„Für den Triumph des Bösen reicht es, wenn die Guten nichts tun!“ Das Zitat wird dem irisch-britischen Schriftsteller, Philosoph und Politiker Edmund Burke zugeschrieben. In leicht abgewandelter Form wurde dieser Satz nun per Beamer an die Wand der Aula im Beruflichen Schulzentrum Wiesau (BSZ) geworfen. Anlass dafür war ein außergewöhnlicher Festakt, der auch in die Unterrichtsräume übertragen wurde.
„Wir sind hier auf einer besonderen Veranstaltung. Wir sind oberpfalzweit die 100. Schule, die den Titel ‚Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage‘ verliehen bekommt“, erklärte stellvertretender Schulleiter Wolfgang Prebeck im Beisein vieler Gäste, Schüler und Lehrer. „Wir sind stolz, dass wir unser Schulprofil mit diesem Meilenstein ergänzen können.“ Man dürfe sich darauf aber nicht ausruhen, mahnte Prebeck. „Das Schild soll ein Signal sein, dass wir uns gegen Ideologien und Ungerechtigkeiten stellen“, betonte der Lehrer.
"Schild alleine reicht nicht"
Bürgermeister Toni Dutz fügte hinzu: „Das Schild alleine reicht noch nicht.“ Man müsse das Versprechen aktiv in die Tat umsetzen und die Gedanken und Inhalte, die dahinter stecken, auch vorleben. Anerkennend sprach er von einer „tollen Auszeichnung“.
„Eigentlich möchte man meinen, dass man im 21. Jahrhundert über Rassismus nicht mehr sprechen müsste“, ergänzte stellvertretender Landrat Alfred Scheidler. Er bedauerte aber: „Rassismus gibt es auch weiterhin, auch bei uns und im Alltag.“ Man müsse dagegen vorgehen, mahnte Scheidler.
Betreut wurden die dafür notwendigen Vorbereitungen, um den Titel nach Wiesau holen zu können, von den Pädagogen am BSZ, Fachlehrer Bernd Fröhlich und Oberstudienrat Michael Heinzmann. Beim Festakt sprach Fröhlich von einem „Projekt für alle, bei dem sich Schulmitglieder für die Gleichwertigkeit aller Menschen einsetzen.“ Die Patenschaft übernahm der Trainer des TSV 1860 München, Michael Köllner aus Herzogöd (Gemeinde Fuchsmühl). Per Videobotschaft gratulierte er und versprach ein vielleicht baldiges Treffen.
Projekt über zwei Jahre
Nicht ohne Grund sprach Heinzmann von einem langen Weg. Das Projekt startete bereits Ende 2019 mit einem Treffen der Schülermitverwaltung. Anhand einer Fieberkurve erklärte Heinzmann das Auf und Ab während der Zeitschiene. „Freude und Frust wechselten sich ab.“ Zu allem Überfluss grätschten auch noch die Coronapandemie, Distanzunterricht und der Datenschutz dazwischen.
Aber alle Hürden wurden überwunden. "Ende gut, alles gut. Ich freue mich, dass ich nach über zwei Jahren, den Tag erleben darf“, so der Oberstudienrat. Darüber freuten sich auch die Vertreter der Schülermitverwaltung: Lisa Marie Uhlig (BSZ), Steven Bayerlein (Informatik-Campus) und der Moderator der Festveranstaltung, Fabio Gmeiner von der Fachschule für Hotel- und Tourismusmanagement. Die Urkunde und das äußere Zeichen – eine Tafel für das Schulgebäude mit entsprechender Aufschrift – überreichte der stellvertretende Vorsitzende des Bezirksjugendrings, Jürgen Preisinger.
Zum Hintergrund: Um eine "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" zu werden, müssen mindestens 70 Prozent aller, die an der jeweiligen Schule lernen, lehren oder arbeiten, in geheimer Abstimmung erklären: "Ich werde mich aktiv gegen Diskriminierungen, insbesondere Rassismus, einsetzen."
"Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage"
- Projektträger: "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" ist ein Projekt des Vereins Aktion Courage. Der Verein wurde 1992 von Bürgerinitiativen, Menschenrechtsgruppen, Vereinen und Einzelpersonen ins Leben gerufen.
- Gründung": 21. Juni 1995
- Gründungsanlass: Antwort auf den gewalttätigen Rassismus in Mölln, Solingen, Hoyerswerda und Rostock.
- Aufgabe: Die Auszeichnung ist kein Zertifikat. Sie beinhaltet eine Verpflichtung.
- Erster Titelträger: Immanuel-Kant-Gymnasium in Dortmund
- Aktuelle Zahl der Titelträger: Bundesweit rund 3500 Schulen (davon 100 in der Oberpfalz)
















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