Für den ERSC Amberg und seinen zahlreichen Anhang endete Anfang März dieses Jahres eine lange Leidenszeit: Im Jahr 2003 hatten sich der langjährige Zweit- und Oberligist aus wirtschaftlichen Gründen nach ganz unten verabschiedet. Jetzt ist man – rechtzeitig im 70. Jahr des Bestehens – zumindest wieder in der Bayernliga eingetroffen und da wollen sich die Löwen auch etablieren.
Zwischenzeitlich ist zu der Freude aber Ernüchterung eingekehrt, wegen der Covid-19-Beschränkungen, speziell im Besucherbereich. Die Löwen sind extrem auf die Zuschauer angewiesen. Mehr als 800 Besucher im Schnitt besuchten in der Aufstiegs-Saison die Heimspiele, was einen ganz wichtigen Beitrag zur Finanzierung des Spielbetriebes darstellte, auch für den mehr als 200-köpfigen Nachwuchses.
Aber auch die direkte Unterstützung von den Rängen für die Mannschaft war ein wichtiger Faktor, selbst bei den Auswärtsbegegnungen war der ERSC-Anhang oft in dreistelliger Personalstärke mit unterwegs. Das Virus hat auch die Vorbereitung der Amberger durcheinandergebracht: „Das kann man als einzige Katastrophe bezeichnen – binnen zwei Wochen sollte man alles erledigt haben“, weiß Chris Spanger zu berichten. Der sportliche Leiter des ERSC setzt wegen der widrigen Bedingungen die Ziele „auf einen sportlichen Klassenerhalt und ein wirtschaftliches Überleben“. Die beiden Testspiele waren durchaus ansehnlich, haben allerdings wenig Aussagekraft. In der Punkterunde warten andere Kaliber.
Obwohl man mit dem 24-jährigen Kanadier Liam Blackburn aus der NCAA einen vielversprechenden Stürmer in die Oberpfalz lotsen konnte, dürfte das Prunkstück der Löwen die Defensive bilden. Ein halbes Dutzend Oberligaverteidiger kann Coach Dan Heilman hierfür aufbieten, dazu ein starkes Torhüter-Trio. Dan Heilman hätte gerne noch einen weiteren Kontingentstürmer gehabt, „am besten einen Rechtsschützen“. Den Wunsch konnten Spanger, Sugle und Co. bislang nicht erfüllen, mit Betonung auf bislang. „Vielleicht ergibt sich noch eine Möglichkeit“, erklärt Spanger.
Der Coach ist dennoch zuversichtlich: „Ich sehe uns gut aufgestellt und traue den Jungs einen Mittelfeldplatz zu“, gibt sich Dan Heilman optimistisch. Eines ist auch klar: Die Favoritenbürde, die der ERSC in den vergangenen Jahren in der Landesliga regelmäßig innehatte, haben die Wild Lions diese Saison nicht mehr zu tragen.
Die Gegner der Wild Lions
Keiner der 14 Konkurrenten in der Eishockey-Bayernliga ist für den ERSC Amberg ein unbeschriebenes Blatt. Allesamt trafen mit den Löwen in früheren Jahren bereits aufeinander – zumeist sogar in höheren Ligen.
- ESV Buchloe Pirates
Vorsaison: Landesliga-Meister, Head-Coach: Christoph Lerchner
Die Pirates vertrauen vornehmlich auf ihren Aufstiegskader und damit auf eine eingespielte Formation. Mannschaftlich stark mit den Topscorern Alexander Krafczyk, Michal Telesz und vor allem Michal Petrak. - ESC Dorfen Eispiraten
Vorsaison: Bayernliga-11., Head-Coach: Franz Steer
Kaum Veränderungen im Kader, mit dem Letten Kristaps Millers aus Kempten als bislang einzigen Kontingentspieler. - TSV Erding Gladiators
Vorsaison: Bayernliga-6., Head-Coach: Thomas Vogl
Die Therme-Städter gehören wie alle Jahre zum erweiterten Favoritenkreis. Sehr erfahrene Mannschaft und ausgeglichen besetzt. - ESC Geretsried RiverRats
Vorsaison: Bayernliga-9., Head-Coach: Rudolf Sternkopf
Schussgewaltiger Angriff um die Torjäger Ondrej Horvath und Florian Strobl, aber anfällig in der Abwehr. Neuzugang Marek Holoda aus der 3.CZ-Liga soll hier stabilisieren. - ESC Kempten Sharks
Vorsaison: Landesliga-Playoffs, Head-Coach: Carsten Gosdeck
Gehören als Aufsteiger zumindest nominell schon zur Gilde der engeren Favoriten. Bis dato 18 Neuzugänge, zu einem gewichtigen Teil höherklassig, bei 13 Abgängen. Da steckt jede Menge Potenzial im Kader, beinahe schon ein All-Star-Team. - EHC Klostersee
Vorsaison: Bayernliga-4., Head-Coach: Dominik Quinlan
Der Kader der Grafinger ist sehr ausgeglichen besetzt und wenig verändert zum Vorjahr. Die Abwehr verstärkt durch Jannick Kischer aus Deggendorf und dem Dänen Jesper Pallesen. Im Angriff mit dem 46-jährigen – aber immer noch treffsicheren – Bob Wren, der 536 AHL-Einsätze auf dem Buckel hat. - EHC Königsbrunn Pinguine
Vorsaison: Bayernliga-8., Head-Coach: Waldemar Dietrich
Sehr reges Transfertreiben, wobei einige Leistungsträger – u.a. Topscorer Jakub Sramek – den Verein verließen. In der Vorbereitung mit starken Resultaten. - TEV Miesbach
Vorsaison: Bayernliga-Meister (auf den Aufstieg verzichtet), Coach: Ivan Horak
Absoluter Topfavorit und heuer ist der Aufstieg geplant. Eingespielter Kader mit dem Landshuter Neuzugang Christoph Fischhaber. Das Angriffs-Trio Dusan Frosch, Filip Kokoska und Bohumil Slavicek verbuchte in der abgelaufenen Spielzeit 183 (!) Scorerpunkte – da erübrigt sich jeder weitere Kommentar. - TSV Peißenberg Eishackler
Vorsaison: Bayernliga-7., Head-Coaches: Randy Neal, Simon Mooslechner
Vom Papier her wegen einiger Abgänge – u.a. die Kontingentspieler Morley und Novacek – eventuell nicht mehr so stark einzuschätzen aber traditionell eine kampfstarke Mannschaft und immer für einen Platz in der vorderen Hälfte gut. - EC Pfaffenhofen Icehogs
Vorsaison: Bayernliga-10., Head-Coach: Chris Heid
In den Medien stand, dass Rang 5 ins Auge gefasst wird – ein stolzes Ziel. Sehr akribischer Trainer, der das beste aus dem Team herausholt. Mit dem 23-jährigen Nick Endreß den besten Torschützen der Liga und Jake Fardoe gewann die Verteidigerwertung im Vorjahr. - EA Schongau Mammuts
Vorsaison: Bayernliga-13., Head-Coach: Rainer Höfler
Der neue Trainer brachte aus Peissenberg drei Spieler mit nach Schongau. Der tschechische Topscorer Jakub Muzig hat mit seinem Landsmann Roman Tomanek aus Rostock (OLN) einen neuen Angriffspartner. Stürmerlegende Milan Kopecky hat aus gesundheitlichen Gründen seine Karriere beendet. - ERV Schweinfurt Mighty Dogs
Vorsaison: Bayernliga-12., Coach: Kyle Piwowarczyk
Der Trainer ist der Star: Für den ehemaligen Selber Top-Torschützen Piwowarczyk sind die Dogs die erste Trainerstation. Ein Großteil der Mannschaft spielte schon in Landesligazeiten gegen Amberg. Mit Jan Kouba blieb den Dogs der stärkste Stürmer erhalten. - VfE Ulm/Neu-Ulm DonauDevils
Vorsaison: Landesliga-Playoffs, Head-Coach: Robert Linke
Bauen ebenfalls weitgehend auf ihren Aufstiegskader. Ungemein ausgeglichen besetzte Mannschaft, kaum Unterschiede zwischen den einzelnen Blöcken. Verteidigen stark im Kollektiv und jeder einzelne kann Tore schießen. - EHC Waldkraiburg Löwen
Vorsaison: Bayernliga-2., Head-Coaches: Aleksej und Sergej Piskunov
Das Team, das Miesbach am ehesten den Meistertitel streitig machen kann. Hohe Qualität im Angriff mit dem letztjährigen Liga-Topscorer Josef „Beppo“ Straka und dessen Sturmpartner Tomas Rousek. Dazu noch Matthias Bergmann von den Rosenheimer Starbulls als Verstärkung für die Abwehr.
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