Amberg
21.11.2025 - 14:02 Uhr

"Es fehlt das ERSC-Gen": Klare Worte beim Fanstammtisch des ERSC Amberg

Beim Fanstammtisch des ERSC Amberg wurde Tacheles geredet: Die sportliche Krise, der knappe Kader, die finanzielle Sorgen und kritische Fans sorgen für Gesprächsbedarf.

Von Alexandra Maul

Nach einem wilden Saisonstart herrscht beim ERSC Amberg nicht nur reichlich Handlungs-, sondern auch Redebedarf. Die Verantwortlichen der Wild Lions stellten sich deshalb am Donnerstagabend im Café Eisblick dem offenen Austausch mit ihren Fans. Das Lokal war gut gefüllt, die Gespräche von beiden Seiten (meist) konstruktiv, respektvoll, kritisch und vor allem ehrlich. Die beiden Vorstände Mustafa Sugle und Matthias Scherr sowie Sportchef Chris Spanger legten ihre Karten zu diversen Themen auf den Tisch.

Sportliche Situation und Kaderplanung

Die bisherige Saison des ERSC Amberg läuft – freundlich ausgedrückt – alles andere als rund. Nach einer durchwachsenen Vorbereitung blieb auch der Start holprig. Das ist auch den Verantwortlichen rund um Mustafa Sugle und Chris Spanger klar. Eine erste Konsequenz: die Trennung von Trainer Jan Bönning. Man hoffe, so laut Spanger, "frischen Wind" ins Team zu bringen. Denn aktuell fehle es der Mannschaft an Biss und Einsatz. Die schwierigen Rahmenbedingungen lasse man dabei nicht als Ausrede gelten. "Es fehlt das ERSC-Gen", brachte es Sugle auf den Punkt. "Protect the house", sagte Spanger, dafür waren wir bekannt. Kevin Lavallee muss mithilfe von Dirk Salinger nun seinen eigenen Stil finden. Das Powerplay des Teams ist aktuell hierbei nur eine von vielen Baustellen.

Den "unbändigen Willen" vermisst auch Mario Donhauser, der als Wortführer der Kurve agierte. "Uns bereitet ein guter Block mehr Freude als ein schönes Tor", gab er ehrlich zu. Warum man deshalb Kämpfer, wie die beiden Schwarz-Brüder Aron und Felix, nicht verlängerte, sei für ihn unverständlich. Auch diese Frage beantworteten die Verantwortlichen: Man habe den Kader nach den Vorstellungen des Trainers zusammengesetzt, um ein bestimmtes System zu implementieren. Wie, so oft im Sport, müsse man manchmal getrennte Wege gehen. Niemand habe mit der aktuellen Situation gerechnet. Im Nachhinein sei man immer schlauer.

Mögliche Neuzugänge und Rückkehrer

Die verletzten Spieler werden, entgegen allen Gerüchten in den Sozialen Medien, nicht zurückkehren. Aktuell stehen Trainer Kevin Lavallee sieben Stürmer und fünf Verteidiger zur Verfügung. "Man müsse bis Dezember irgendwie überleben", betonte Spanger. Ein erster Schritt in die richtige Richtung sei hierbei die Verpflichtung von Fabian Broll, der bisher im Nachwuchs der Regensburger Eisbären aktiv war.

Man bemühe sich, neue Spieler zu verpflichten. Das Budget ließe im Gegensatz zu anderen Vereinen allerdings nur wenig zu. Während der Konkurrenz wie Dingolfing und Schweinfurt über eine halbe Million zur Verfügung stehen, seien die Mittel in Amberg begrenzt. Die sportliche Situation macht den Verein zudem nicht attraktiver. "Man muss erst einmal gute Spieler finden, die zum Vorletzten der Bayernliga wollen", erklärte Spanger. Man rechnet zum Jahreswechsel allerdings mit der Rückkehr von Lukas Salinger und Lukas Klughardt.

Kontingentspieler

Seinen Humor hat so mancher Fan, trotz der sportlichen Misere, noch nicht verloren. Auf die Frage eines Anhängers, ob es nicht billiger sei, statt zwei kanadischen Kontingentspielern Akteure aus Tschechien zu verpflichten, murmelte ein Kenner der lokalen Fußballszene, "das wäre ja wie beim TSV Kümmersbruck".

Finanziell macht die Nationalität der Kontingentspieler allerdings keine bis wenig Unterschiede. Spanger verweist hierbei auf die Statistiken der beiden Kanadier Brendan Walkom und Nolan Gardiner, die noch immer unter den besten 15 Scorern der Liga zählen. "Dass die beiden bei diesem Pensum irgendwann auch auf dem Zahnfleisch kriechen", müsse den Fans allerdings bewusst sein.

Finanzielle Situation

Wie so oft im Sport spielt auch die finanzielle Situation des ERSC Amberg eine wichtige Rolle. Die Sponsorensuche verlaufe laut Schriftführer Richard Schlosser schleppend. Umso wichtiger sind deshalb die Sponsoren, die den Verein seit vielen Jahren unterstützen. Ein Vergleich mit den Blue Devils Weiden, die dank der Investition der mittlerweile insolventen Ziegler Group und eines fragwürdigen amerikanischen Investors, mittlerweile in der DEL2 spielen, käme deshalb nicht infrage.

Die Versicherung der Spieler bei der Berufsgenossenschaft, Investitionen in Jugend- und Nachwuchstrainer und steigende Bus- und Energiepreise sind nur Beispiele für laufende Kosten. "Das betrifft den gesamten Verein", erklärt Sugle, der deshalb nachhaltig im Gesamtinteresse wirtschaften wolle.

Fans und Hasskommentare

Auch die Fans spielen eine wichtige Rolle im wirtschaftlichen Interesse des Vereins. Das Motto hierbei lautet: je voller das Stadion, desto besser. Es ist das alte leidige Thema: Hat der ERSC Amberg Erfolg, kommen die Zuschauer. Gibt es keinen, bleibt der Ansturm aus. "Das fängt nicht nur in den Sozialen Medien an. Wir müssen auch unsere Freunde und Nachbarn für den Verein begeistern", erklärt Donhauser.

Ebenso wichtig ist das Miteinander zwischen Fans und Verein. Besonders Hasskommentare, die sich auf Facebook persönlich gegen Spieler und Funktionäre richten, sind den Verantwortlichen ein Dorn im Auge. "Das hat keiner verdient", erklärt Sugle. Wer nicht die – entschuldigen Sie den Ausdruck – Eier in der Hose habe, es den Betroffenen ins Gesicht zu sagen, solle derartige Aussagen in den sozialen Medien unterlassen. Auch deshalb habe sich der Verein für einen offenen Austausch eingesetzt.

Ein offener Austausch war da. Das gegenseitige Verständnis für einander sei ein wenig gewachsen – ob das nötige Verständnis auch bei den Facebook-Hetzern angekommen sei, bleibt fraglich. Von diesen hätten die Verantwortlichen am Donnerstagabend niemanden gesehen.

OnetzPlus
Amberg25.11.2025
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.