Wunsiedel
29.08.2021 - 11:18 Uhr

Vorarbeit für einen Kulturstadtplan Bayern–Böhmen

Franzensbad und Wunsiedel arbeiten an einem Gemeinschaftsprojekt. Ziel ist ein „Kulturstadtplan Bayern–Böhmen“. Dazu fanden nun Exkursionen statt.

von DTR
Bei einer Exkursion durch die Stadt konnten die Teilnehmer der tschechischen Delegation am Brunnen in der Siegmund-Wann-Straße viel über die Wunsiedler Brunnen-Tradition erfahren. Bild: dtr
Bei einer Exkursion durch die Stadt konnten die Teilnehmer der tschechischen Delegation am Brunnen in der Siegmund-Wann-Straße viel über die Wunsiedler Brunnen-Tradition erfahren.

Für ein grenzübergreifendes Gemeinschaftsprojekt der Fichtelgebirgsmuseen und des Städtischen Museums Franzensbad sind bayerische und tschechische Vertreter aus den Bereichen Kunst, Kultur und den Kommunen zusammengekommen. Bei Stadtexpeditionen haben sie außergewöhnliche und teils wenig bekannte kulturelle Tipps in beiden Städten erkundet.

Die Erkenntnisse sollen in einen „Kulturstadtplan Bayern–Böhmen“ einfließen: eine Sammlung kultureller Highlights, die sich von traditionellen Stadtplänen unterscheidet. „Dieser Plan soll viele künstlerische und kreative Elemente enthalten“, sagt Christina Heydenreich vom Fichtelgebirgsmuseum. So sollen neben der üblichen Kartendarstellung auch Zeichnungen von Orten und Gebäuden sowie Darstellungen in moderner Comic-Optik eingebaut werden.

Nur gut 35 Kilometer liegen zwischen Wunsiedel und Franzensbad. Wie unterschiedlich die beiden Städte aber sind, zeigte sich bei der ersten Stadtführung durch Wunsiedel. Die Besucher aus Franzensbad versuchten, möglichst viele Parallelen und eine gemeinsame kulturelle Identität zwischen ihrer Heimat und der Festspielstadt zu finden. Einfach war die Suche jedoch nicht.

Bei der Ideenfindung berichteten die Franzensbader von ihrem „Franzel“: der Statue eines kleinen Jungen mit einem Fisch. Ein bekanntes Symbol, das auch als Zeichnung immer wieder im Marketing und auf Stadtplänen auftaucht. „Welches Symbol oder welche Figur ist das Zeichen für Wunsiedel?“, fragten die tschechischen Gäste. Ein Maskottchen hat die Stadt jedoch nicht. Auch mit einer 200-jährigen Kurtradition, die jährlich Hunderttausende Touristen und internationale Kurgäste in das westböhmische Bäderdreieck lockt, kann die Festspielstadt nicht aufwarten.

Dabei bietet Wunsiedel eine lange Historie und erhielt bereits 1326 die Stadtrechte. Franzensbad hingegen wurde erst 539 Jahre später zur Stadt erhoben. Zudem wurde der Festspielstadt mit dem Wunsiedler Brunnenfest ein immaterielles Kulturerbe zuerkannt. Franzensbad hat bisher nur die Nominierung zur Aufnahme in das Unesco-Weltkultur- und Naturerbe.

Doch nicht die Unterschiede, sondern die Gemeinsamkeiten der beiden Städte waren für die bayerischen und tschechischen Vertreter aus Kunst und Kultur entscheidend. „Ein gemeinsames Thema ist das Wasser – in Wunsiedel durch die vielen Brunnen und in Franzensbad durch die Quellen und die Kur-Angebote“, sagt Christina Heydenreich vom Fichtelgebirgsmuseum. Zudem war es den tschechischen Gästen wichtig, die soziokulturellen Aspekte in Wunsiedel hervorzuheben. Die Einstellung der Bevölkerung mit dem Statement „Wunsiedel ist bunt“ sei eine weitere Gemeinsamkeit beider Städte. Sei doch auch Franzensbad eine offene Stadt und locke Gäste aus aller Welt in die Region.

„Welche Kulturorte in den finalen Stadtplan aufgenommen werden, ist noch nicht endgültig entschieden“, berichtet Heydenreich. Das Graffiti am alten Bahnhofsgebäude, der Gabelmannsbrunnen und die alte Zuckerfabrik könnten aber wohl einen Platz bekommen. Viele geschichtliche Hintergründe sollen den Plan dann erlebbarer machen.

Aktuell arbeiten zwei Künstlerinnen an den Zeichnungen für die Kulturstadtpläne, die auch in einer Ausstellung präsentiert werden sollen. Die Pläne sollen zu Expeditionen durch beide Städte einladen.

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Wunsiedel25.08.2021
 
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