Äußerst betroffen waren Silvia und Johann Lemberger vom Restaurant "Altmugler Sonne" und Albert Saller, Präsident des Lions-Clubs Tirschenreuth, als Heimleiterin Hannelore Haberzett von den Schicksalen der Kinder erzählte, die im Jugendhilfezentrum St. Elisabeth untergebracht sind. Das Ehepaar Lemberger und Albert Saller waren vorbeigekommen, um eine Spende in Höhe von 2000 Euro vorbeizubringen.
Haberzett berichtete unter anderem von Kindern, die geschlagen wurden, von Müttern, die ihre Töchter prostituieren, von einem Jungen, der nicht mehr nach Hause wollte aus Angst vor seinem Stiefvater, von einer Messie-Familie und von Drogensüchtigen, die ihren Kindern keine stabile Familie geben können. „Und das geschieht alles hier bei uns“, so Haberzett, die damit ausdrücken wollte, dass Gewalt an Kindern nicht zwangsläufig ein Großstadtmilieu braucht.
Die Delegation erfuhr, dass im Kinderheim St. Elisabeth 260 Kinder und Jugendliche, davon 55 stationär, von über 30 Mitarbeitern versorgt werden. Diese Kinder sind in Wohngruppen von bis zu zehn Personen untergebracht sowie in Wohneinheiten in Weiden. Alle seien vorübergehend hier, weil ihnen ihre Eltern momentan kein kindgemäßes Leben geben könnten. Wann ein Kind ins Heim komme, das liege in Händen des Jugendamtes. „Manche bleiben nur eine Woche, andere zwölf Jahre“, sprach Haberzett den Zeitrahmen der Versorgung an.
Die Kinder und Jugendlichen kommen aus den Landkreisen Tirschenreuth und Neustadt/WN und aus Weiden, aber auch aus der gesamten Oberpfalz und dem Raum Oberfranken. Haberzett erzählte von einigen jungen Erwachsenen, die aufgrund des Heimaufenthalts nun eine solide Lehrstelle fanden oder sogar Abitur machten. „Sie hätten das in ihrem familiären Umfeld nie geschafft.“ Das Heim St. Elisabeth wird unter der Trägerschaft der Katholischen Jugendfürsorge finanziell aus Steuergeldern finanziert. Aber Haberzett erklärte, dass wichtige Projektarbeiten wie eine Kunsttherapeutin, Reitstunden oder Musikunterricht nicht gefördert werden. „Diese Therapien bieten wir nicht als Freizeitbeschäftigung an. Die Kinder brauchen das zur Förderung des Selbstbewusstseins oder um Ängste abzubauen“, betonte die Heimleiterin und zeigte den Gästen eine der Wohneinheiten.
In der „Villa Kunterbunt“, wo zehn Kinder zwischen 5 und 14 Jahren gemeinsam leben, werden in allen Alltagsdingen Regeln aufgestellt, an die sich die Gruppe halten muss. So würden die Großen bereits ihre Wäsche selbst waschen, es werde gemeinsam gekocht und das Fernsehprogramm müsste demokratisch abgestimmt werden. In jeder Wohngruppe sind Betreuer rund um die Uhr anwesend.
Die Spendengeber waren sehr beeindruckt von der Besichtigung. „Hier sind die 2000 Euro mehr als gut angelegt“, sagte Saller, der anklingen ließ, dass dies sicherlich nicht der letzte Besuch des Lions-Clubs Tirschenreuth im St. Elisabeth gewesen sei. Haberzett betonte, dass die Spende zu 100 Prozent für die Therapien eingesetzt werden. Das Geld stammt aus dem Erlös des Kunsthandwerklichen Weihnachtsmarktes Tirschenreuth und von einem Benefizkochkurs mit Koch Johann Lemberger im Möbelhaus Gleißner.
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