Wiesau
22.03.2022 - 10:29 Uhr

Über vier Jahrzehnte im Rathaus Wiesau: Werner Härtl sagt Servus

Nach 41 Jahren Dienstzeit verlässt Werner Härtl seinen Schreibtisch und kehrt dem Wiesauer Rathaus den Rücken. Bei der Verabschiedung hat er im Gespräch mit Oberpfalz-Medien einiges zu erzählen.

Über 40 Jahre lang arbeitete Werner Härtl (Dritter von links) in der Verwaltung der Marktgemeinde Wiesau. Zum wohlverdienten Ruhestand gratulierten (von links) Christina Heinl, Bürgermeister Toni Dutz sowie (von rechts) Geschäftsleiter Thomas Weiß und Härtls Büro-Kolleginnen Romy Schultes und Martina Koller. Bild: wro
Über 40 Jahre lang arbeitete Werner Härtl (Dritter von links) in der Verwaltung der Marktgemeinde Wiesau. Zum wohlverdienten Ruhestand gratulierten (von links) Christina Heinl, Bürgermeister Toni Dutz sowie (von rechts) Geschäftsleiter Thomas Weiß und Härtls Büro-Kolleginnen Romy Schultes und Martina Koller.

„Nein, das war kein Aprilscherz“, meint Werner Härtl beim Abschied von seinen Kollegen mit Blick auf den Einstellungstermin 1. April 1981. Das neue Wiesauer Rathaus am Marktplatz war erst drei Jahre alt und das alte Verwaltungsgebäude am Kreuzberg Geschichte. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass das neue und anders konzipierte Rathaus – auch wegen vieler Vorurteile - nur zögernd angenommen wurde. Schuld daran hatte eine gewisse Scheu im Umgang mit den Behörden." Augenzwinkernd fügt Härtl hinzu, dass diese Abneigung „manchmal auch nicht grundlos war“.

Vieles habe sich verändert, fährt Werner Härtl im Gespräch mit Oberpfalz-Medien fort. "Zu verdanken war dies den verschiedenen Bürgermeistern, mit denen ich in meinen Dienstjahren zusammenarbeiten durfte.“ Härtl erinnert an den "positiven Einfluss" von Hubert Seidl (bis 1984), Fritz Fröhlich (bis 2002) und aktuell Toni Dutz. Das Rathaus in Wiesau ist Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Wiesau-Falkenberg. Daher durfte er auch mit den Bürgermeistern aus der Nachbargemeinde - Johann Lang, Eduard Zrenner, Herbert Bauer und Matthias Grundler - zusammenarbeiten.

Noch einmal kommt Härtl auf die Rathaus-Anfänge in den 1980er Jahren zu sprechen. „Die Türen im neuen Gebäude, sofern sie überhaupt vorhanden waren, blieben den ganzen Tag offen.“ Werner Härtl erinnert sich noch gut an das Gemisch der Glimmstängel- und Zigarrenaromen, die er als Passivraucher werktäglich „schnuppern“ musste. Wenig später kam Härtl in das seinerzeit von Karl Wolfrum geleitete Ordnungsamt. „Als Wiesauer war der Sachgebietsleiter über vieles im Bilde. Nahezu fast jeden kannte Wolfrum persönlich oder wenigstens dem Namen nach.“ Werner Härtl beschreibt die kollegiale Weitergabe des Erzähl- und Wissensstoffes als enorm. Dahinter steckte aber auch eine bestimmte Absicht, meint Härtl. „Wolfrum wollte wohl das Bürgerinteresse in mir wecken und mir zugleich auch die künftige Arbeit im Ordnungsamt schmackhaft machen.“ In guter Erinnerung geblieben sei ihm Wolfrums Sammelordner, der mit Sterbebildchen aus den beiden Weltkriegen gefüllt war.

Auf Bitten von Oberpfalz-Medien beleuchtet Härtl auch die Veränderungen an den Schreibtischen: „Vor vielen Jahren hämmerte man mit den Fingern auf mechanischen Schreibmaschinen herum. Die Ersatzbeschaffungen - elektrische Schreibmaschinen und Computer - machten auch diese Arbeit einfacher." Der tägliche Umgang mit den Menschen habe ihn geprägt, so Härtl. "Verständnis zeigen für Problemfälle", "Ratschläge erteilen", "zuhören“ fallen ihm als Stichworte ein. „Mein besonderes Anliegen war es, den Menschen helfen zu können.“ Dafür setzte sich Werner Härtl als Sozialobmann 21 Jahre lang auch in der KAB Wiesau ein. Menschlich sein, ehrlich und den Gesetzen verpflichtet, das seien seine Grundsätze.

Respektvoll begleitete er die Asylsuchenden im Gemeindegebiet. Zu Härtls Arbeitsspektrum zählten auch das Tourismuswesen und die ihm anvertrauten Rentenanträge. Gefallen fand er an einem „ganz besonderen“ Umfeld: „Als Standesbeamter durfte ich viele Brautpaare in unserem schönen und modernen Trauungszimmer und auch auf Burg Falkenberg in die Ehe begleiten.“ Werner Härtl ergänzt: „Wenn mir danach ein anerkennendes Dankeschön, ein Hochzeitsbild und persönliche Zeilen ins Rathaus gesandt wurden, freute ich mich sehr.“

Eine interessante Aufgabe war für ihn auch die Betreuung der Wiesauer Märkte, die ihm nach Auflösung der Werbegemeinschaft in die Hand gelegt wurde. Härtl bedauert, dass die Corona-Pandemie viele Planungen und die von ihm eingebrachten Ideen wieder zunichte machte. Nicht stattfinden konnte zum Beispiel die bereits ins Auge gefasste Fotoausstellung zum Thema Bahnhof.

„Langweilig wurde es mir in unserem modern eingerichteten Rathaus, weil ich dort in unterschiedlichen Sachgebieten und im Wechsel der Generationen arbeiten durfte, gewiss nicht.“ Auf „sein“ Verwaltungsgebäude und das „hervorragende Arbeitsklima“ werde er mit Wehmut zurückblicken, erklärt er an anderer Stelle. „Die Zeit bleibt nicht stehen." Der Trend zur digitalen Verwaltung in den Behörden sei eine Herausforderung, der man sich stellen müsse. Das Miteinander sei aber „jetzt noch wichtiger denn je“. Härtl meint damit die Kommunikation mit den Ansprechpartnern in der Verwaltung. Ein digitaler Anrufbeantworter könne den zwischenmenschlichen Dialog niemals ersetzen. „Hoffentlich bewirken die vielen Internetmöglichkeiten nicht das Gegenteil.“

Ins Büro fuhr er, falls es die Witterungsbedingungen zuließen, überwiegend mit dem Fahrrad. „Trotz meiner Begeisterung zum Automobilsport, den ich auch weiter pflegen werde, radelte ich die insgesamt rund acht Kilometer von zu Hause bis zur Arbeitsstätte und wieder zurück in aller Regel CO2-frei." Auf jeden Fall werde er sich nun seinem Garten und all dem widmen, was ihm und seiner Ehefrau Franziska Freude machen.

Im Beisein der Mitarbeiter beleuchtete Bürgermeister Toni Dutz den Werdegang des „sehr loyalen“ Verwaltungsangestellten. „Eine langjährige berufliche und erfolgreiche Laufbahn geht zu Ende“, sagte Dutz.

Werner Härtl, der seit seiner Anstellung im April 1981 auf über vier Jahrzehnte Arbeit in der Verwaltungsgemeinschaft zurückblicken kann, wurde am 1. Mai 2004 zum Standesbeamten befördert, 2013 wurde er stellvertretender Leiter des Standesamtes. Härtl - ursprünglich Groß- und Außenhandelskaufmann - begann seine Lehre bei der BayWa in Wiesau. Danach war er vier Jahre lang Zeitsoldat bei der Bundeswehr. Von Wiesauplast wechselte Härtl ins Rathaus, das seinerzeit von Bürgermeister Hubert Seidl geleitet wurde.

„Als Wiesauer bin ich stolz, dass vieles vorangetrieben wurde und sich noch vieles verändern wird“, verabschiedete sich Werner Härtl von den Kollegen der Verwaltung. „Euch allen wünsche ich für die Zukunft viel Erfolg und Gesundheit“, schob Härtl nach. „Mach das Beste daraus. Genieße das Leben“, entließ ihn Geschäftsleiter Thomas Weiß in den wohlverdienten Ruhestand.

„Mein besonderes Anliegen war es, den Menschen helfen zu können.“

Werner Härtl

 
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