Amberg. Eine ganze Woche lang, vom 21. Juli bis 28. Juli 1973 feierte der 1. FC Amberg den Umzug vom Mosacher Weg in das neue Stadion am Schanzl – das FC-Stadion, wie es bis heute heißt. Nach zweijähriger Bauzeit war es endlich so weit: Das neue Zeitalter beim 1. FC Amberg begann, genau am 21. Juli 1973 war der 1. FC Nürnberg der erste Gegner auf dem neuen Spielfeld. 3000 Zuschauer waren beim 1:1 dabei. Aber: So richtig und offiziell eingeweiht wurde die neue Heimat des 1. FC Amberg am 28. Juli 1973 – mit rund 8000 Zuschauer erlebte das neue Domizil seine erste Bewährungsprobe, die Älteren werden sich noch dran erinnern: Sie kamen trotz Dauerregens und das hatte seinen Grund. Der FC Bayern München war der Gegner zur offiziellen Einweihung.
Künftige Weltmeister in Amberg
Am Ende des Spektakels gewann der FC Bayern mit 12:2 aber das war nicht so wichtig: Denn Stars wie Sepp Maier, Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Paul Breitner, Katsche Schwarzenbeck und Uli Hoeneß waren dabei. Der FC Bayern war in Top-Besetzung als amtierender Deutscher Meister angerückt, mit einer Truppe, die knapp ein Jahr später, im Mai 1974 Europapokalsieger der Landesmeister wurde. Und deren Hauptakteure ebenfalls 1974 mit der deutschen Nationalmannschaft den Weltmeistertitel holten. Uli Hoeneß, so hieß es im Bericht der Amberger Zeitung, war der auffälligste Spieler, der drei Tore erzielte.
Und Franz Beckenbauer musste nach der ersten Halbzeit weg Richtung Wiesbaden – er hatte am Abend einen Termin beim ZDF im „Aktuellen Sportstudio“. Bayern Torwart Sepp Maier war wie immer zu Späßen aufgelegt und kassierte Sonderapplaus, als er nach rund einer Stunde Spielzeit seinen Kasten verließ und in den Strafraum des 1. FC Amberg vorrückte – seine Torwart-Handschuhe übergab er kurzfristig Bernd Gersdorff. Eine Top-Show war’s, die die Nationalspieler des FC Bayern München den 8000 Zuschauern boten, und die restlos begeistert waren. Wie auch der damalige Kassier des 1. FC Amberg, Hans Fleischer – obwohl die Bayern eine Stange Geld gekostet hatten.
Wechsel vom Mosacher Weg
Rückblick: Am Mosacher Weg war der 1. FC Amberg zu seinem letzten Match angetreten. Am 19. Mai 1973 ging dort, wo heute schmucke Häuschen stehen, die Ära mit dem Spiel gegen SV Nürnberg 73 (2:0 durch die Tore von Willi Bauer und Peter Meßmann) zu Ende. Der 1. FC Amberg hatte freiwillig auf sein Erbbaurecht für das Gelände am Mosacherweg verzichtet, als wertvolles Gegenstück bekam er dafür das neue Gelände am Schanzl. Dort wehte bereits ein halbes Jahr vorher der gelb-schwarze Richtbuschen (Grundsteinlegung 22. Juli 1972), eine Urkunde wurde in einer Kupferrolle eingemauert (die heute noch im Mauerwerk liegt) mit den damalig gültigen Münzen, den Mannschaftsbildern des 1. FC und dem Stadionbau. Damals hatte die Firma Arbogast rund 50 000 qm Boden planiert, wurde ein beispielloser zweigeschossiges Rondell mit 25 Meter Durchmesser als Mittelpunkt erstellt, eine reine Spielfläche von 70 mal 105 Meter errichtet. 700 Zuschauer finden auf der Tribüne Platz, 10 000 Zuschauer können sich auf die Stehtraversen und hinter die Tore verteilen.
Der 1. FC Amberg hatte damals 800 Mitglieder und eine der modernsten Sportstätten in Bayern: Das FC-Stadion wurde zum festen Begriff. Rund 1,9 Millionen Mark kostete das Stadion, 830 000 DM bekam der Verein für den Mosacherweg. Eine Bausteinaktion durch den Bau-, Finanz- und Werkausschuss mit Dr. Heinrich Aigner erbrachte 330 000 DM, 200 000 DM Darlehen gab’s vom BLSV – der 1. FC war führend in der Oberpfalz. Untrennbar verbunden ist der Bau mit dem damaligen ersten Vorsitzenden Willy Schwab (1967 bis 1973), dem 2. Vorsitzenden Hans Flierl, 3. Vorsitzenden Leo Bankel, Georg Betz, Rudolf Geistdörfer, den Firmen Alfred Arbogast und Architekturbüro Edwin Gräf (Vorsitzender vom 1. März 1980 bis 20. Juni 1982).
Im Schnitt 3000 Zuschauer
„Möge man bald im neuen Stadion den 1. FC Amberg in der Bayernliga auftrumpfen sehen“, sagte Willy Schwab beim Richtfest. So kam’s dann auch: In der Saison 1974/75 stieg der 1. FC Amberg mit dem damaligen Trainer Bernd Oles (Zuschauerschnitt 3000) in die Bayernliga auf, pochte 1976/77 an die Tür zur 2. Liga, wurde 1978/79 mit Egon Herlan Bayerischer Vizemeister, stieg 1981/82 in die Landesliga ab, um dann 1984/85 mit Aki Schmidt wieder in die Bayernliga aufzusteigen. Das mag symbolisch stehen für das Auf und Ab, das das Stadion des 1. FC Amberg erlebt hat: Allein 438 Punktespiele in der Bayernliga.
Noch eins ist mit dem FC-Stadion im Wortsinne fest verbunden und gehört zum Bau: Eine Kegelbahn wurde hinter der Haupttribüne errichtet. Viele schwören heute noch drauf, dass die mit 1,6 Millionen Euro Anlage viel zu teuer und müßig war und der Verein monetär daran schwer zu knabbern hatte. In der Folgezeit hat das FC-Stadion so ziemlich alles erlebt, was man im Amateurfußball so erleben kann. Unter anderem auch den Tiefpunkt: Am 27. Mai 1995 verlor der 1. FC Amberg mit 0:5 beim FC Schweinfurt, es war die 156. Niederlage in der Bayernliga und das Aus: 600 Mitglieder verloren ihren Verein, 250 Jugendliche ihre Ausbildungsstätte, der 1. FC Amberg musste aus monetären Gründen Insolvenz anmelden.
Und ganz unten wieder anfangen – um dann bis in die Regionalliga aufzusteigen. Der TV 1861 Amberg übernahm nach dem Konkurs Trainern und Spieler plus Stadion, dank eines unermüdlichen Abteilungsleiters Werner Aichner. Der Name FC-Stadion ist bayernweit geblieben, ansonsten ist nichts mehr viel gemeinsam mit dem 1. FC Amberg – 50 Jahre nach der Einweihung.
Einweihungsspiel des Stadions am 28. Juli 1973
- 1. FC Amberg - FC Bayern München 2:12
- 1. FC Amberg: Sehnke (79. Kohl), Anton Hiltl (79. Beck), Auer, Flierl (65. Marling), Pflüger (18. Meßmann), Majer, Glaser (46. Daucher), Bauer, Knopf, Klier (46. Glöckl), Konhäuser
- FC Bayern München: Sepp Maier, Hansen (27. Dürnberger), Breitner, Schwarzenbeck, Beckenbauer (46. Hoffmann), Roth, Zobel (58. Schneider), Kapellmann, Gerd Müller, Hoeneß, Gersdorff
- Kosten des Stadions: 1,9 Millionen DM
- Kapazität: 700 Plätze auf der Tribüne, Gesamt rund 10 000 Zuschauer
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