Bei der 1:2-Niederlage am ersten Bayernliga-Spieltag bei der DJK Gebenbach trafen für den Aufsteiger SpVgg SV Weiden Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft kurioserweise aufeinander. Die Väter des Aufstiegs und des Meistertitels in der Landesliga, der ehemalige Sportliche Leiter Hannes Beer und Ex-Trainer Andreas Scheler, verkörpern nach den Turbulenzen inmitten der Saison-Vorbereitung die jüngste Geschichte des Vereins. Den Derby-Auftakt in Gebenbach ließ sich das Duo trotz ihrer noch frischen Demission nicht entgehen. Mitten im Pulk der schwarz-blauen Jungs, dem harten Kern der Weidener Anhänger, gaben sie sich fannah, waren stete Gesprächspartner und erfuhren ihrerseits viel Zuspruch für das für die Wasserwerkelf Geleistete.
Ob sie auch die Evergreens "Heja, heja, ESV" oder "Tsching-tschang-tschung Spüllvereinigung" mitgrölten ist nicht überliefert. Aber Beer begrüßte beim Warmmachen den ein oder anderen Neuzugang, den noch er zur SpVgg SV gelotst hatte, von der Tribüne aus. Einer dieser neuen Spieler ist Torhüter Fabian Scharnagl. Der Ex-Konnersreuther, und damit wären wir in der Gegenwart angekommen, feierte in Gebenbach seine Bayernliga-Premiere – vor den Augen seines stolzen Vaters Tilo Scharnagl, der in jungen Jahren ebenfalls bereits das Weidener Tor gehütet hatte. Auf die Frage, wie denn die Mannschaft mit den Turbulenzen und personellen Rochaden auf der Kommandobrücke umgegangen sei, ob sie viel darüber geredet oder doch mehr geschwiegen habe, antwortete Fabian Scharnagl kurz und knapp: "Sowohl als auch. Punkt."
Per Standard überrumpelt
Auskunftsfreudiger war der Keeper dagegen bei der Analyse der Niederlage zum Saisonstart, und dabei ärgerte ihn besonders der frühe Gegentreffer zum 0:1 durch Marco Seifert. "Das ist extrem bitter. Wir haben deren schnell ausgeführte Freistöße vorher extra noch angesprochen, dann lassen wir uns nach fünf Minuten gleich so überrumpeln." Dennoch überwogen auch bei Scharnagl nach der Partie die positiven Ansätze, die seine neue Elf, für viele überraschend, in Gebenbach gezeigt hatte. "Auch wenn sich das nach Niederlagen immer doof anhört, aber auf dieser Leistung müssen wir jetzt aufbauen." Dem pflichtete Verteidiger Niklas Lang bei: "Wir machen nach einem schwierigen Beginn verdient den Ausgleich, und müssen diesen dann auch über die Zeit bekommen. Ich glaube schon, dass ein Punkt verdient gewesen wäre."
Dieser Meinung war auch Weidens Ex-Oberbürgermeister Kurt Seegewiß, der mit dem schwarz-blauen Schal um den Hals über den Rasen stapfte und den Gebenbacher Sieg als "unverdient" bezeichnete. Diesem Urteil konnte DJK-Trainer Kai Hempel logischerweise nicht ganz so viel abgewinnen. "Es geht darum, Spiele zu gewinnen. Wenn die Weidener unseren Sieg als unverdient empfinden, ist mir das relativ egal." Allgemein prägten Emotionen dieses Auftaktderby. Weidens Neu-Trainer Rüdiger Fuhrmann war vom Ausgleichstreffer des gerade eingewechselten Josef Rodler derart euphorisiert, dass er sich völlig losgelöst jubelnd plötzlich mitten auf dem Spielfeld wiederfand.
"Grüne" Hoffnungsträger
Auch wenn der erfahrene Coach nach dem späten K. o. in der Nachspielzeit verständlicherweise zunächst gefrustet war, richtete er den Blick schnell wieder in die Zukunft – sowohl in die kurzfristige, die da heißt Heimspiel gegen den ASV Cham am Dienstagabend, als auch die langfristige. Und hier heißen die schwarz-blauen Hoffnungsträger Paul Weidhas, Erol Özbay, Moritz Zeitler, Niklas Lang, Kevin Grünauer oder Fabian Helleder. Keiner dieser Akteure ist älter als 24 Jahre, umso beeindruckender war deren ausgebuffter Auftritt in Gebenbach. "Wir haben ein tolles Spiel gemacht, aber wir werden uns schon noch verbessern, davon bin ich überzeugt."
Und Rüdiger Fuhrmann wäre nicht Rüdiger Fuhrmann, wenn er nicht im selben Atemzug noch einen Ratschlag für seine jungen Akteure parat halten würde: "Wir haben noch ein paar ‚grüne Jungs‘ dabei, die zum Schluss lieber noch einen Angriff initiieren anstatt den Ball zu halten und zurückzuspielen. Da muss ich auf die Uhr schauen und wissen: Das mach' ich nicht mehr." Ob sich seine Akteure diese Worte zu Herzen nehmen, wird sich schnell zeigen, wenn zur Bayernliga-Heimpremiere der ASV Cham am Dienstagabend zum nächsten Oberpfalz-Derby in Weiden gastiert. Vielleicht dann ja wieder unter den gespannten Blicken von Hannes Beer und Andreas Scheler.
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