Zum Saisonende hin müssen noch einmal alle ran: Nicht die Spieler auf dem Rasen, sondern die Vereinsfunktionäre in den digitalen Kanälen. Dass die XXL-Saison 2019/21 in Pandemiezeiten nicht regulär beendet werden kann, ist jedem mittlerweile klar. Jetzt geht es darum, wie die Tabellenstände zu werten sind, um in der kommenden Saison wieder starten zu können. Gilt, wie vom Bayerischen Fußballverband zunächst vorgesehen, die sogenannte Quotientenregel (Paragraf 93), also, dass es Auf- und Absteiger gibt, wobei die Relegation komplett wegfällt? Oder kommt die Alternativlösung B, "Nur Aufsteiger, keine Absteiger", zum Tragen, die von einigen Vereinen angeregt wurde? Wobei natürlich auch hier die Quotientenregel bei der Festlegung der Tabellenplätze zur Anwendung kommt. Dies veranlasste Jürgen Faltenbacher, im Präsidium verantwortlich für den Spielbetrieb, am Freitag bei einer Online-Pressekonferenz auch zu dem Hinweis: "Es wird bei beiden Varianten Härtefälle geben."
Aufruf auf die Vereine
Es ist kein Geheimnis, dass der Verband die erste Variante mit Auf- und Absteigern favorisiert. Faltenbacher hält es derweil für sehr wichtig, dass sich möglichst viele Vereine an den Online-Webinaren am Freitag und Samstag kommender Woche beteiligen. "Da wollen wir noch einmal deutlich die Auswirkungen beider Varianten darlegen", erklärte der Waldsassener. Bis zum Dienstag, 18. Mai, läuft dann die Abstimmung der Vereine. Am gleichen Tag gibt es dann eine Präsidiumssitzung, die das Ergebnis feststellt.
Die Regelungslücke schließen
Sollte die ursprünglich geplante Variante zur Anwendung kommen, könnte das Präsidium diese per Beschluss umsetzen. Käme die Variante "Nur Aufsteiger, keine Absteiger" zum Zug, müsste ein Verbandstag diesen Beschluss bestätigen. Das wäre aber wohl nur eine Formalie. Der Vorstand würde dann natürlich die Delegierten bitten, dem Meinungsbild der Vereine zu folgen, sagte BFV-Geschäftsführer Jürgen Igelspacher. Die unterschiedliche Vorgehensweise erklärte der Jurist auch: Mit Paragraf 93 sei im Sommer vergangenen Jahres eine Regelungslücke im Verbandsregelwerk geschlossen worden. Ein langanhaltendes Sportverbot durch den Staat, in diesem Fall ausgelöst durch Corona, war dort nicht vorgesehen. Der BFV-Vorstand konnte ohne Delegiertenbeschluss die Lücke schließen. Das Ergebnis des Beschlusses sei auch offen kommuniziert worden, sagte Igelspacher weiter: "Jeder wusste, worauf er sich einlässt, als es im vergangenen Herbst wieder losging." Die Regelungslücke sei mittlerweile gefüllt, deswegen brauche es für eine Annahme der Variante B ein Delegiertenvotum bei einem Verbandstag.
"Keine Denkverbote"
Gäbe es nur Aufsteiger und keine Absteiger, würde sich die Zahl der Mannschaften in den einzelnen Ligen stark verändern. Wie das zu lösen wäre, ließ Faltenbacher noch offen. "Es gibt da keine Denkverbote." Die Spielleiter würden sich schon intensiv damit beschäftigen. Play-off, Play-down, Ligen-Teilung, all das sei in der Diskussion. Es könne auch unterschiedliche Spielsysteme in den einzelnen Bezirken geben, hieß es. In der kommenden Woche sollen auch Prognosen veröffentlicht werden, wie die Ligenzusammensetzungen aussehen könnten. "Wichtig wird sein, den Vereinen die Auswirkungen vorzustellen", sagte Faltenbacher weiter. Man müsse auch bald wieder auf Sollstärke kommen. BFV-Vizepräsident Robert Schraudner machte dazu aber eine interessante Anmerkung: Man könne durchaus Modelle, die seit Jahrzehnten gelten, überdenken: "Nichts ist in Stein gemeißelt."
Faltenbacher und seine Vorstandkollegen sind gespannt, wie das Online-Voting ausgeht. Den Ausgang schätzen sie als völlig offen ein. Kein mögliches Thema bei der Befragung der Vereine waren andere Varianten: eine weitere Saisonverlängerung etwa oder eine komplette Annulierung. Vizepräsident Schraudner: "In allen Ligen sind mindestens zwei Drittel aller Spiele absolviert. Wir haben zwei Jahre gespielt. Das jetzt auf null zu setzen, hat keinen Sinn."
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