Erstmals seit 16 Jahren fehlt die Altneihauser Feierwehrkapell‘n um ihren Kommandanten Norbert Neugirg bei der Fastnacht in Franken. Wie Fastnachtsredakteur Rüdiger Baumann vom BR-Studio Franken bestätigte, hat sich die Gruppe gegen einen Auftritt entschieden, weil sie in den vergangenen zwei Jahren pandemiebedingt nicht auftreten konnte – und deshalb nicht im Training sei. "Wir haben uns im Sommer getroffen und überlegt, was wir machen können", sagte Baumann bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Die Blaskapelle habe sich schließlich dazu entschieden, nicht aufzutreten: Sie habe keinen sendefähigen Beitrag, der den Ansprüchen der Gruppe genügen und den gewohnten Erwartungen des Publikums gerecht würde. Über diese Entscheidung, so lässt man aus der BR-Pressestelle wissen, habe die Gruppe den Sender unabhängig von Diskussionen oder Planungen des Hygienekonzepts unterrichtet. "Wir sind darüber alle sehr traurig, aber das ist natürlich auch ein Qualitätsmerkmal", so Baumann weiter. Man wolle eben, dass der Auftritt sitze.
Eine Videobotschaft aus der Oberpfalz schickt Feierwehr-Kommandant Norbert Neugirg trotzdem in Richtung Franken: "Den Franken geht’s wie der Ukraine. Man lässt sie gern auch mal alleine. Heuer lass' mer uns nicht blicken. Wir werden aber Helme schicken."
Ohne die Oberpfälzer langfristig undenkbar
"Wir haben uns lange Gedanken gemacht, wie wir das Fehlen kompensieren könnten", sagte Marco Anderlik, Präsident des Fastnacht-Verbands Franken. Mehr will er aber vorab nicht verraten. BR-Redakteur Baumann ergänzt: "Zu ersetzen sind sie natürlich nicht, aber wir wollen an sie erinnern. Wir Franken haben ja Humor. Wir sind also auch in der Lage, über uns selbst Späße zu machen." Langfristig sei der Frankenfasching aber ohne die Oberpfälzer keine Option: Deshalb gelte es, die Daumen zu drücken, dass es im nächsten Jahr wieder klappt.
Politprominenz in den Zuschauerreihen
In der Oberpfalz stößt die Botschaft auf Enttäuschung. So schreibt ein Nutzer auf Facebook: "Ohne Euch ist's nur halb so gut", ein anderer reimt – ganz im Altneihauser Stil: "Die Altneihauser Feierwehr muss her, sonst bleiben in Franken die Säle leer." Apropos leere Säle – ganz ohne Zuschauer muss der Frankenfasching in diesem Jahr nicht auskommen. Erwartet werden rund 170 Gäste, darunter unter anderem Landtagspräsidentin Ilse Aigner, Ministerpräsident Markus Söder (beide CSU) und Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler). Gerade in Richtung der Politik wird es wohl kritische Töne geben, etwa wegen des Umgangs mit der Kultur in der Pandemie. Sie hoffe, Söder wähle "ein dickes Fell" als Kostüm, sagte Ines Procter, die als "närrische Putzfraa" auf der Bühne stehen wird. Bauchredner Sebastian Reich wertete die Prunksitzung als "Zeichen nach vorne": "Die Kultur ist noch am Leben."
Der Frankenfasching wird coronabedingt nicht live übertragen, sondern "live on tape" aufgezeichnet – und zwar am Mittwochabend in den Veitshöchheimer Mainfrankensälen. Dass auch mit wenigen Zuschauern im Saal und ohne Live-Übertragung Fastnacht-Stimmung aufkommen wird, haben einige der beteiligten Künstler bereits versichert: "Der Spaß ist da, wir haben uns sehr gefreut, dass wir gemeinsam hier arbeiten können", sagte Volker Heißmann vom Duo "Waltraud & Mariechen". "Es wird sich anfühlen wie eine Live-Sendung", versprach BR-Studioleiter Tassilo Forchheimer am Dienstag. Ausgestrahlt wird die Prunksitzung am Freitag ab 19 Uhr im BR-Fernsehen.
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