Wiesau
12.07.2018 - 11:01 Uhr

Heimatfest der Oberpfälzer und Egerländer

Alle zwei Jahre begehen die Oberpfälzer den Nordgautag. Heuer war Wiesau Gastgeber. Was wurde da gefeiert?

Wiesau richtete heuer die Nordgautage aus. Da durfte ein eigener Wagen auf dem Festzug nicht fehlen. Harald Mohr
Wiesau richtete heuer die Nordgautage aus. Da durfte ein eigener Wagen auf dem Festzug nicht fehlen.

Seit 1927 wird alle zwei Jahre ein „Nordgautag“ gefeiert. (In diesem Jahr bereits zum 42. Mal, Ausrichter war vom 4. bis 8. Juli die Stadt Wiesau.) Begrifflich ist damit widerlegt, dass der Name „Nordgau“ etwas mit der NS-Zeit zu tun hat. Im Gegenteil: Zwischen 1935 und 1951 fanden gar keine Nordgautage statt. In vielen Städten gibt es Nordgaustraßen, in Nabburg eine Nordgauhalle. Und die älteste erhaltene deutsche Lokomotive aus dem Jahr 1853 – eine bayerische B V – steht im DB-Museum in Nürnberg und heißt „Nordgau“.

Der Nordgau

Im Jahr 806 taucht der Name „Northgowe“ im Reichsteilungsgesetz von Karl dem Großen erstmals auf. Schon vorher hatten sich in der „Frankonia orientalis“ – also in „Ostfranken“ – Stämme wie die Kelten, die Varisker oder die Armalausi angesiedelt. Später lebten Kelten, Westslawen, Bajuwaren und Franken hier. Mitte des 8. Jahrhunderts wurde die Gegend christianisiert, ausgehend von den Bischofssitzen Regensburg, Würzburg und Eichstätt.

Im Hochmittelalter erweiterte sich der Nordgau: im Süden bis zum Altmühltal und Ingolstadt, nach Westen bis Nürnberg, nach Osten bis an die Naab und nach Norden bis ins Egerland und das heutige Vogtland. Die alten Grenzen des Nordgaus lösten sich aber allmählich auf. So erlangten die Wittelsbacher einen großen Teil des Nordgaus, ohne diesen Namen weiter zu verwenden. Nach der Einführung des Begriffs „Obere Pfalz“ und deren spätere Eingliederung in das Kurfürstentum Bayern verstand man unter dem „Nordgau“ das bayerische Landschaftsgebiet nördlich der Donau. Der Name Nordgau hatte aber schon seit dem 11. Jahrhundert keine staatsrechtliche Bedeutung mehr. Ab dem 19. Jahrhundert bekommt der Name „Nordgau“ dafür eine kulturelle Bedeutung und umfasst die nordbaierische Mundartgruppe, die die Oberpfalz und das Egerland einschließt.

Die Nordgautage

Im Jahr 1927 fand erstmals die „nordgauische Woche“ mit dem Austragungsort Eger statt. Im Jahr 1928 wurde daraus die „Oberpfälzische Woche“ in Cham. Ab 1931 wurde der Name „Nordgautage“ eingeführt. Nach einer Unterbrechung während der NS-Zeit wurde der Tag als „Tag des Egerlandes“ in Regensburg wieder eingeführt. Seither findet er wieder unter dem Namen Nordgautag statt.

Am 20. Dezember 1969 schlossen sich die Arbeitsgemeinschaft „Bayerischer Nordgau“ und der inzwischen entstandene „Oberpfälzer Heimatbund“ zum „Oberpfälzer Kulturbund – Bezirksgemeinschaft für Heimatarbeit e. V.“ zusammen. Dieser führt seither im zweijährigen Turnus in Zusammenarbeit mit der Egerländer Gmoin die Nordgautage durch. Die ursprüngliche Zielsetzung ist dabei weiter ausgebaut und mit neuen, jeweils auf den Raum der Veranstaltung bezogenen Schwerpunkten versehen worden, die dort zu eigener Aktivität anregen.

Heute bietet die Festwoche ein buntes Programm aus Vorträgen, Ausstellungen und anderen Aktivitäten wie einem Heimatabend, Festtreiben und Festgottesdiensten. Dazu gehört auch die Verleihung der Nordgaupreise. Höhepunkt ist der Festzug. In Wiesau beteiligten sich daran etwa 1500 Teilnehmer aus der Oberpfalz.

Karte des Nordgaus in der Cosmographia von Sebastian Münster aus dem Jahr 1628. Harald Mohr
Karte des Nordgaus in der Cosmographia von Sebastian Münster aus dem Jahr 1628.
Biertransport einst und jetzt: Auch das gehört zur Tradition des Nordgaus. Harald Mohr
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Viele Musikkapellen aus Oberpfälzer Orten machten beim zweieinhalbstündigen Festzug mit. Harald Mohr
Viele Musikkapellen aus Oberpfälzer Orten machten beim zweieinhalbstündigen Festzug mit.
 
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