Deutsche Faustballer wieder Weltmeister: Auch Oberpfälzer Vereine jubeln

Floß
03.08.2023 - 11:20 Uhr
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In Mannheim brachen alle Dämme: Die deutschen Faustballer haben den Heimvorteil genutzt und erneut den WM-Titel gewonnen. Auch in der Oberpfalz ist die Freude groß.

Die deutsche Faustball-Nationalmannschaft jubelt nach dem Gewinn des WM-Titels.

Egal ob Fußball oder Handball, Basketball oder Volleyball - wenn ein Ball im Spiel ist, sind deutsche Nationalteams aktuell mehr oder weniger weit weg von der Weltspitze. Ganz anders die Faustballer. Zum vierten Mal in Folge und insgesamt 13. Mal schnappten sie sich am vergangenen Wochenende die WM-Krone. Vor über 10000 begeisterten Zuschauern in der SAP-Arena von Mannheim schlug die Mannschaft um den weltbesten Hauptangreifer Patrick Thomas (Pfungstadt) den Erzrivalen Österreich deutlich mit 4:0 (11:7, 11:3, 15:14, 11:7).

Nicht nur vor Ort feierten die Faustball-Fans den alten und neuen Champion. Die Woge der Begeisterung erfasste auch die Faustball-Vereine in der Oberpfalz. "Die Weltmeisterschaft hat tollen Faustballsport gezeigt. Das war ein klasse Niveau", sagt Rainer Heinold. Der Spartenleiter des TB Weiden, einst selbst Nationalspieler während der goldenen Ära des Weidener Faustballsports vor rund 40 Jahren, hat so manches WM-Spiel im Livestream verfolgt. Er zollt dem Sieger uneingeschränkten Respekt: "Es gibt keinen Zweifel, dass der Titelgewinn verdient ist. Die deutsche Mannschaft war in allen Spielen drückend überlegen." Vor allem die Schlagkraft von Ausnahmeakteur Patrick Thomas hat es Heinold angetan: "Seine Dominanz ist einzigartig." Mit dessen Vater Dieter Thomas hatte sich Heinold einst im Nationalteam einen Konkurrenzkampf geliefert. "Das war auf meiner Position damals mein Hauptkonkurrent. Es ging aber alles fair und kameradschaftlich zu."

Hinter Fußball die Mitläufer

Ob der erneute Titelgewinn dem Faustballsport zu mehr Aufmerksamkeit und Popularität hierzulande verhilft? Da ist Heinold skeptisch. "Fußball ist medial die Nummer eins, dahinter kommen die Mitläufer." Die Zeiten, dass es wie einst in Weiden Faustball-Stadtmeisterschaften gibt und 15 bis 20 Mannschaften melden, seien vorbei. "Mein Herz brennt immer noch für den Faustball. Es wird aber immer schwieriger, die Kinder für unseren Sport zu begeistern."

Ein Verein, der die Trendumkehr geschafft hat, ist die DJK FV Ursensollen. "Wir haben seit zwei, drei Jahren wieder mehr Kinder am Start", berichtet 2. Vorsitzende Jana Scherm, die allerdings auch zugibt: "Zuvor hatten wir eine längere Durststrecke." Auch um die Begeisterung bei jung und alt für den Faustballsport hochzuhalten, hatte der 420 Mitglieder starke Verein einen Besuch der Heim-WM organisiert. Der 50-Mann-Bus für das Final-Wochenende war auf Anhieb ausgebucht, die Eindrücke sind bleibender Natur: "So etwas zu erleben, verbindet einfach." Für die Leistung des deutschen Nationalteams hat Scherm nur Superlative übrig: "Patrick Thomas ist als Angreifer unübertroffen. Aber es ist der Wahnsinn, was die gesamte Mannschaft beim Zuspiel und in der Abwehr leistet." Emotional berührt war der mitgereiste DJK-Nachwuchs. "Ich habe schon den Eindruck, dass die Kinder Motivation und Schwung von der WM mitnehmen", sagt Scherm.

Olympia als Ziel

Die lange Anfahrt nach Mannheim nahmen auch einige Aktive der TSG Mantel-Weiherhammer in Kauf. "Ich weiß von einigen, die mit dem Auto hingefahren sind", erzählt Spartenleiter Andreas Göppl. Er selbst hatte ein spannenderes Finale auf der Rechnung: "Meist sind die Spiele gegen Österreich ja ziemlich eng." Göppl würde sich wünschen, dass der deutsche WM-Erfolg auch an der Basis ankommt. "Heuer haben wir vier jüngere Kinder dazubekommen. Schwierig ist die Situation bei den Älteren." Extrem wichtig wäre die Aufnahme in den Kreis olympischer Sportarten: "Das wäre eine Voraussetzung, um populärer zu werden."

Mehr mediale Aufmerksamkeit durch Livestreams, viel Resonanz in den Sozialen Medien – die Heim-WM hat laut Dominik Siegl gezeigt, in welche Richtung sich der Faustballsport entwickeln muss. "Die Faustballvereine haben sich unglaublich viel über Instagram oder WhatsApp ausgetauscht. Da wurde richtig mitgefiebert." Zwar seien erneut Deutschland, Österreich, Brasilien und die Schweiz in dieser Reihenfolge die dominierenden Nationen gewesen, "aber dahinter tut sich was. USA, Serbien oder auch Chile sind Länder, die den Anschluss schaffen wollen."

Vereine weggebrochen

Siegl ist nicht nur Abteilungsleiter beim TV Floß, sondern seit sechs Jahren auch BezirksfachwartEr hat deshalb einen Überblick über den Wandel, der sich in den letzten zwei Jahrzehnten vollzogen hat. Windischeschenbach, Nittenau, Wackersdorf, Neutraubling oder auch Walhalla Regensburg – mehrere ehemalige Faustball-Standorte sind von der Landkarte verschwunden. "Es sind Vereine und Sparten weggebrochen", bedauert Siegl. Was aber Hoffnung macht: In den letzten Jahren hat sich die Zahl der aktiven Vereine stabilisiert. Die Jugendarbeit zu forcieren, sei das Gebot der Stunde, meint Siegl und nennt die DJK FV Ursensollen oder die TSG Mantel-Weiherhammer als treibende Kräfte.

Aktuell gibt es rund 250 aktive Faustballer im Bezirk Oberpfalz. Ob sich diese Zahl halten oder gar ausbauen lässt, hängt auch von der Wahrnehmung der Sportart in der Öffentlichkeit ab. Beim TV Floß tun sie alles, um Eigenwerbung zu betreiben. Dazu gehört auch das 60-jährige Gründungsjubiläum, das die Flosser Faustballer am kommenden Wochenende feiern. Wenn Siegl die Werbetrommel rühren und Eigenschaften nennen soll, die den Faustball attraktiv für den Nachwuchs machen, dann greift er auf die Erfolgsfaktoren des deutschen Teams bei der Heim-WM zurück: "Kampf, Athletik, Geschwindigkeit, Teamgeist, das sind die Basics."

Info:

Faustball in der Oberpfalz

  • Faustball ist ein Volleyball-ähnliches Rückschlagspiel für zwei Mannschaften mit je fünf Spielern. Der Ball darf dazwischen auf dem Boden aufspringen, doch muss er mit der Faust oder dem Arm gespielt werden.
  • Im Oberpfälzer Faustball sind aktuell sieben Vereine aktiv.
  • Dabei handelt es sich um: DJK FV Ursensollen, TSG Mantel-Weiherhammer, TV Floß, TB Weiden, FC Maxhütte-Haidhof, SV Obertraubling und TV Herrnwahlthann.
  • Manche Vereine bilden Spielgemeinschaften. So spielen die Damen der SG Mantel-Weiherhammer/TV Floß und die Herren der SG TB Weiden/TV Floß jeweils in der Landesliga.
 
 

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