Täter sprengten am frühen Donnerstagmorgen einen Geldautomaten der Commerzbank in Wiesau (Kreis Tirschenreuth). Laut Polizeibericht verschafften sich die Täter gegen 2.30 Uhr mittels Sprengstoff Zugang zu einem Geldautomaten in der Hauptstraße 34. Der Automat befand sich in einem Wohn- und Geschäftshaus. Nach der Tat flüchteten die Diebe mit einem dunklen Pkw in Richtung A 93 – mit ihrer Beute. Zur Höhe der erbeuteten Summe gibt das Bayerischen Landeskriminalamt keine Informationen.
Ein junges Paar, das ganz in der Nähe wohnt, sagte gegenüber Oberpfalz-Medien, dass es von "einem starken Knall" aufgeweckt worden sei. Die beiden hätten dann auf der Straße Personen gesehen. Am Morgen danach liegen Splitter der zerborstenen Schaufensterscheiben im Umkreis von zehn Metern auf der Straße, im Haus riecht es nach Sprengstoffrauch.
2022: Bislang 23 gesprengte Geldautomaten in Bayern
Allein in diesem Jahr wurden in Bayern 23 Geldautomaten gesprengt – im vergangenen Jahr waren es 17. Die Täter orientieren sich nicht an Grenzen, sagt ein BLKA-Sprecher am Donnerstag. Sie suchen sich Bankautomaten aus, die ihnen von Typ und Bauweise bekannt sind, die einfach zugänglich sind – und die gut an Fluchtwege angebunden sind. Fluchtwege wie die A 93.
"Eine solche Sprengung ist kein Banküberfall", erklärt der BLKA-Sprecher. Bei einem Banküberfall handle es sich um "räuberische Erpressung", bei einer Sprengung sei es ein "Verstoß nach dem Sprengstoffgesetz". In vielen Fällen komme dazu noch der "Verdacht des versuchten Mordes", wenn bei der Sprengung akut Menschen in Gefahr gebracht worden seien – wie zum Beispiel am 29. Juni in Wernberg-Köblitz (Kreis Schwandorf), wo ein Bankautomat unter einem Hotel betroffen war. Bei der Sprengung des Automaten in Wiesau ist dem BLKA bisher nichts über eine Gefährdung von Unbeteiligten bekannt.
Vorbilder: Frankreich und Niederlande
"Banken können vorsorgen", sagt der BLKA-Sprecher. "Die Niederlande oder Frankreich zum Beispiel haben die Täter erfolgreich durch Sicherungsmaßnahmen vertrieben." Welche Maßnahmen dies genau sind, dazu will sich der Sprecher nicht äußern. Dieses Konzept sei aber auch nicht 1:1 auf Bayern und Deutschland übertragbar. Hierzulande werde noch viel häufiger mit Bargeld gezahlt, der Zugang zu Bargeld sei noch essenzieller für die Bevölkerung.
Das Bayerische Landeskriminalamt hat die Ermittlungen übernommen. Genauere Untersuchungen des Sprengstoffs sollen in den kommenden Tagen im Kriminaltechnischen Institut des BLKA in München stattfinden. Die Zusammensetzung des meist selbstgebauten Sprengstoffs lasse möglicherweise Rückschlüsse auf die Täter zu, so der LKA-Sprecher.
Hinweise nimmt das Landeskriminalamt unter der Telefonnummer 089 / 1212 – 0 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.
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