Wunsiedel
14.07.2022 - 16:39 Uhr

Witze gegen Desinformation und Dummheit auf der Luisenburg-Bühne

Publikumsliebling Eisi Gulp kehrt mit einem wichtigen Thema nach Wunsiedel zurück. Auf der großen Bühne der Luisenburg klärt er über legale und illegale Drogen auf – ernst, aber auch mit viel Humor.

Von Kerstin Starke

Mit „The Hippie, Hippie Shake“ und einer für einen 66-Jährigen ziemlich abgefahrenen Tanz-Performance („da hampl ich mir am Anfang den Arsch ab“) kriegt er sie, die Jugendlichen unter den Zuschauern. Sie, die vermutlich vor allem des Themas wegen im Klassenverbund auf die Luisenburg gekommen sind. Die andere Hälfte des Publikums, die Erwachsenen – und nicht wenige unter ihnen Ruheständler –, sind auf den Berg gekommen, um ihn zu sehen: Eisi Gulp, den Komiker.

Natürlich präsentiert einer wie er auch ein so ernstes Thema wie Drogen und ihren Missbrauch unterhaltsam, ja witzig. Und das seit Jahren und längst geadelt mit dem Prädikat „pädagogisch wertvoll“. Gut so! So kriegt er sie tatsächlich: Junge und Alte. Denn auch die Altvorderen haben – das erfahren die Besucher der gestrigen Matinee (abends gab’s noch eine Vorstellung) – gerne und genüsslich ihr „Kraut“, ihren Hanf, geraucht; weil es so schön entspannt hat und man danach so gut schlafen konnte. Cannabis?? Marihuana??? – „Naa, sowas rauch’ i doch need!“, imitiert der Vollblutschauspieler ein altes Mütterchen, das ihm von dem Kraut-Konsum erzählt hat. Ja, ja, die Desinformation! Der hat Eisi Gulp mit seinem Programm „Hackedicht, oder was?“ den Kampf angesagt.

Rauchen absurd

Es sind vor allem die Jungen, an die er sich wendet. Und er richtet seinen Blick dabei auf die illegalen Drogen genauso wie auf die legalen. In teils krassen Darstellungen, die auch die drastischsten Details nicht aussparen, führt er, der als Zwölfjähriger seinen Vater an den Lungenkrebs verlor, den Zuhörern vor Augen, wie absurd das Rauchen ist: „Was gibt es Dümmeres“, fragt der gebürtige Münchner rhetorisch, „als Zigaretten zu rauchen? – Die Dinger stinken, kosten an Hauf’n Geld, und haben nur den einen Vorteil, dass sich zwei lebendige Aschenbecher gegenseitig knutschen können. Pfui Deifi!!!“

Und speziell an die Jungen gerichtet: „Euch droht außerdem noch was: die Impotenz. Dabei ist das doch die einzige Aufgabe, die ihr im Universum noch habt. Durchs Rauchen versaut ihr euch das ganze Leb’n und auch womöglich den ultimativen letzten Moment. Verstehst: Du kommst und gehst gleichzeitig.“ Da hat er wieder die Lacher auf seiner Seite, aber dem ein oder anderen bleibt der vielleicht doch im Hals stecken.

Gegen den Herdentrieb

Auch die Mädchen kriegen ihr Fett weg. Wenn sie – wie die männlichen Altersgenossen auch – dem Herdentrieb folgen und sich in „Schäfchenmentalität“ Flatrate- oder Koma-besaufen, nur weil es die Freunde auch tun. Und für beide Geschlechter hat er eine Neuigkeit: „Es gibt für einen Mann nichts Unattraktiveres als eine besoffene Frau; und das gilt selbstverständlich vice versa.“ Also auch im umgekehrten Fall.

In den Fällen legaler wie auch denen der illegalen harten Drogen appelliert der Komiker, nun ganz ernst und eindringlich: „Lasst euch nicht verarschen! Es geht doch immer nur um die Kohle!“ Was die harten Drogen angeht: Hier zieht Gulp eine harte Trennungslinie zwischen Hanf, also Cannabis, einerseits und Kokain („Die späte Rache der Inkas; Nebenwirkungen sind Schizophrenie und Impotenz“), Heroin, LSD, Krokodil („eine Droge, die dir innerhalb von Wochen die Innereien zerfrisst“) und wie sie alle heißen.

Nutz-Hanf mit positiven Eigenschaften

Vor allem, da Letztere nur noch als ganz miese Cocktails und Speed-Mischungen in Umlauf kommen: „Billigst hergestellt und teuerst an euch verkauft! Sich von einem Scheißdealer ein Pülverchen oder ein Tablettchen andrehen zu lassen, ohne zu wissen, was drin ist – das ist einfach zu dämlich!“ Bei Cannabis – „Die einzige Substanz, mit der man sich nicht zu Tode bringen kann, sofern es rein ist.“ – sieht er es ein bisschen differenzierter.

Gulp bricht eine Lanze für den Nutz-Hanf und seine vielfältigen positiven Eigenschaften. Hanf sei der umweltverträglichste „Stoff“ überhaupt, biologisch abbaubar, zur Herstellung von Papier ebenso geeignet wie von Kleidung. „Und er ist mit seinem essenziellen Hanföl eine der besten Medizinalpflanzen überhaupt.“ Der schlechte Ruf komme von der einheitlichen Verteufelung wegen Drogenmissbrauchs. „Man sollte es entkriminalisieren“, fordert er, „und mehr Gelder in die Drogenprävention stecken.“

Süchtige sind kranke Menschen

„Dieses Programm“, sagt Eisi Gulp zum Schluss, „ist mir Herzensangelegenheit geworden, weil ich damit vielleicht etwas bewegen kann bei Jugendlichen.“ Er selbst musste es, wie er erzählt, auf die harte Tour lernen bei einem Erlebnis, das für einen Heroinsüchtigen in Selbstmord endete. Damals habe er erkannt: „Süchtige sind kranke Menschen, die man nicht im Stich lassen darf.“

Wenn Eisi Gulp es auch schafft, sein Anliegen zweieinhalb Stunden lang ohne erhobenen Zeigefinger zu vermitteln, so gibt er schließlich doch einen Ratschlag weiter, den ihm ein alter weiser Lehrer einst gegeben hat: „Mach alles, was du willst; nimm alles, was du willst; iss und trink alles, was du willst; – aber immer nur die Hälfte davon.“

 
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