Windischeschenbach
15.12.2020 - 09:11 Uhr

Mittelschule: Zukunftsprojekt statt Abstellgleis

Wer es nicht aufs Gymnasium oder die Realschule schafft, bleibt auf der Mittelschule. Ein Weg aufs Abstellgleis? Keineswegs. Dies beweist eine 9. Klasse aus Windischeschenbach mit Lehrerin Tanja Kippes.

Lehrerin Tanja Kippes und Rektorin Annette Spreitzer-Hochberger freuen sich über das gelungene Projekt der 9. Klasse. Bild: Lowak
Lehrerin Tanja Kippes und Rektorin Annette Spreitzer-Hochberger freuen sich über das gelungene Projekt der 9. Klasse.

Wer auf der Mittelschule bleibt, hat es nicht geschafft und wird es im Leben zu nichts bringen. Ein Vorurteil, das das Denken vieler Menschen beherrscht. Tanja Kippes begegnet dem immer wieder. Die Lehrerin an der Grund- und Mittelschule Windischeschenbach will das so nicht stehen lassen. "Eltern sollen verstehen, dass aus Mittelschülern nicht automatisch Harz-IV-Empfänger werden", betont sie. Zusammen mit Rektorin Annette Spreitzer-Hochberger rührt sie unermüdlich die Werbetrommel für eine Schulart, die sehr praxisorientiert ist und die Schüler aufs Berufsleben vorbereitet.

Dafür gibt es ein eigenes Fach, das im neuen Lehrplan Wirtschaft und Technik heißt (früher Arbeit, Wirtschaft und Technik). Zu den Schulstunden werden immer wieder regionale Firmen eingeladen, die den Schülern nicht nur aus dem Arbeitsalltag berichten, sondern mit ihnen ganz konkrete Projekte umsetzen.

Die 9. Klasse hat mit ihrem Projekt bereits im Sommer begonnen. Ziel war es, die alten unansehnlichen Blumenkästen auf der Dachterrasse der Schule gegen neue auszutauschen und sie anzupflanzen. "Das sah wirklich nicht mehr schön aus", erinnert sich die Lehrerin. Nun war zunächst ein Schreiner gefragt. Erich Sperber von der Firma Volante nahm sich für die Schüler Zeit, um gemeinsam mit ihnen neue Kästen zu bauen. Dann kam Gärtnermeister Peter Punzmann in den Unterricht. Unter seiner Anleitung lernten die 15 Mädchen und Buben, welche Pflanzen sich für den Dachgarten eignen und wie sie gepflegt werden müssen.

Aus der gemeinsamen Arbeiten resultierten nicht nur schöne Blumenkästen, sondern gleich mehrere Praktikumsstellen. Einige der Neuntklässler sahen sich den Beruf des Schreiners und des Landschaftsgärtner vor Ort genauer an. Die anderen machten ihr Praktikum im Einzelhandel, in einer Bäckerei, in Kfz-Werkstätten, im Straßenbau oder im Kindergarten.

Windischeschenbach15.11.2019

Jeder Schüler hatte die Aufgabe, von seiner Praktikumstätigkeit ein kurzes Video zu drehen. Außerdem hat Tanja Kippes eine Power-Point-Präsentation erstellt, in der die einzelnen Schritte dokumentiert sind. Damit bewirbt sich die Klasse bei dem Wettbewerb Big 2.0 Digital im Generationenverbund. Im Sommer gibt es noch eine weitere Möglichkeit, sich zu präsentierten. Die Grund- und Mittelschule möchte ein Miteinander- und Voneinander-Lernen-Festival veranstalten, bei dem jede Klasse ihr Projekt vorstellt.

Annette Spreitzer-Hochberger und Tanja Kippes sind zuversichtlich, dass ihre Schützlinge ihren Weg gehen werden. "Jedes Kind hat andere Talente, und die Wahl der Schule sollte eine ganz individuelle Entscheidung sein", sagte die Rektorin. Momentan gibt es für die 9. Klasse auf der Dachterrasse nichts zu tun, dort geht's erst im Frühjahr weiter, wenn die Wahl der geeigneten Pflanzen für die Tröge ansteht.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.