Die Fußballstadt Bayreuth erwacht

Bayreuth
09.08.2021 - 17:17 Uhr
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Breuer, Größler, Mahr - die glorreichen Zeiten der SpVgg Bayreuth liegen lange zurück. Nicht nur wegen des Spiels gegen Arminia Bielefeld herrscht jetzt aber Aufbruchstimmung. Auch Oberpfälzer wie Dennis Lippert basteln an der Zukunft mit.

Dennis Lippert (rechts) im Zweikampf mit dem Bielefelder Cedric Brunner. Lippert ist mittlerweile Stammkraft bei der SpVgg.

Dennis Lippert (25) lag in der ersten Hälfte schmerzgekrümmt am Boden - doch er rappelte sich auf. In der zweiten Hälfte gab's einen Schlag auf den Hinterkopf. Der Linksverteidiger der SpVgg Bayreuth musste an der Außenlinie behandelt werden. "Mir war ein bisschen schwindlig, aber es ging gleich wieder." Wenn einer weiß, wie man sich schüttelt und weitermacht, dann ist das Dennis Lippert. Nach seinem schweren Kreuzbandriss im März 2017 schien die Karriere des hoffungsvollen Zweitligaspielers des 1. FC Nürnberg schon beendet. Doch der Weidener kämpfte. Allein im Fitnessstudio und auch gegen seine Zweifel und die der anderen. "Ich habe ja drei Jahre lang nicht richtig Fußball gespielt." Im Juni 2020 bekam er bei der SpVgg Bayreuth einen Vertrag, Trainer Timo Rost (42) wollte ihn unbedingt haben. Im ersten Jahr kam Lippert schon wegen Corona nicht richtig in den Rhythmus, auch die Regionalliga Bayern pausierte. Aber mittlerweile kickt er wie früher. Bei Rost ist er Stammkraft auf der Linksverteidigerposition und zeigte am Samstag im DFB-Pokalspiel gegen Arminia Bielefeld seine Stärken: Die linke Seite rauf- und runter zu wuseln, gute Flanken, die körperlichen Nachteile gleicht der 1,72 Meter große Blondschopf durch seine Bissigkeit und Cleverness im Zweikampf aus. "Das muss man als Regionalligist gegen einen Erstligisten schaffen, die Partie 80 Minuten lang offenzuhalten", freute sich der Weidener trotz der 3:6-Niederlage über den Auftritt der SpVgg.

Lippert taten am Sonntag die Knochen noch richtig weh. Er muss immer noch haushalten mit seinem Körper. "Es war erst das siebte Pflichtspiel von Anfang an seit meiner Knieverletzung", hat er nachgerechnet. Am heutigen Dienstagabend im Verbandspokalspiel beim SV Auerbach aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach, wird er wohl pausieren dürfen. Auch Trainer Rost achtet bei ihm immer noch auf Belastungssteuerung: "Aber man merkt schon, dass Dennis jetzt nicht mehr so verletzungsanfällig ist", meint der ehemalige Coach des FC Amberg. Auch so hat der Trainer viel Lob für seinen Linksverteidiger übrig: "Er ist fleißig, hört gut zu, ist absolut lernwillig." Rost ist sich sicher: "Dennis wird uns noch viel Freude bereiten."

Zum Plan der ambitionierten Bayreuther gehört es auch, auf Leute wie Lippert, zu setzen. Spieler, die aus einer längeren Verletzung kommen oder bei anderen Klubs durchgefallen sind. Bei den Oberfranken gibt es einige, die in den Nachwuchsleistungszentren des 1. FC Nürnberg oder der SpVgg Greuther Fürth ausgebildet wurden, den Sprung in die oberen Profiligen aber nicht geschafft haben. Der Umweg verläuft über Bayreuth. Tobias Weber, Steffen Eder, Ivo Knezevic, Daniel Steininger oder Stefan Maderer - bei den Gelb-Schwarzen können sie sich beweisen. Das will auch Markus Ziereis (28), der nach seinen Zeiten beim TSV 1860 München und dem SSV Jahn Regensburg nun in Bayreuth gelandet ist. Bei der Altstadt ist der aus Neukirchen/Balbini (Landkreis Schwandorf) stammende Angreifer eine wichtige Kraft. "Markus sorgt für Tore", sagt Lippert, der auch sieht, dass der Konkurrenzkampf im Team härter geworden ist. "Wir haben jetzt in etwa 20 gleichwertige Spieler." Da muss man selbst um einen Platz auf der Bank kämpfen. Johannes Golla (25) aus Waldthurn (Landkreis Neustadt/WN) tauchte gegen Bielefeld auf dem Spielberichtsbogen auf, blieb aber 90 Minuten draußen. Der Außenbahnspieler, der mit Lippert in Nürnberg in einer WG wohnt, dürfte aber am Dienstag beim SV Auerbach in der Startelf stehen.

Rost ist dieser Konkurrenzkampf nur recht. Nichts anderes als den Aufstieg von der Regionalliga in die 3. Liga hat sich der Ex-Profi des 1. FC Nürnberg und VfB Stuttgart zum Ziel gesetzt. Es wird hart genug - aus zweierlei Sicht. Sportlich ist die Liste mit den aufstiegswilligen Teams FC Bayern II, FC Schweinfurt, Wacker Burghausen oder SpVgg Unterhaching richtig lang. Nur einer geht nach oben. Zum anderen wird die gut 70000 Einwohner zählende Stadt Bayreuth derzeit sportlich vom Basketball-Bundesligisten medi Bayreuth und den Eishockey-Zweitligisten EHC Bayreuth dominiert. Die glorreichen Zeiten der SpVgg mit Wolfgang Mahr, Bobby Breuer oder Manne Größler sind schon Jahrzehnte vorbei. Doch die Studentenstadt hat Potenzial. "Die Kulisse gegen Bielefeld war traumhaft", schwärmte Rost. Mehr als 5000 Zuschauer waren da, skandierten immer wieder "Altstadt, Altstadt". "Bayreuth wird langsam wieder eine Fußballstadt", ist Rost erwartungsfroh. Dass es etwas schneller geht, dafür könnten seine Jungs in dieser Saison sorgen.

Bayreuth08.08.2021
 
 

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