Samstag, 8. Oktober 2022, 14 Uhr, Fußballplatz des SV Inter Bergsteig Amberg: Die Reservemannschaften der SV Inter und des SV Köfering laufen auf den Rasen, das Punktspiel in der A-Klasse Süd beginnt gleich. Angeführt von Schiedsrichter Moritz Horn, der zum ersten Mal in seinem Leben ein Spiel im Herrenbereich pfeift. Eigentlich nichts Ungewöhnliches – doch Moritz Horn ist erst 13 Jahre alt. "Ich hatte schon ein bisschen Bauchkribbeln", gesteht der Schiri-Novize. Er habe ein paar Bedenken gehabt, wie die Spieler das aufnehmen würden, wenn ein 13-Jähriger das Spiel pfeift: "Das ist ja jetzt nicht wirklich normal."
Das Talent fördern
Als Assistent habe Horn aber bereits einige Einsätze gehabt und dabei "eine gute Figur abgegeben", sagt Thomas Gebele. Eigentlich darf ein Schiri erst ab 14 Jahren ein Spiel im Erwachsenenbereich leiten, sagt der Schiedsrichter-Obmann der Gruppe Amberg, für die Moritz Horn pfeift. Doch die Gruppe könne in Einzelfällen wie hier "schon mal darüber hinwegschauen. Wir haben ein Talent, und damit kann ich den Einsatz begründen." Gebele hat sich die erste Halbzeit des Spiels angeschaut: "Er hat seine Sache toll gemacht." Nach ein paar Minuten und den ersten Pfiffen war das Bauchkribbeln weg und der junge Schiri entspannt sich: "Da habe ich mich auf das Spiel fokussiert."
Moritz Horn stammt aus Raigering, spielt schon als Kind dort Fußball, dann wechselt er für zwei Jahre zum SSV Jahn Regensburg und kickt dort in der U12 und der U13: "Die haben mich entdeckt." Doch heuer Ende Februar geht er zurück zum SV Raigering und ist, weil er das außerhalb der Wechselfrist macht, für drei Monate gesperrt. Genügend Zeit, um einen Wochenend-Kurs für Schiedsrichter im Erwachsenenbereich zu belegen. Denn Moritz Horn ist ein bisschen vorbelastet: "Ich habe vorher schon D-Jugend und C-Jugendspiele gepfiffen."
Das erste Spiel in der A-Klasse, eine Herausforderung, die er mit Bravour meistert. "Das Spiel war nicht besonders anspruchsvoll. Die Spieler waren alle ziemlich fair", erzählt Moritz. Die schwierigsten Entscheidungen, die er zu treffen hat, sind zwei Elfmeter. Dass er sich traut, sofort nach einem Foul zu pfeifen und auf den Punkt zu zeigen. "Aber da pfeift man instinktiv, man hat die Regeln alle auswendig im Kopf", erklärt der 13-Jährige. "Das waren zwei Elfmetersituationen, die ich anscheinend richtig gesehen habe. Beim ersten Elfmeter hätte ich dem Torhüter noch die gelbe Karte geben können. Aber das war nicht unbedingt ein Fehler. Der Stürmer hat sich den Ball am Torhüter vorbei gelegt, der Torhüter kam raus und hat mit der Hand am Fuß den Gegner zu Fall gebracht." Proteste gibt es keine – weder von Spielern noch von den Zuschauern.
Schulterklopfen als Belohnung
Beim Thema "Abseits" gibt er sich selbstbewusst, er habe ein gutes Auge, so dass er auch wisse, wo er sich hinstellen muss. Sein Papa und seine Mama sind auch bei seinem ersten Einsatz in der A-Klasse dabei, und sind sehr stolz auf ihren Junior. Von beiden gibt's hinterher eine Belohnung: "Schulterklopfen, mehr nicht", sagt Moritz und grinst.
Der junge Unparteiische geht in die achte Klasse der Realschule in Amberg und spielt in der C1 des SV Raigering in der Bezirksoberliga – im rechten Mittelfeld. "Wenn man selbst Schiedsrichter ist, dann meckert man als Spieler nicht. Das habe ich noch nie gemacht, und das werde ich auch nicht machen. Aber natürlich denkt man sich manchmal: Hhhhmmm, vielleicht wäre es doch anders gewesen." Sein erstes Ziel sei die eigene Karriere als Fußballspieler, und dann "bin ich offen für alles, was als Schiedsrichter so kommt." Am kommenden Samstag steht für den Nachwuchs-Referee das nächste Spiel an, dieses Mal in der B-Klasse: SV Schmidmühlen III gegen den SC Eschenfelden II. Ein bis zwei Spiele pro Woche stehen für ihn auf dem Programm: "Das macht super Spaß."
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