Wirbenz bei Speichersdorf
20.01.2022 - 12:35 Uhr

Helga Seebald nach 42 Jahren als Wirbenzer Pfarrsekretärin verabschiedet

42 Jahre stand Helga Seebauer als Pfarrsekretärin im Dienste der evangelischen Kirchengemeinde Wirbenz mit Kemnath und Immenreuth. Ihre Verabschiedung in der St.-Johannis-Kirche bedeutet aber nicht das Ende dieser Verbindung.

Helga Seebauer (Zweite von rechts) geht nach 42 als Pfarrsekretärin in Wirbenz in den Ruhestand. Pfarrer Hartmut Klausfelder, Pfarrerin Kathrin Spies und Kirchenvorstand Werner Schlöger (von links) dankten ihr für ihre Treue und ihr Engagement. Bild: hai
Helga Seebauer (Zweite von rechts) geht nach 42 als Pfarrsekretärin in Wirbenz in den Ruhestand. Pfarrer Hartmut Klausfelder, Pfarrerin Kathrin Spies und Kirchenvorstand Werner Schlöger (von links) dankten ihr für ihre Treue und ihr Engagement.

Es kommt nicht mehr allzu oft vor, dass Mitarbeiter über vier Jahrzehnte und damit unter vielen Vorgesetzten und durch alle Höhen und Tiefen ihrem Dienstherrn die Treue halten. Umso größer war der Dank der Kirchengemeinde Wirbenz-Kemnath-Immenreuth an Pfarrsekretärin Helga Seebauer, wie er in der Gottesdienstgestaltung, der Predigt von Pfarrerin Kathrin Spies sowie in der Laudatio von Pfarrer Hartmut Klausfelder zum Ausdruck kam. Mit Pfarrerin Spies und Kirchenvorstand Werner Schlöger nahm der Kulmstädter Geistliche und derzeitige kirchliche Verwaltungschef die Verabschiedung der 70-jährigen Göppmannsbühlerin vor.

Auch die Familie mit Ehemann Gerhard, Sohn Andre, Schwiegertochter Daniela und den Enkeln Laura und Emma war gekommen. Passend zum Anlass stimmte die Gemeinde, begleitet von Frieda Graf an der Orgel, "Wie schön leuchtet der Morgenstern" und "Der lieben Sonne Licht und Pracht hat nun den Tag vollführet" an.

Authentisch sein und bleiben

Anknüpfend an den bekennenden Paulus im zweiten Korintherbrief und an Julia Engelmanns Gedicht "Stille Wasser sind attraktiv" hielt Pfarrerin Kathrin Spies eine beeindruckende Predigt über das gelebte und bekennende Christsein, die sowohl auf die Gemeinde als auch auf Helga Seebauer gemünzt war. "Der Einzelfall, so wie er ist, ist als Einzelfall wichtig", meinte Spies. So wie Gott und Jesus der Einzelne wichtig sei, so gehe es auch im Leben, am Arbeitsplatz, im Familien- und Freundeskreis um den Einzelfall, um den Einzelnen und sein Ich-Sein, sein Selber-Sein: "Dass er authentisch ist und bleibt, mit allen Besonderheiten." Es gehe nicht um das Äußere und um die Form. Es komme auf das Innere an. Es gehe nicht darum, was die Menschen haben, sondern um das, was sie daraus machten. Es zähle das Gemeinsame. "Es geht vor allem ums Was - viel mehr als um das Wie", so die Pfarrerin. Und das habe Helga Seebauer an der Schlüsselstelle der Kirchengemeinde über vier Jahrzehnte so wertvoll gemacht.

Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen sowie Kassen und Kollekten habe sie betreut und dazu die Kirchenbücher geführt. Kirchenumbauten und Kirchenrenovierungen sowie alles, was den kirchlichen Friedhof betreffe, habe sie begleitet. 2000 Rechnungen und noch viel mehr Einladungen seien durch ihre Hände gegangen. Zu den größten Herausforderungen, so Seebauer, zählten die Digitalisierung sowie die Umstellung auf das Online-Banking.

Dies hatte zur Folge, dass sie weit über ihr bezahltes Arbeitspensum hinaus nicht selten bis tief in die Nacht am Rechner saß, um alles fristgerecht zu erledigen. Ganz abgesehen, dass sie nicht selten als Nothelfer rund um die Uhr erreichbar war, wenn etwas nicht geklappt hat, von Gläubigen etwas vergessen wurde, wenn auf den letzten Drücker in den Kirchenbüchern recherchiert werden musste oder Dokumente auszustellen waren.

Für neun Seelsorger gearbeitet

Mit Ewald Pusch, Hans-Jürgen Deye, Klaus Seltmann, Kaiser, Matthias Vogt, Lorenz von Campenhausen, Dirk Grafe sowie aktuell Klausfelder und Pfarrerin Kathrin Spies habe Seebauer in den 42 Jahren neun Pfarrer erlebt, erinnerte Klausfelder in seiner Laudatio. Im Juni 1979 hatte sie unter Pfarrer Heinrich Busch die Nachfolge von Johann Hübner angetreten. Klausfelder erinnerte an die mit heute nicht mehr vergleichbaren Startbedingungen. Damals habe man als neue Sekretärin nicht erst alle möglichen Schulungen und Kurse absolvieren müssen. Seebauer sei vielmehr ins "kalte Wasser" geworfen worden nach dem Motto "Du machst das schon".

Eine Hilfe bei ihrer Arbeit sei ihre Ausbildung in einer Bank gewesen. Schnell habe sie sich großen Respekt bei ihren "Chefs" erworben: Pfarrer Deye aus Speichersdorf hätte sie 1982 in der Zeit der Vakanz am liebsten gleich mit für das Speichersdorfer Pfarramt abgeworben. Doch sie sei ihrem Dienst im Wirbenz im treu geblieben. Jeder Pfarrer habe seine ganz besonderen Eigenheiten gehabt. Doch als liebenswürdiger, kommunikativer und sehr umgänglicher Mensch sei sie mit allen Chefs gut ausgekommen.

Klausfelder bedauerte zutiefst, dass Corona eine Verabschiedung von der Gemeinde im Gemeindehaus im Rahmen eines Stehempfangs verhinderte. Tröstlich sei, dass die scheidende Mitarbeiterin der Kirchengemeinde als Kirchenpflegerin erhalten bleibe und ehrenamtlich als "Finanzministerin" für Wirbenz, Kemnath und Immenreuth tätig sein werde. Zum Dank gab es von Klausfelder, Spies und Schlöger eine Urkunde, einen Blumenstrauß und Geschenkkörbe mit Fairtrade-Artikeln wie Kaffee und Schokolade.

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Wirbenz bei Speichersdorf13.01.2022
Info:

Pfarrer als Dichter

Mit eigens verfassten Versen brachte Pfarrer Hartmut Klausfelder die besondere Wertschätzung von Helga Seebauer und den Dank im Namen der Kirchengemeinden Wirbenz mit Kemnath und Immenreuth zum Ausdruck:

  • „42 Jahre läuft die Zeit.
    Das ist fast schon eine Ewigkeit.
    So viel haben Sie geseh’n,
    viel erlebt, viel ist gescheh’n:
    Beides, Licht und Schatten, Freud und Leid.
  • 42 Jahre läuft die Zeit.
    Kaum zu glauben, ist es schon so weit?
    Staunend schauen wir zurück:
    Dass Sie da sind, ist ein Glück.
    Darum sind wir heut‘ voll Dankbarkeit.
  • Lasst uns heute feiern und Gemeinschaft pflegen.
    Sie als Sekretärin war’n für uns ein Segen.
  • 42 Jahre läuft die Zeit.
    Gott erhalte uns die Fähigkeit,
    weiter mit der Zeit zu geh’n,
    Glaube, Hoffnung auszusäe’n,
    weil am Ende nur die Liebe bleibt.“

"Der Einzelfall, so wie er ist, ist als Einzelfall wichtig"

Pfarrerin Kathrin Spies.

 
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