(ubb) Statt "Smartphones bitte ausschalten" hieß es beim Plenum Bündnis für Familien im Landkreis Tirschenreuth im Berufsschulzentrum: "Smartphones bitte einschalten". Aufgefordert dazu hat Wirtschaftsförderer Volker Höcht, um die Vorteile der Digitalisierung zu beweisen. Thema des Plenums, wozu das Bündnis seine Mitglieder eingeladen hat, war die moderne Technik. Schirmherr Landrat Wolfgang Lippert begrüßte 29 Teilnehmer. Er stellte stolz eine bundesweite Studie über Lebensqualität heraus, in der Tirschenreuth von 401 getesteten Landkreisen Platz 147 erreicht hat. "Wir sind die besten unter allen Landkreisen in der Oberpfalz und liegen weit über den bayern- und bundesweiten Durchschnitt", betonte er. Dass sei auch dem Bündnis für Familien zu verdanken.
Fortschritt nicht aufhaltbar
Wirtschaftsförderer Volker Höcht bat die Teilnehmer aus Demonstrationszwecken Fragen übers Smartphone zu beantworten. In weniger als zwei Minuten standen die Ergebnisse der Umfragen, wie über den Nutzen der Digitalisierung, an der Wand. "Früher hätten wir für solche Umfragen stundenlang auszählen müssen." Höcht ging zuerst auf die Digitalisierung in der Arbeitswelt ein. Der teuerste Satz eines Unternehmers, sagt er lachend, sei "Des hama schon imma so gmacht". Der Fortschritt sei nicht aufhaltbar. Leider sei dies in vielen mittelständischen Betrieben noch nicht angekommen. "Digitale Transformation heißt Umdenken und Umorganisieren", erläuterte Höcht. Die Firmenstrukturen müssten nach mehr Effektivität hinterfragt werden. Der Referent vergaß dabei nicht die Wichtigkeit des Menschen als Arbeiter.
Am Beispiel Silicon Valley in Kalifornien stellte er die neue Arbeitswelt vor, wo sich Menschen mit einer Idee selbstständig machten. "War das nicht erfolgreich, machen sie was anderes." Digitalisierung sei lebenslanges Lernen, sagte Höcht.
Home-Office und Job-Sharing
Als "Worklife" bezeichnete er die neue Berufsausübung: Beide Partner seien beruflich wie familiär gefordert. Mittels Digitalisierung könnten auch Alleinerziehende ihre beruflichen Anforderungen besser meistern, zum Beispiel mit Homeoffice oder Job-Sharing. Allerdings sei der Mitarbeiter auch rund um die Uhr erreichbar, Beruf und Privatsphäre seien nicht mehr definitiv trennbar. Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei ein großes Thema in Großkonzernen, ebenso wie Gesundheit. "Bei BMW steht der Physiotherapeut beinahe schon hinter dem Schreibtisch eines jeden Mitarbeiters", sagte Höcht. Arbeitnehmer könnten Auszeiten von bis zu drei Monaten und länger nehmen. Personalpolitisch bedeute Digitalisierung, ein Firmenziel im Team eigenständig zu lösen. "Wie das Ergebnis zustande kommt, ist dem Chef egal. Die Mitarbeiter suchen sich ihre Arbeitsweise selbst aus."
Abschließend bat Höcht die Anwesenden ein weiteres Mal ans Smartphone. Auf die Frage "Wie sehen Sie die Perspektiven einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch Digitalisierung?" antworten sechs Teilnehmer mit "sehr positiv", zwölf mit "positiv", zehn mit "skeptisch" und niemand mit "negativ". Höcht war positiv überrascht vom Ergebnis der Umfrage. "Ich schließe mich den Skeptikern an", sagte er, sichtlich erfreut über die kritische Abstimmung. Nach wie vor müsse der Mensch in der Verbindung von Familie und Arbeitswelt wichtig bleiben. Nach dem Vortrag stellte Zukunftscoach Wolfgang Prebeck den Bündnis-Mitgliedern das Berufsschulzentrum mit einem Werbefilm und einem Rundgang durch die Gebäude vor.
Firmen als Familien-Botschafter
Bündnis Koordinatorin Annika Schobert erinnerte an die Aktivitäten im vergangenen Jahr. Gut angenommen worden sei die inklusive Ferienbetreuung. Das Bündnis habe unter anderem am Kreisjugend- und Familientag teilgenommen. 2020 sei ein Familienerlebnistag auf der Straußenfarm Mitterhof geplant, informierte sie.
Neu aufgelegt werden soll die Prämierung von familienfreundlichen Unternehmen als "Botschafter für Familien".
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