Windischeschenbach
18.09.2019 - 08:46 Uhr

Blick in den Krater

43 geologisch Interessierte nehmen an einer Exkursion des Geo-Zentrums an der KTB ins Nördlinger Ries teil. Viele der Informationen kamen von einem ganz besonderem Museumsführer.

Professor Stefan Hölzl (rechts), Leiter des Ries-Krater-Museums in Nördlingen, erklärt am Relief die Entstehung des Ries. Bild: Schönberger, Ferdinand [fsb]
Professor Stefan Hölzl (rechts), Leiter des Ries-Krater-Museums in Nördlingen, erklärt am Relief die Entstehung des Ries.

Vor rund 14,4 Millionen Jahren schlug ein etwa 1,5 Kilometer großer Steinasteroid mit einer Geschwindigkeit von 50.000 bis 250.000 Kilometer pro Stunde als eine Art „Plasmabombe“ in die Kalkgesteine der Fränkisch-Schwäbischen Alb ein, erzeugte Temperaturen bis 30 000 Kelvin und verdampfte explosionsartig in Sekunden. Dabei entstand ein Krater mit einem Durchmesser von etwa 25 Kilometer: das Nördlinger Ries.

Dieses Gebiet war Ziel einer geologischen Bildungsexkursion, veranstaltet von der Umweltstation Geo-Zentrum an der KTB unter Leitung des wissenschaftlichen Leiters, Dr. Frank Holzförster - ein Nachgang der Vortragsreihe „Der Blick ins All“ vom Frühjahr dieses Jahres.

Professor Stefan Hölzl, Leiter des Ries-Krater-Museums in Nördlingen, hatte damals ein Referat gehalten und sich angeboten, eine Exkursion vor Ort zu führen. Die geologischen Einrichtungen in Bayern sind miteinander vernetzt, so auch das KTB mit dem Ries, wo auch Tiefenbohrungen bis 1200 Meter stattfanden.

Schon während der Anreise gab Holzförster den 43 Teilnehmern Erläuterungen zu den vom Bus aus sichtbaren geologischen Formationen. Im Museum stellte Hölzl anhand eines Reliefs, einer topografischen Karte und einer Luftaufnahme das Ries mit seinem äußeren und dem kaum mehr erkennbaren inneren Kraterrand vor. Nach der gut zweistündigen stiegen die meisten Teilnehmer die 350 Stufen des 90 Meter hohen Turmes „Daniel“ der spätgotischen St.-Georgs-Kirche hinauf, bei der als Baumaterial Suevit aus dem nahe gelegenen Steinbruch „Alte Bürg“ verwendet wurde. Zu diesem führte die erste Geländeerkundung. In der so genannten Megablockzone zwischen innerem und äußerem Kraterrand sind die ursprünglich vorhandenen Kalksteine in riesige Blöcke zerlegt. Die 20 Meter hohe Nordwand des Steinbruchs schließt gelblich-grüngrauen, stark verwitterten Suevit auf, der die eine Minute vorher entstandenen, offenen Spalten verfüllt hatte.

Am Suevit-Steinbruch „Aumühle“ waren die beiden typischen Gesteinsprodukte des Ries-Impakts zu sehen: unten die „Bunte Breccie“, darüber der Suevit. Dieser enthält gedrehte Glasfetzen, wie sie nur im Zusammenhang mit Asteroideneinschlägen entstehen können und wird heute vorwiegend zu „Trasszement“ für Restaurierungsarbeiten und das Bauen mit Natursteinen verarbeitet. So mancher der Hobbygeologen kehrte „steinreich“ nach Hause zurück.

Neue Version - siehe unten - beginnt mit in der Nacht

In der Nacht zum Sonntag flog wieder einmal ein Asteroid, 370 Meter groß, an der Erde vorbei: Gott sei Dank in einem Abstand von fünf Millionen Kilometer. Das könnte auch anders enden wie der Impakt eines Asteroiden vor 65 Millionen Jahren, der eine extreme Klimaveränderung und das Aussterben der Saurier zur Folge hatte.

Erdgeschichtlich erst gestern schlug vor rund 14,4 Millionen Jahren ein etwa 1,5 Kilometer großer Stein-asteroid mit einer Geschwindigkeit von 50 000 bis 250 000 Kilometer pro Stunde als eine Art „Plasmabombe“ in die Kalkgesteine der Fränkisch-Schwäbischen Alb ein, erzeugte Temperaturen bis 30 000 Kelvin und verdampfte explosionsartig in Sekunden. Dabei entstand ein Krater mit einem Durchmesser von etwa 25 Kilometer: das Nördlinger Ries. In dessen Untergrund wurde das Gestein bis in mehrere Kilometer Tiefe zertrümmert, extrem verdichtet, herausgeschleudert und abgelagert. Riesige Mengen von Staub, zermahlenem Gestein und geschmolzenen Trümmern wurden in einer bei hohen Temperaturen und Drucken entstandenen Glutwolke bis in 50 Kilometer Höhe geschleudert, fielen innerhalb Minuten als Feuerregen herab und überdeckten als Suevit-Gestein die abgelagerten Trümmermassen („Bunte Breccie“).

Dieses durch die kosmische Katastrophe des Ries-Impakts entstandene Gebiet war Ziel einer Bildungsexkursion, veranstaltet von der Umweltstation GEO-Zentrum an der KTB unter Leitung von Dr. Frank Holzförster. Die geologischen Einrichtungen in Bayern sind miteinander vernetzt und untereinander findet ein wissenschaftlicher Austausch statt, so auch zwischen der KTB und den Geologen im Nördlinger Ries, in dem ebenfalls Tiefenbohrungen bis 1 200 Meter stattgefunden haben. Professor Dr. Stefan Hölzl, Leiter des Ries-Krater-Museums, hatte im Frühjahr im GEO-Zentrum im Rahmen der Vortragsreihe „Der Blick ins All“ über das Ries referiert und angeboten, dort eine Tages-Exkursion vor Ort zu führen.

Die 43 Teilnehmer lernten im modern ausgestatteten Museum anschaulich anhand von Exponaten, Schautafeln, brandneuen Videofilmen und besonders der exquisiten Führung die kosmischen Zusammenhänge kennen und erfuhren an zwei ausgewählten Orten die ungeheuere Dynamik des Impakts und die geologischen Veränderungen.

Schon während der Anreise gab Holzförster Erläuterungen zu den vom Bus aus sichtbaren geologischen Forma-tionen. Am Zielgebiet angekommen beeindruckte bei der Fahrt über den 30 bis 50 Meter hohen, deutlich erkennbaren Kraterrand und danach 200 Meter hinunter in das flache Kraterinnere das imposante Landschaftsbild. Im Museum stellte Hölzl anhand eines Reliefs, einer topografischen Karte und einer Luftaufnahme das Ries mit seinem äußeren und dem kaum mehr erkennbaren inneren Kraterrand vor. Durch seine geschützte Lage und den fruchtbaren Boden als Folgen des Impakts wird das Ries intensiv landwirtschaftlich genutzt. Bis 1960 war der Barringer-Krater in Arizona der einzige bekannte Einschlagkrater der Erde. Der US-Geologe Shoemaker wies anhand des Suevit-Gesteins nach, dass auch das Ries durch einen Einschlag entstanden war und nicht vulkanischen Ursprungs ist. Heute gilt es als der weltweit am besten erhaltene und am intensivsten erforschte Meteoritenkrater, den auch US-Astronauten zum Training besuchten. Highlight der Exponate ist deshalb ein 165 Gramm schweres Stück Mondgestein als Dauerleihgabe der NASA. Andere Ausstellungsstücke sind unter anderem ein 17 Kilogramm schwerer Eisen-Nickel-Meteorit, der 2002 niedergegangene, 1700 Gramm schwere, Meteorit Neuschwanstein, der 2013 gefallene Chelyabinsk-Meteorit aus Russland und ein kleiner Meteorit vom Mars.

Nach der gut zweistündigen Führung ließen es sich die meisten Teilnehmer nicht nehmen, die 350 Stufen des 90 Meter hohen Turmes „Daniel“ der spätgotischen St. Georgskirche hinaufzusteigen, bei der – wie bei anderen historischen Gebäuden der Stadt –

als Baumaterial Suevit aus dem nahe gelegenen Steinbruch „Alte Bürg“ verwendet wurde. Zu diesem führte die erste Geländeerkundung. In der so genannten Megablockzone zwischen innerem und äußerem Kraterrand sind die ursprünglich vorhandenen Kalksteine in riesige Blöcke zerlegt, deren Ränder massiv zerrüttet und durch die hohen Temperaturen beim Einschlag verändert wurden. Die 20 Meter hohe Nordwand des Steinbruchs schließt gelblich-grüngrauen, stark verwitterten Suevit auf, der die kurz vorher entstandenen, offenen Spalten verfüllt hatte. Am Steinbruch „Aumühle“ waren die beiden typischen Gesteinsprodukte des Ries-Impakts zu sehen: unten die „Bunte Breccie“, darüber der Suevit. Dieser enthält gedrehte Glasfetzen, wie sie nur im Zusammenhang mit Asteroideneinschlägen entstehen können und wird heute vorwiegend zu „Trasszement“ für Restaurierungsarbeiten und das Bauen mit Natursteinen verarbeitet. So mancher der Hobbygeologen kehrte mit Fundstücken „steinreich“ nach Hause zurück.

Interessiert verfolgen die Teilnehmer die Ausführungen. Bild: Schönberger, Ferdinand [fsb]
Interessiert verfolgen die Teilnehmer die Ausführungen.
Exkursion im Steinbruch „Alte Bürg“. Bild: Schönberger, Ferdinand [fsb]
Exkursion im Steinbruch „Alte Bürg“.
Interessierte Zuhörer während der Führung im Museum. Bild: Schönberger, Ferdinand [fsb]
Interessierte Zuhörer während der Führung im Museum.
Mit Stefan Hölzl im Suevit-Steinbruch „Aumühle“. Bild: Schönberger, Ferdinand [fsb]
Mit Stefan Hölzl im Suevit-Steinbruch „Aumühle“.
 
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