Die Informationsveranstaltung, an der alle Interessierten teilnehmen konnten, fand im Freien, später im nahen Gasthof "Bayerischer Hof" statt. Organisiert hatte das Treffen die Frauen-Union (FU) Wiesau. Am Bahnhofsplatz erinnerte Vorsitzende Rita Korb an die Geschichte des Bahnhofs, der 1882 erbaut und zu einem wichtigen An- und Abreiseort wurde. Bedeutung erlangte die Eisenbahnstation Wiesau auch als End- oder Zwischenstation bei der Vertreibung der Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg. Korb spannte den Bogen zum eigentlichen Thema: Was wurde getan 2022? Wie geht es 2023 im Kulturbahnhof weiter?
„Man sieht, es tut sich etwas. Wir sind voll im Plan“, kommentierte der verantwortliche Architekt Uwe Reil (SHL-Architekten, Weiden) den aktuellen Stand der laufenden Sanierung des Bahnhofes hin zu einem Kulturbahnhof. Beim abendlichen Treffen vor dem historischen, jedoch nicht denkmalgeschützten Anwesen bedauerte Reil, dass die von vielen erhoffte Baustellenbegehung ausfallen müsse. Der Architekt begründete dies mit dem Hinweis auf die bereits verlegten Gittermatten aus Stahl, die diese (aus Sicherheitsgründen) nicht zulassen würden.
Vernetztes High-End-Gebäude
„Aus einem zuletzt kümmergenutzten Gebäude entsteht ein für die Besucher vernetztes High-End-Gebäude“, definierte Reil die Planungsideen für das spätere „komplett neue Areal“. Der Bahnhof ist inzwischen fensterlos und entkernt. Für einen Blickfang sorgen die vor Ort gegossenen neuen Säulen aus Beton. Die neuen Gebäudeteile verstecken sich derzeit aber hinter Folien. Noch nicht entschieden wurde über das spätere Erscheinungsbild dieser Bauteile. Wünschenswert wäre, so Reil, die Säulen-Version „Sichtbeton“.
Vor gut acht Wochen wurde der Aufzugsschacht fertig. Damit der Ergänzungsbau möglich wurde, mussten Mauerteile entfernt werden. Der Fahrstuhl wird, so sieht es der Arbeitsplan vor, ganz zum Schluss eingebaut. Für lichtdurchflutete Räume im Erdgeschoss sorgen ganzflächige Fenster mit, so Reil, „großzügigem Blick“ ins Bahnhofsinnere. „Laibungen und Faschen bleiben erhalten“, versicherte der Fachmann. Probleme wirft der Außenputz auf. „Eigentlich wollten wir ihn erhalten“, verriet Reil. Man habe aber festgestellt, dass der vorhandene Putz „bröselig wie Sand“ sei. Ein Ersatz wurde noch nicht gefunden. „Darüber müssen wir noch mit den Fachfirmen beraten“, erklärte Reil.
Für eine Überraschung sorgten die alten Fenster: „Keines war gleich. Das wirkte sich auch auf die Anschlüsse aus“, fuhr der Architekt fort. Zu welchem Zeitpunkt die bereits bestellten und sich derzeit in Produktion befindlichen neuen Fenster eintreffen, sei ungewiss. „Tendenziell nicht mehr in diesem Jahr“, informierte Reil auf Anfrage von Oberpfalz-Medien. Zeitnah ausschreiben werde man die Türen und Treppen. Rechtzeitig vor Einbruch des Winters soll das Dach fertig sein. Für die Statik im Gebälk sorgen stabile Metallträger, die, weil sie sichtbar bleiben, einen grauen Anstrich bekommen. Die schlecht gewordenen Holzbohlen wurden durch neue ersetzt. „Damit konnten wir den historischen Dachstuhl statisch ertüchtigen und folglich auch erhalten“, unterstrich der Architekt. Falls die Witterung es zulässt, werde man die Wintermonate nutzen, um das Sanierungsziel „Fertigstellung bis Ende 2023“ erreichen zu können.
Probleme durch Grundwasser
Für eine Überraschung sorgten aber nicht nur die alten Fenster beziehungsweise deren Anschlüsse. Angedacht war, dass der Boden im Gewölbekeller erhalten bleiben soll. Es stellte sich jedoch heraus, dass dies aufgrund der Bausubstanz nicht möglich war. Ein anderes Problem sei das Grundwasser. Das Erstaunliche daran sei aber die Tatsache, dass (laut Reil) das Nass nur an "manchen Stellen" eindringt. Andere Bereiche bleiben trocken. „Rohbautechnisch haben wir den Stand von 80 Prozent erreicht. Jetzt folgt die Ausbauphase“, fasste Reil zusammen.
Fortgesetzt wurde der zweiteilige Informationsabend im Gasthof „Bayerischer Hof“ der Familie Bayer. Der Kulturbahnhof sei ein „Zugewinn für die Marktgemeinde“, merkte Zweiter Bürgermeister Michael Dutz an. Auch sagte er: „Wir liegen im Plan, das ist erfreulich.“
Uwe Reil hatte Pläne mitgebracht, um sie an der Leinwand vorzustellen. Während seines Referates schnitt er den Arbeitstitel „Showgleis“ an. „Was letztendlich daraus werden soll und wohin die Reise geht, werden wir noch sehen.“ Reil wertschätzte den Bahnhof als einen erhaltenswerten Teil der „Oberpfälzer Baukultur mit Qualität“. Zu sprechen kam der Architekt schließlich auch auf den Schallschutz. „16 Zentimeter dicke Dämmplatten waren notwendig, um dieses Problem in den Griff zu bekommen.“















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