei

FW-Marktrat Franz Dürrschmidt ist der Halt des Mobilen Dorfladens in Schönhaid ein Dorn im Auge. Er sieht darin eine Bedrohung für die ansässige Dorfbäckerei. Jetzt sollen die Bürger abstimmen.

Martin Schmid (links), Geschäftsführer der "Steinwald-Dorfladen GmbH", informiert im Marktrat über den rollenden Supermarkt. Bild: wro
Martin Schmid (links), Geschäftsführer der "Steinwald-Dorfladen GmbH", informiert im Marktrat über den rollenden Supermarkt.

Ausgestattet mit einem Grundsortiment - angefangen von der Zahnpasta über Bio-Produkte bis hin zu Lebensmitteln - rollt der Mobile Dorfladen mit seiner 17 Quadratmeter großen Verkaufsfläche seit ein paar Wochen durch den Steinwald. Zu den ausgewählten Halte-Orten zählen unter anderem auch die Wiesauer Dörfer Triebendorf und Kornthan. Ursprünglich geplant war auch ein Halt in Schönhaid. Der Ort wurde aber von der Tour 3 wieder gestrichen. Der Grund dafür war schon einmal Gegenstand einer Debatte im Marktrat. Jetzt kocht das Thema wieder hoch.

Auf der Tagesordnung stand der Besuch von Martin Schmid zwar nicht. Bürgermeister Toni Dutz war es aber ein Anliegen, den Geschäftsführer der "Steinwald-Dorfladen GmbH" einmal persönlich zu Wort kommen lassen. Aus diesem Grund hatte er das Referat kurzfristig in die Agenda aufgenommen. Nähere Informationen über die mobile Verkaufseinrichtung, die bereits gut angenommen werde, sollte Schmid darlegen, zugleich auch die festgelegten Routen und den Geschäftsablauf näher erläutern. Anklingen ließ er auch den Entwicklungsstand des geplanten Online-Shops. "Mit dem Fuchsmühler Dorfladen konnte rasch ein guter Partner gefunden werden", lenkte Schmid zudem den Blick auf den Feierabend-Standort, wo die mitgeführten Waren ergänzt werden. Ebenso konnten Fragen an den Geschäftsführer der "Steinwald-Dorfladen GmbH" gestellt werden.

"Es wird schwer"

"Wer gleicht eigentlich den Verlust aus?", reagierte FW-Marktrat Franz Dürrschmidt, der als einer der ersten das Wort ergriff, auf die Aussagen seines Gegenübers. Man sei noch in der Startphase, bekannte Schmid und verwies auf das geförderte Modellvorhaben. "Danach wird man sehen. Die Zahlen werden auf den Tisch kommen", versprach er. "Ich habe keine rosarote Brille auf", fügte Schmid hinzu und bekannte: "Es wird freilich schwer werden." Dürrschmidt, der sich mit der Antwort zufrieden gab, lenkte das Thema nun auf den "wunden Punkt", der ihm eigentlich am Herzen lag: "Orte, in denen ein Geschäft vorhanden ist, dürfen nicht angefahren werden." Dürrschmidt meinte damit Schönhaid. Ursprünglich sollte dort der Mobile Dorfladen halten. Stattdessen wird der Truck ab kommender Woche am Wiesauer Marktplatz Station machen. Trotz des Anfahr-Stopps, der Dürrschmidt bekannt ist, warnte der FW-Politiker: "Ansonsten muss die Schönhaider Bevölkerung damit leben, dass es dort bald keine Bäckerei mehr geben wird." Weiter stellte er fest, dass der subventionierte Lebensmittelladen auf Rädern der kleinen Dorfbäckerei gegenüber als Konkurrent auftrete. Das sei nicht in Ordnung, so der Wiesauer. "Ich möchte jetzt kein Fass aufmachen", bat Bürgermeister Toni Dutz, zum Ende der Diskussion zu kommen, in die sich auch die CSU-Markträte einschalteten. Dutz schlug vor: "Lassen wir darüber die Schönhaider Bevölkerung entscheiden, ob der Mobile Dorfladen dort hält oder nicht." Der Bürgermeister regte eine Bürgerversammlung an. Dürrschmidt jedoch sprach sich dagegen aus und forderte stattdessen eine schriftliche Bürgerbefragung. Beide Parteien einigten schließlich auch darauf. Dürrschmidt beharrte, dass der Dorfladen eine existenzbedrohende Gefahr für den Bäckereibetrieb sei. Zweiter Bürgermeister Fritz Holm warnte vor "Panikmache". Bürgermeister Toni Dutz bat, keinen Druck auszuüben. Noch sei das Thema Schönhaid nicht aktuell. "In Wiesau brauchen wir den Dorfladen jetzt dringender", erinnerte er an fehlende Einkaufsmärkte. Zugleich aber verwies er auf die Bäckereien, Metzgereien und den Lebensmittelladen vor Ort.

Grundversorgung

Dass sich die Diskussion einzig und allein um Backwaren drehte, machte sie nicht entspannter. Semmeln und Brot stellten doch nur einen kleinen Teil des Dorfladen-Angebots dar, machte Thomas Weiß, Geschäftsleiter im Rathaus, deutlich. "Eine Bäckerei im Ort stellt noch keine Grundversorgung dar", brachte sich auch dritter Bürgermeister André Putzlocher ein. Vorgeschlagen wurde auch, keine Backwaren im Lastwagen anzubieten. "Das führt zu nichts", fasste Toni Dutz zusammen und bat, in Ruhe abzuwägen. Nach der Befragung werde man Genaueres wissen. Auf Anfrage bestätigte der Steinwald-Dorfladen-Geschäftsführer, dass die vertriebenen Backwaren aus der Region kommen. Als Zulieferbetriebe habe man zwei Bäckereien aus dem Raum Reuth und Erbendorf verpflichten können. "Vielleicht wäre ein Rotationssystem sinnvoll", schlug Bürgermeister Dutz versöhnend vor. "Dann kämen alle einmal zum Zug."

Der Mobile Dorfladen sei für die Schönhaider Bäckerei existenzbedrohend, warnte FW-Marktrat Franz Dürrschmidt (Bildmitte). Bild: wro
Der Mobile Dorfladen sei für die Schönhaider Bäckerei existenzbedrohend, warnte FW-Marktrat Franz Dürrschmidt (Bildmitte).
 
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