Nach der Aufnahme in den Nationalkader und seiner Gesellenprüfung zum Fitnesskaufmann wechselte der 22-jährige Andrej Merzliakov zur Sportfördergruppe der Bundeswehr und verlegte seinen Standort ins Sportleistungszentrum nach Heidelberg. Seit Jahresbeginn bereits jagt ein Termin den anderen: Bundesligakampf mit dem BSK Hannover gegen Hertha BSC Berlin, den er auch durch K.o. in der ersten Runde gewann, danach ein Leistungsdiagnostik-Lehrgang in Leipzig. Aktuell ist Merzliakov in Sabaudia/Italien bei einem Grundlagenlehrgang. Am 9. Februar steht der voraussichtlich letzte Kampf der Saison für Hannover im Kalender. Es folgen Sparringslehrgänge in Kasachstan und im Olympischen und Paralympischen Trainingszentrum in Kienbaum bei Berlin, wo auch Ukrainer, Russen und Amerikaner erwartet werden.
EM-Vorbereitung in Havanna
Der Chemiepokal in Halle steht Anfang April auf dem Programm. Nach einem zweiten Leistungsdiagnostik-Lehrgang in Leipzig geht es in die Karibik. Dieser Termin in Havanna bei den derzeit im Boxsport führenden Kubanern vom 14. bis 28. Mai gilt als Vorbereitung auf die Europameisterschaft. Kaum zurück in Deutschland steht ein weiterer Sparringslehrgang in Kienbaum an. Nach diesen Strapazen kommt das erste Ziel Merzliakovs in Sicht: Deutschlands aktuelle Nummer eins im Mittelgewicht darf vom 16. Juni bis 2. Juli zur Europameisterschaft nach Minsk/Weißrussland. Die deutsche Meisterschaft in Berlin vom 29. Juli bis 4. August ist ein weiterer Höhepunkt dieses Jahres. Nach zwei internationalen Lehrgang in Kienbaum folgt der nächste Termin, der dick im Kalender angestrichen ist: Die Weltmeisterschaft vom 2. bis 22. September in Jekaterinburg/Russland. Die wenigen Wochen Pause zwischen den vielen kräftezehrenden Terminen sind zum Teil mit Lehrgängen bei der Bundeswehr belegt, denn die Sportfördergruppe der Bundeswehr hat für die Leistungssportler als Ziel den Dienstgrad des Feldwebels vorgegeben. Wie sieht Andrej Merzliakov all dieser Terminflut entgegen? "Ich freue mich auf alles, was kommt. Und ich freue mich, dass ich in der Sportfördergruppe sein darf und meine Leistungsfähigkeit zeigen kann. Schön ist auch, dass man sich um nichts kümmern muss, sondern ein Rundum-sorglos-Paket geboten bekommt."
Gemeinsame Leidenschaft
Bei all den positiven Eindrücken und optimaler Förderung gibt es auch ein kleines Manko: "Schade, dass mein Trainer Ruslan Schönfeld nicht immer dabei sein kann." Ein absolutes Plus ist allerdings, dass Merzliakovs Verlobte Elvira seine Leidenschaft teilt. Sie selbst boxte vom elften Lebensjahr an, gewann zwei deutsche Meistertitel und war mit 16 Jahren Dritte bei der Europameisterschaft in Wladyslawowo/Polen. Sie erhielt sogar eine Nominierung für die Weltmeisterschaft. Beim BC Amberg, wo sie sich eine intensivere Förderung erhoffte, lernte sie dann ihren Andrej kennen. Seitdem unterstützt sie ihn bei seiner Karriere.
Auch sein Heimatverein, der BC Amberg, gibt ihm viel Kraft. Deshalb ist er, wann immer es geht, bei den Trainingseinheiten dabei, hilft den jüngeren Vereinskameraden und bereichert das Training durch neue Übungselemente.
Bei seinen Turnieren und Lehrgängen ist Andrej Merzliakov viel unterwegs und kommt dabei auch mit interessanten Leuten aus der Boxszene zusammen. Wie Ex-Weltmeister Evander Holyfield, den der Amberger im August des vergangenen Jahres traf, als er mit dem Nationalkader 20 Tage in Chattanooga/Tennessee und Kuba verbrachte. „Er war ganz schön müde von all den Wünschen nach Fotos und Autogrammen. Eigentlich wollte er nur seinem Sohn bei einem Kampf zuschauen“, so Merzliakovs Eindrücke.
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