"Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal so alt werde!" Maria Lobinger (100) strahlt über das ganze Gesicht. Denn die Geburtstagsfeier ist so ganz nach ihrem Geschmack. Während am Vormittag ein Dankgottesdienst in der Pfarrkirche Teunz "gleich von zwei Priestern" (Pfarrer Herbert Rösl und Kaplan Willian Akkala) zelebriert wurde, treffen am Nachmittag immer mehr Gratulanten am Dorfplatz in Zeinried ein. In Sichtweite zu ihrem schmucken Häuschen und dem blühenden Garten wird im und vorm alten Feuerwehrhaus aufgetischt.
Eintrag ins Goldene Buch
Nachbarn und gute Bekannte kommen auf einen Kaffee mit Kuchen vorbei und als abends der Grill angezündet ist, machen auch der Frauenbund Teunz und die Feuerwehr Zeinried ihre Aufwartung. Die Festdamen singen ein Ständchen und bei der "Fünf-Mann-Combo" die unermüdlich mit beliebten Evergreens unterhält, sind drei Lobinger aus der weiteren Verwandtschaft dabei. Bürgermeister Norbert Eckl überrascht die älteste Bürgerin der Gemeinde mit einem Eintrag in das Goldene Buch. Mit seinen Wünschen für viel Gesundheit ist er nicht alleine. Die vier Töchter Marianne, Agnes, Renate und Hildegard bezeichnen die Mutter als eine "starke Frau, die ein Leben lang gearbeitet hat". Ein Jahr nach Ende des Ersten Weltkrieges geboren, wuchs sie mit zwei Brüdern und Schwestern als geborene Schmauß in Kleinschwand auf. Ihr Lebensweg führte sie zunächst nach Nürnberg.
Wie damals üblich, war sie nach der Schulzeit als junge Frau bei einer Arztfamilie im Haushalt angestellt. Nebenbei lernte sie Stenografieren. "Ich wäre gerne in der Nähe der Stadt geblieben", schwärmt Maria Lobinger noch heute von dieser Zeit. Doch es kam der Zweite Weltkrieg und sie musste zurück und zu Hause bei der Arbeit am Bauernhof helfen. Ihren Mann Michael Lobinger aus Zeinried lernte sie über dessen Bruder kennen, der in der Brauerei Balk am Ort beschäftigt war. Im Juli 1942 wurde geheiratet. Der Gatte war von Beruf Schneider und betrieb auch eine Landwirtschaft. 1950 eröffnete das Ehepaar ein Lebensmittelgeschäft in Zeinried, welches 35 Jahre bestand. "Das hab ich gerne gemacht", sagt die Jubilarin und ihre wachen Augen wandern über die Festgesellschaft hin zu ihren Töchtern. "Es war viel Arbeit, aber ich hab mir ein Kindermädchen genommen." Außerdem war der Gatte - ebenso wie ihr Vater und ihr Bruder - als Bürgermeister für die Allgemeinheit da. Im Wohnzimmer wurden standesamtliche Trauungen abgehalten und 15 Jahre lang war im Hause Lobinger quasi das Dorfgeschehen daheim. "Ich hab nicht viel Freizeit gehabt. Aber ich war immer zufrieden", stellt die geistig fitte Seniorin fest. Dass sie immer ein lustiger Mensch gewesen ist, erkennt man an den zahlreichen Lachfältchen. Und dies trotz der nicht ausgebliebenen Schicksalsschläge: Der Gatte verstarb nach schwerer Krankheit und Pflegezeit im Jahr 1994. Gefragt nach dem Geheimnis des Altwerdens meint sie: "Man muss das Leben von der guten Seite nehmen." Das ist auch ihr Rezept für das 101. Lebensjahr.
Man muss das Leben von der guten Seite nehmen.
Lebensabend zu Hause
Obwohl die Töchter in Regensburg und München leben, kann sie den Lebensabend in der gewohnten Umgebung genießen. "Ich bin gerne in meinen Garten und schau nach wie alles wächst und ob die Blumen gegossen werden müssen", meint die Dorfälteste. Die meiste Zeit muss sie aber im Rollstuhl verbringen. Sie kann zwar mit Krücken gehen, aber nicht mehr lange auf den Beinen stehen. Froh ist sie darüber, dass sie die Zeitung "Der neue Tag" manchmal noch ohne Brille lesen kann. Bereut sie etwas ihn ihrem langen Leben? "Ich hätte mir mit 80 Jahren noch die Zähne richten lassen sollen!", beantwortet sie die Frage lachend. Obwohl sie alle Speisen gut vertrage, könne sie jetzt vieles nicht mehr essen.
Wie aufs Stichwort bringt ihr die jüngste Tochter Hildegard klein geschnittenes Bauchfleisch zum Tisch. Auch die drei Enkelkinder helfen bei der Bewirtung der Gäste fleißig mit. "Wir konnten mit der Feier nicht bis zum Wochenende warten", meint Renate, die Zweitjüngste. Denn schließlich steige von Freitag bis Sonntag das Jubiläum "125 Jahre Feuerwehr Zeinried". Auf den Festgottesdienst, der auf der großen Bühne am Dorfplatz stattfindet, freut sich Maria Lobinger besonders.
















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