Nur das Wetter spielte nicht mit. Da hätte sich natürlich ein strahlend blauer Himmel angeboten. Allerdings hingen tiefe Wolken am Mittwoch über Planica, doch Eric Frenzel strahlte trotzdem über etwas, was bisher vor ihm noch kein nordischer Wintersportler geschafft hatte. Mit der deutschen Staffel holte der Kombinierer in einem engen Rennen die Silbermedaille, am Ende waren wieder einmal die Norweger vorne.
Es war die 18. WM-Medaille für den Flossenbürger in seiner langen Karriere: „Das ist erst einmal Beiwerk“, sagte der 34-Jährige zunächst, ordnete aber diese Zahl dann doch richtig ein: „Natürlich ist das schon cool. Ich hätte nie geträumt das zu erreichen und es macht mich stolz. Björn Daehli ist ja nicht irgendwer.“ Mit dieser Medaille hat Frenzel die norwegische Langlauf-Legende zahlenmäßig überholt. Einen besonderen Platz bekomme das Edelmetall in seinem Haus jetzt aber nicht. Er habe für alle sein Bestes gegeben.
Die Mannschaft zählt
Vor allem Frenzel war es, der als Startläufer für eine Dramaturgie des Rennens gesorgt hatte, die es so zuletzt selten gegeben hatte. Mit 23 Sekunden Rückstand auf die nach dem Springen führenden Norweger waren Frenzel, Vinzenz Geiger, Johannes Rydzek und Julian Schmid als Dritte – nahezu zeitgleich mit den Zweitplatzierten Österreichern – auf die Strecke gegangen. „Ich wollte mein Bestes geben und das habe ich gemacht“, gab sich Frenzel so, wie man ihn kennt: bescheiden, die Mannschaftsleistung in den Vordergrund stellend.
Frenzel hatte nach fünf Kilometern die Lücke zu Espen Andersen zugelaufen. Geiger und Rydzek blieben mit den Norwegern gleichauf, ehe Jarl Magnus Riiber und Julian Schmid auf die Schlussrunde gingen. Und da gab es eine Situation, die Bundestrainer Hermann Weinbuch mächtig ärgerte. Als der norwegische Dominator auf der Strecke wieder einmal seine Stopp-and-Go-Spielchen trieb, wollte Schmid vorbei. „Da hat er Julian reingepresst, ihm keinen Raum gelassen“, kritisierte Weinbuch den norwegischen Star. Sein Läufer sei dadurch aus dem Rhythmus gekommen. Aber das mache Riiber ja öfter. Deshalb hätten die Deutschen auch Protest eingelegt, den die Jury aber abschmetterte. „Ich glaube, dass Julian in dieser Situation etwas vor Riiber war oder mindestens gleiche Höhe war“, argumentierte der Bundestrainer. „Wir wollen einen Fight, aber einen fairen Fight, aber da war aus meiner Sicht die Grenze überschritten.“
Am Ende war Weinbuch aber versöhnlich: „Das war heute ein taktisches Spiel, aber die Jungs sind cool geblieben.“ Letztendlich seien die Norweger einen Hauch vorne gewesen. Und dann lobte er seinen Routinier Frenzel: „Er ist einfach cool geblieben auf der Strecke.“ Auch mit dieser Abgezocktheit ging es zur Jubiläumsmedaille.
Es begann in Tarvisio
Im Jahr 2007 hatte Frenzel im benachbarten Tarvisio (Italien) seine erste Goldmedaille gewonnen – bei der Junioren-WM. „Wir sind ja damals auch hier in Planica“, gesprungen“, erinnerte er sich am Mittwoch. „Mittlerweile ist ja etwas dazugekommen. Da ist ja einiges passiert“, sagte er lächelnd. Frenzel ist in der Zeit zum erfolgreichsten nordischen Wintersportler geworden.
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