Als Organist Lukas Schöpf zum Lied "Oh, du fröhliche" die Ventile der Orgel öffnete, setzte sich auch noch etwas anderes in Bewegung: Während die Kirchenbesucher aus voller Kehle das Weihnachtslied sangen, schwebte von der Empore der Wutschdorfer Kirche das Luftkreuz über die Köpfe der Gläubigen hinweg. Die 3,2 mal 3,2 Meter große, fliegende Skulptur hatte der in Etsdorf lebende Künstler Wilhelm Koch anlässlich des Ökumenischen Kirchentages 2010 in München angefertigt, sie hat eine besondere Symbolik. Nicht nur das Kirchenvolk, auch die Priester am Altar waren positiv überrascht. Besonders freute sich Pfarrer Moses Gudapati, er feierte bei dem Gottesdienst sein 25-jähriges Priesterjubiläum.
Zwei Jahre in Amberg
Gudapati beging vor 25 Jahren in Denduluru im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh Primiz. Er entschied sich, als Weltpriester in ein fernes Land zu ziehen. Vier Jahre später kam er in das Bistum Regensburg, um hier bei der Seelsorge mitzuhelfen. Von 2003 bis 2005 war Gudapati Pfarrvikar in der Stadtpfarrei St. Martin in Amberg, danach wechselte er nach Mehlmeisel (Landkreis Bayreuth) und nach Leuchtenberg (Landkreis Neustadt/WN). Seit 2017 ist er nun Pfarrer in Wutschdorf und Etsdorf und seit 2018 auch für die Nachbarpfarreien Lintach und Pursruck – zusammengefasst in der Pfarreiengemeinschaft Johannisberg – zuständig.
Wer so viel Verantwortung hat und so viele Schäfchen betreut, der bekommt an seinem Ehrentag auch viel Besuch. So kamen alle 36 Ministranten aus der Pfarreiengemeinschaft, Pfarrgemeinderäte, Kirchenverwaltungsmitglieder, Mesner, Lektoren, Kommunionhelfer und viele andere Ehrenamtliche, aber auch sechs befreundete Priester. Am Altar standen neben Gudapati Regionaldekan Manfred Strigl (Johannisthal), Pfarrer Alfons Forster (Michldorf), Pfarrer Wilhelm Bauer (Tännesberg, ehemals Lintach), Pfarrer Georg Hartl, der frühere Geistliche von Waidhaus und, derzeit Ruhestandspfarrer in Neunaigen, Pfarrer Hubert Gilg, der frühere Pfarrer von Diesenbach und jetzt Ruhestandspfarrer in St. Wolfgang in Regensburg, sowied der aus Wutschdorf stammende Pater Robert Schmidbauer (München).
Viel Fingerspitzengefühl
Festprediger Manfred Strigl ging der Frage nach, wieso Weltpriester eigentlich ihre Heimat verlassen. Es sei sicher nicht leicht, von Zuhause wegzugehen, dennoch habe sich Moses Gudapati dazu entschieden, der Kirche dort zu helfen, wo sie Hilfe brauche. "Er ist aufgebrochen und ist damit auch ein großes Wagnis eingegangen", sagte Strigl. Die kulturellen Unterschiede seien oft enorm, gerade Weltpriester brauchten Fingerspitzengefühl, noch dazu in einer Zeit, in der die Menschen übergroße Anforderungen an Priester stellten. Eine Pfarreiengemeinschaft zu leiten, sei keine leichte Aufgabe. Strigl zitierte das alte Sprichwort: "Einem jeden Recht getan, ist eine Kunst, die keiner kann."
Zu Beginn der Messe hatte die acht Jahre alte Greta Gerl den Jubilar und die Gäste begrüßt. "Ob Ministranten, Mesner, Kirchenchor – für jeden haben Sie ein offenes Ohr", sagte sie, und weiter: "Sogar unseren Dialekt sprechen sie nou. Wenn Sie gebraucht werden, sagen Sie: I bin dou!"
Vier verschiedene Seelsorgeeinheiten, das bedeutet mehrere Laiengremien, vier Ministrantengruppen, eine Menge Kirchenpersonal, unterschiedliche Gepflogenheiten und auch diverse Meinungen. Bei diesem Festgottesdienst aber zeigten alle Beteiligten, dass sie sehr gut zusammenarbeiten können und aus der Pfarreiengemeinschaft tatsächlich bereits eine Gemeinschaft geworden ist. Die Ministranten hatten sich eine kleine Choreographie überlegt und bildeten zum Auszug ein Spalier im Mittelgang der Kirche. Danach waren Ehrenamtliche zu einem Mittagessen in den Saal des Pfarrheims eingeladen. Hier halfen alle bei den Vor- und Nachbereitungen zusammen. Pfarrgemeinderatssprecherin Johanna Köbler überreichte ein großes Leinwand-Foto von der Johannisbergkirche.
Luftkreuz signalisiert Hoffnung
Zurück zum Luftkreuz, das am Ende des Gottesdienstes im Innenraum der Kirche schwebte. Künstler Wilhelm Koch ist als Etsdorfer ja ein Pfarrkind Gudapatis. Mit dem Luftkreuz erinnert Koch an die Bedeutung der Luft in der Bibel, wo sie als Wind, Hauch, Atem und „Geist“ das Symbol für die lebenspendende und lebenserhaltende Kraft Gottes ist. Das Kreuz besteht aus einer farblosen, durchsichtigen Kunststoffhülle, die mit Luft und etwas Helium gefüllt ist. Es lässt sich durch vier außen angebrachte winzige Propellermotoren per Fernbedienung im Kirchenraum frei bewegen. Es sollte mehr als ein kurioses Spielzeug sein, sondern als echtes Signal der Hoffnung und der Dynamik wahrgenommen werden, als Zeichen dafür, dass die Kirche in Bewegung ist. Den Leuten hat es scheinbar gefallen. Sie spendeten am Ende viel Applaus.
Zur Person: Moses Gudapati
- Geboren 1972 in Denduluru im indischen Bundesstaat Andrha Pradesh
- Priesterweihe am 4. Januar 1999 in seinem Heimatbistum Eluru
- Aussendung als Priester der Weltkirche nach Europa
- Einsatz in der Stadtpfarrei St. Martin in Amberg, in Mehlmeisel und Leuchtenberg
- Pfarrer von Wutschdorf und Etsdorf seit 1. September 2017
- Seit 2018 als Pfarrer auch zuständig für Lintach und Pursruck in der neuen Pfarreiengemeinschaft Johannisberg
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