Vom 4. bis zum 8. Juni findet in diesem Jahr das „Kulturfest der Oberpfälzer“, der 42. Bayerische Nordgautag in Wiesau statt. Es ist bereits das fünfte Mal, dass diese Veranstaltungsreihe im Landkreis Tirschenreuth zu Gast ist. Neben einem großen Festprogramm mit Preisverleihung, Konzerten, Vorträgen und Ausstellungen gibt es auch eine umfangreiche, fast 300 Seiten starke Festschrift. Die Kulturredaktion hat sich mit dem Herausgeber Manfred Knedlik unterhalten.
ONETZ: Herr Knedlik, Sie waren mit der Zusammenstellung der Festschrift zum 42. Bayerischen Nordgautag beauftragt. Wie viel Vorlauf brauchten Sie für den fast 300 Seiten umfassenden Band?
Manfred Knedlik: Die Festschriften sind inzwischen eine Marke der Bayerischen Nordgautage. Im Lauf der Jahre wurden diese gedruckten „Begleiter“ der Festtage immer umfangreicher, bunter, aufwendiger. Selbstverständlich ist ein gehöriger Vorlauf für ein solches Projekt vorzusehen, um ein gutes, inhaltlich und ästhetisch attraktives Resultat zu erzielen. Begonnen hat meine Arbeit an der Festschrift vor knapp eineinhalb Jahren. Am Anfang stand – wie eigentlich immer – die Suche nach Themen und Inhalten, die nicht nur den Forscher, sondern auch eine breite Leserschaft ansprechen, nach kompetenten Autoren, nicht zuletzt auch nach reizvollen Illustrationen. Einzuplanen sind natürlich auch hinreichend Zeit für die Erstellung der Beiträge, also für Recherche und Schreibarbeit, danach für Lektorat, Satz und Korrektur, Druck und Bindung – gegen Ende fliegen, je näher der Vorstellungstermin rückt, die Tage nur so dahin.
ONETZ: Waren die Themen dafür vorgegeben oder haben Sie diese im Team erarbeitet?
Manfred Knedlik: Jeder Nordgautag – oder, wie die programmatische Überschrift der Veranstaltung nun lautet: jedes „Kulturfest der Oberpfälzer“ – steht unter einem individuellen Motto, das auf die gastgebende Gemeinde abgestimmt ist, das die Besonderheiten dieser Region in den Blick rückt. Dieses Motto bildet den Rahmen für das Spektrum an Themen der Festschrift. Als Schriftleiter habe ich versucht, dieses Gerüst zu füllen, Interesse zu wecken, Fragen aufzuwerfen, Anregungen zu geben und Inhalte zu platzieren. Aber auch von lokalen Kennern, darunter dem früheren Schulleiter Adalbert Busl, übrigens einem der diesjährigen Nordgau-Preisträger, kam eine Fülle von Vorschlägen. Ein Sammelband benötigt einen Impulsgeber, einen Strippenzieher. Das veröffentlichte Buch ist dann aber das Resultat von Teamarbeit.
ONETZ: Wenn man das Buch liest, ist man erstaunt, wie vielfältig sich Stiftland und Steinwald darin präsentieren. Waren Sie selbst davon überrascht?
Manfred Knedlik: Ich habe bereits bei der Erarbeitung des inhaltlichen Konzepts eine Ahnung davon bekommen. Trotzdem war und ist das gedruckte Resultat für mich überraschend und überwältigend. Ein großes Lob gilt deshalb den beteiligten Autoren: Ihrem Spürsinn, ihrer Kennerschaft sind viele neue, spannende Einsichten und Aufschlüsse zu verdanken. Durch ihre Beiträge ist ein hervorragendes Kompendium der vielgestaltigen Geschichte und Kultur dieses Raumes entstanden.
ONETZ: Die Themenschwerpunkte reichen von Geschichte und Wirtschaft, über Kunst und Kultur bis zu Kirche und Religion. Sind das auch die Besonderheiten, die diese Region liebens- und lebenswert machen?
Manfred Knedlik: Gerade die Vielfalt macht die Faszination des Natur- und Kulturraums Stiftland – Steinwald aus. Insbesondere sind es auch Menschen, die in diesem Themenüberblick noch nicht erwähnt wurden. Menschen machen Geschichte, auch Kunst- und Kulturgeschichte, Kirchengeschichte oder Unternehmensgeschichte. Vertreter dieser Sparten erhalten in der vorliegenden Festschrift ebenfalls eingehende Würdigungen. Sie sind der eigentliche Motor der vorgestellten Entwicklungen, letztlich sind sie die „Besonderheiten“, die dem Raum mit ihrem Engagement, ihrer Begeisterung das liebens- und lebenswerte Gepräge verleihen.
ONETZ: Sie sind ja auch Programmkoordinator für das „Kulturfest“. Können Sie den Besuchern einige Besonderheiten empfehlen?
Manfred Knedlik: Hier muss ich etwas korrigieren. Zwar habe ich als Beirat des Oberpfälzer Kulturbundes (OKB) manche Programmvorschläge unterbreitet. Die mühevolle Kärrnerarbeit, die Lösung der vielen größeren und kleineren Probleme, die eine Großveranstaltung wie das „Kulturfest der Oberpfälzer“ mit sich bringt, aber liegt bei anderen. Die eigentlichen Fäden bei der Koordination der Festtage laufen im Vorzimmer des Wiesauer Bürgermeisters und in der Geschäftsstelle des OKB zusammen. Eine Empfehlung aber möchte ich geben. Der Bahnhof Wiesau mit seinem derzeit unrestaurierten Charme wird zur Kunst-Oase: Hier präsentiert die vierköpfige Künstlerfamilie Dick aus Mitterteich „Perspektiven“, und bei dem Künstlersymposium „Begegnung – Setkávání“(2. bis 7 Juli, 10 bis 22 Uhr) treten sieben Künstler aus Tschechien und Bayern in einen kreativen Dialog. Die erarbeiteten Werke sind bei der Finissage am 8. Juli um 17 Uhr zu besichtigen.
ONETZ: Sie selbst stammen aus dem Stiftland. Haben Sie einen Lieblingsort?
Manfred Knedlik: Meine berufliche Tätigkeit hat mich in den letzten beiden Jahrzehnten an viele verschiedene Orte geführt – und als begeisterter „Städter“ war und bin ich in Regensburg, München, Wien, Prag immer gut aufgehoben. Trotzdem fühle ich mich im Stiftland stark verwurzelt. Mehr und mehr schätze ich die landschaftliche Schönheit, die halbwegs intakte Natur – sicherlich eine „Stärke“ der Region. Besonders erholsam empfinde ich den Blick von der Anhöhe bei Leonberg, überhaupt die weiten Ausblicke und Horizonte. Und natürlich: Auch jede der echten Zoiglwirtschaften in meinem Heimatort Mitterteich zählt zu meinen Lieblingsorten!
ONETZ: Wo kann man die Festschrift erwerben?
Manfred Knedlik: Die Festschrift ist erhältlich im Rathaus Wiesau, bei der Buchhandlung Bodner (Pressath), beim Bücherhaus Rode (Tirschenreuth) sowie während der Festtage bei verschiedenen Veranstaltungen.
Zur Person
Geboren 1961 in Mitterteich, Studium der Germanistik und Anglistik an der Universität Regensburg, 2000 Stipendiat an der Bibliothek der Tschechischen Akademie der Wissenschaften, Prag, seit 2001 freier Lektor beim Verlag des Germanischen Nationalmuseums.
Freier Lexikonredakteur beim De-Gruyter-Verlag (Allgemeines Künstlerlexikon), seit 2014 Bibliotheksreferent des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg. Assoziierter Wissenschaftler an der Arbeitsstelle für Literatur in Bayern, Ludwig-Maximilians-Universität München. Mitglied des Organisationsausschusses der „Neumarkter Passionsspiele“, wissenschaftlicher Beirat des Projekts Welterbe Klosterlandschaft Waldsassen – Stiftland. Promotion an der Universität Gießen.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.