Das emotionale Derby 1860 gegen FC Bayern: Köllner einfach nur sprachlos

München
17.05.2021 - 21:48 Uhr
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Wenn 1860 und der FC Bayern aufeinandertreffen, dann wirds immer heftig. Sascha Mölders war am Sonntag auch verbal ein Angreifer, die "Löwen"-Fans hielt es nicht zu Hause.

Die Sechziger-Fans begrüßen ihre Lieblinge im Bus mit einem Fan-Spalier. Gut 1000 Leute waren am Sonntag vors Grünwalder Stadion gekommen.

Ann-Christin war völlig aus den Häuschen, hypernervös, sie konnte gar nicht hinschauen. "Oh Gott, er muss schießen." Ihr Liebster und Ehemann unten auf dem Platz blieb dagegen ganz cool. Ganz sicher verwandelte Phillipp Steinhart den Foulelfmeter zum 2:2 für 1860 München gegen den FC Bayern II. Ann-Christin, mit dem Trikot ihres Liebsten mit der Nummer 36 auf der Tribüne sitzend, stehend, anfeuernd, ging die 90 Minuten voll mit. Bei den "Löwen" gibt es nicht nur jetzt in der entscheidenden Saisonphase Emotionalität an allen Ecken und Enden.

Ein sprachloser Köllner

Schon vor dem Spiel war klar geworden, was diesen Arbeiterverein auf Giesings Höhen ausmacht. Obwohl die roten Bayern auf der anderen Seite der Grünwalder Straßen sportlich und finanziell Lichtjahre entfernt sind und sich als "Münchens wahre Liebe darstellen", sehen sich die Giesinger immer noch als "Münchens große Liebe". Auch in der dritten Liga. "1860 ist ein Fan-Verein", sagte Trainer Michael Köllner am Sonntag nach dem kleinen Derby im Grünwalder Stadion. "Das war für mich damals auch ein Grund hierher zu gehen." Einmalig sei die Atmosphäre schon vor dem Spiel gewesen, berichtet der Fuchsmühler. "Das macht einen richtig sprachlos. Der Verein wird von den Fans getragen." Auf der Grünwalder Straße und Tegernseer Straße bildeten am Sonntag mehr als 1000 Fans ein Spalier, durch den sie den Mannschaftsbus zum Stadion geleiteten. Schon vorher feierten sie die Spieler, die vor dem Anpfiff herauskamen, um sich bei den Anhängern zu bedanken. Den Fans, die den Sechzigern so fehlen.

"Umso beachtlicher ist es, welch' starke Saison wir komplett ohne Fans spielen", ergänzte Köllner, der mit seiner Mannschaft nun seit elf Partien ungeschlagen ist. "Unsere Fans im Stadion machen schon fünf bis zehn Punkte in einer Saison aus", glaubt er. Am kommenden Samstag wollen die "Löwen" mit einem Sieg beim Konkurrenten FC Ingolstadt noch den Aufstiegsrelegationsplatz erreichen. "Wir sind noch nicht am Ende", sagte der Trainer grinsend.

"Wie ein kleiner Schulbub"

Dass das aber über die Relegation noch mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga klappt, davon geht einer ohnehin aus. Sascha Mölders, der ebenfalls per Elfmeter zum 1:1 ausgeglichen hatte, war nicht nur auf dem Platz wie immer emotional in seinem Element, sondern auch danach. Der Zweikampf mit seinem Gegenspieler Maximilian Welzmüller ging vor den Mikrofonen verbal weiter. Schauspielerei unterstellte er dem Bayernakteur. "Wenn ich meinen elfjährigen Sohn schubse, bleibt der stehen. Aber der läuft gegen mich und fängt an zu heulen wie ein kleiner Schulbub." Vor laufenden Kameras kanzelte er den Bayern-Akteur ab. "Nächstes Jahr spielt ihr Regionalliga."

Vereinzelt wird schon spekuliert, ob dieser verbale Ausraster nicht eine Sperre im letzten Spiel zur Folge haben könnte. Der bullige 1860-Stürmer ließ sich erst von Ehefrau Ivonne am Tribünenrand wieder beruhigen.

Ann-Christin, Sascha und die blauweißen Fans - bei 1860 geht's wie immer besonders emotional zu. Nur Coach Köllner blieb am Sonntag ganz ruhig. Sollte allerdings der Aufstieg in Liga zwei doch noch gelingen, dann dürfte auch der "Köllner Michel" richtig abgehen. Das kann er auch, wie viele Stiftländer sicher noch von früher wissen.

München16.05.2021
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