Winklarn
22.01.2024 - 10:32 Uhr

Mit Frack und Zylinder: Sebastiani-Gelübde überdauert in Winklarn Jahrhunderte

Das Gelübde legen die Winklarner von 389 Jahren ab. Sie bleiben ihrem Versprechen, das sie von der Pest erlösen sollte, treu. Viele Gläubige feiern das Sebastianifest in Winklarn – mit der versprochenen Prozession.

Wie es das Gelübde gegenüber dem Heiligen vorsieht: Vier junge Burschen trugen beim Sebastianifest in Winklarn, stilgerecht gekleidet in Frack und mit Zylinder, die geschmückte Statue unter den Klängen der Blaskapelle Kunschir in Begleitung der Geistlichkeit, der Vereine sowie der kirchlichen und weltlichen Gremien in das Gotteshaus.

Nach der Begrüßung durch Pfarrer Eugen Wismeth zelebrierte Weihbischof Josef Graf den Festgottesdienst. In seiner Predigt spannt der Geistliche den Bogen von Sebastiani-Gelöbnis in Winklarn, von der Legende bis hin zur Gegenwart. In ihrer Not wandten sich die Winklarner 1635 an den heiligen Sebastian, als 229 Menschen innerhalb weniger Wochen an der Pest starben.

Sebastian selbst starb, weil er sich zum Christentum bekannte. Kaiser Diokletian verurteilte ihn zum Tode. Er ließ ihn um 300 nach Christus mit Pfeilen töten. Doch er überlebte durch die Pflege der Witwe Irene. Nach seiner Genesung befahl der Kaiser, ihn mit Keulen zu töten. Auch heute noch werden Christen verfolgt oder wirtschaftlich benachteiligt in verschiedenen Teilen der Welt, wie in Afrika und Teilen Asiens. „Wir sehen die Heiligen als Fürbitter bei Gott in unseren Nöten, sie sind aber auch Vorbilder in ihrem Glauben, Sebastian ist sogar dafür gestorben“, so Prediger Josef Graf.

"Momentan gibt es aber auch bei uns oft Spott, der wie Pfeile trifft, wenn sich Menschen in der Kirche einbringen", betonte Graf. Dies geschehe in Betrieben, in der Freizeit und sogar bei den Kindern, die den Ministrantendienst versehen. Der Weihbischof bat die Gläubigen trotz aller Skandale der Kirche doch in Treue zum Glauben zu stehen.

Nach dem Gottesdienst formierte sich eine lange eucharistische Prozession um den Marktplatz. Zurück in der Kirche erklang das Sebastianslied. Der Kirchenchor umrahmte den Festgottesdienst musikalisch. Bei der eucharistischen Andacht am Nachmittag brachten die Gläubigen noch ihre Anliegen zum Heiligen Sebastian.

Hintergrund:

Weihbischof Josef Graf

  • Geboren: 1957 bei Riedenburg
  • Werdegang: Theologiestudium in Regensburg und Rom, 1983 Priesterweihe in Rom für die Diözese Regensburg, Kaplansjahre in Regensburg Rheinhausen, 1989 Promotion im Rom und Spiritual am Priesterseminar in Regensburg, seit 2015 Titularbischof von Inis Cathaig und Weihbischof von Regensburg.
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.